Aus dem Fotoarchiv von Kurt Wyss: Herr der Hebel inder Höhe

Aus den einstigen Fabrikhallen im Gundeldinger Quartier ist eine Stätte der Begegnung geworden. Basilika» wurde sie genannt, die 1899 gebaute Produktionshalle der Basler Maschinenfabrik Burckhardt zwischen Dornacher- und Gundeldingerstrasse gelegen. «Basilika» – ein bisschen scherzhaft wohl, doch mit Sicherheit auch von Stolz geprägt und mit Respekt für das imposante, dreischiffige Gebäude, das in seiner Gliederung […]

Blick in die Produktionshalle der ehemaligen Maschinenfabrik Burckhardt an der Dornacherstrasse in Basel: Menschliche Schaffenskraft und technische Perfektion, eindrücklich in Szene gesetzt im November 1964. (Bild: Kurt Wyss)

Aus den einstigen Fabrikhallen im Gundeldinger Quartier ist eine Stätte der Begegnung geworden.

Basilika» wurde sie genannt, die 1899 gebaute Produktionshalle der Basler Maschinenfabrik Burckhardt zwischen Dornacher- und Gundeldingerstrasse gelegen. «Basilika» – ein bisschen scherzhaft wohl, doch mit Sicherheit auch von Stolz geprägt und mit Respekt für das imposante, dreischiffige Gebäude, das in seiner Gliederung und Dimension bis auf den heutigen Tag an eine mittelalterliche Kirche erinnert.

Tempi passati: Die industrielle Produktion am Standort Gundeldinger Feld gehört der Vergangenheit an. 1969 erfolgte die Eingliederung des Unternehmens in die Winterthurer Sulzer AG, die den Betrieb in mehreren Schritten an ihren Stammsitz verlegte. Im Juni 2002 wurde die Firma dann erneut verselbstständigt. Sie operiert heute als Burckhardt Compression Holding AG mit über 900 Beschäftigten (Stand 2011) auf dem internationalen Markt.

Mehr Raum im Gundeli

Für die Wohnqualität im dicht besiedelten Gundeldinger Quartier erwies sich der Wegzug der Maschinenbaufirma als Segen. Das leer stehende Burckhardt-Areal mit seinen schutzwürdigen Industriebauten eignete sich ideal als sozialer und kultureller Treffpunkt. Auf dem der Bevölkerung bisher nicht zugänglichen Gundeldinger Feld entstand ein einzigartiger Freiraum, auf dem die bestehenden Gebäude durch geschickte Umnutzung eine neue, für die Entwicklung des Quartiers zentrale Bedeutung erhielten.

Verantwortlich für das Gesamtprojekt zeichnete ein Team aus Architektur-Fachleuten und Quartierbewohnern, das sich zur Initiativgruppe Gundeldinger Feld und – nach dem Ankauf des Areals – zur Gundeldinger Feld Immobilien AG entwickelte. Etwas später ging daraus dann auch noch die Kantensprung AG hervor, um eine Trennung von Grund- und Gebäude-Eigentum zu schaffen.

Impulse von oben

Zurück zum Bild: Aus der Körperhaltung des jungen Arbeiters hoch über den Köpfen seiner Kollegen auf der Produktionsebene spricht volle Konzentration. Geprägt vom Bewusstsein, hier oben eine äusserst wichtige Funktion zu erfüllen, löst er mit wenigen Handgriffen entscheidende Impulse aus für ein erfolgreiches Gelingen des Ganzen. Er tut es gern und wohl auch gut, sonst stünde er bestimmt nicht lange auf seiner luftigen Plattform.

Ein exemplarisches Lehrstück, weit über eine längst vergessene Berufswahlbeilage hinaus: Nicht die Ellbogen, vielmehr hellwache Köpfe, feinfühlige Hände, Talent und Verständnis für den Umgang mit Mensch und Materie sind gefragt, wenn es darum geht, sich im Team als «Herr der Hebel» zu beweisen. Ein Bild, das (möglichst einfach gerahmt) in jeder Chefetage hängen könnte – oder sollte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 13.07.12

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