Aus dem Fotoarchiv von Kurt Wyss: Weltbürger im Zweireiher

Seit gut einem halben Jahrhundert kämpft der gebürtige Basler Franz Weber für den Umweltschutz – ans Aufhören denkt der heute 85-Jährige nicht.

Hartnäckigkeit und grandseigneuraler Auftritt als Markenzeichen: Franz Weber im Waadtländer Weinbaugebiet Lavaux, das 1977 dank seiner Initiative unter Schutz gestellt wurde. (Bild: Kurt Wyss)

Seit gut einem halben Jahrhundert kämpft der gebürtige Basler Franz Weber für den Umweltschutz – ans Aufhören denkt der heute 85-Jährige nicht.

Diese Aufnahme ist vor rund einem Vierteljahrhundert im November 1988 entstanden. Der abgebildete Mann ist heute noch bekannter, als er schon damals war: Franz Weber, gelernter Kaufmann, dann Schriftsteller und Journalist und seit den 1960er-Jahren so etwas wie vollamtlicher Landschaftsschützer und Tierschützer. Noch nicht 40, hatte Weber seine Lebensaufgabe gefunden, die er, wie jüngst die Zweitwohnungsinitiave gezeigt hat, noch heute als 85-Jähriger hartnäckig weiterverfolgt.

Da die Anfänge stets besonders interessieren: 1965 gelingt es ihm in Surlej, Oberengadin, die Seelandschaft vor einer Grossüberbauung zu schützen. 1977 werden dank seiner Initiative die Weinberge von Lavaux unter Schutz gestellt, die dann 30 Jahre später sogar in den Katalog des Unesco-Welterbes aufgenommen werden.

Die Aufnahme von Kurt Wyss zeigt Weber inmitten der Lavaux-Rebberge. Wyss fuhr ohne Zeitungsauftrag in das Waadtländer Weinbaugebiet, um diesen Mann, der ihn faszinierte, ­fotografisch festzuhalten. Die Pose entstand während des Fototermins. Es ist die Triumphhaltung eines Siegers, das Lächeln bekräftigt dies. Anderseits kann man die Haltung auch als Geste des Schutzes interpretieren, den er den bedrohten Reben zukommen lässt. Wäre da nicht noch das Lächeln, könnte man sich auch an die alten Eidgenossen erinnert fühlen, die vor den gros­sen Schlachten jeweils «mit zerteilten Armen» den göttlichen Beistand erflehten.

Beschützer Franz Weber

Politische Schlachten hat Weber im letzten halben Jahrhundert viele geschlagen – meistens erfolgreich. Das war gewiss nicht alleine sein Werk. Seine Familie – Frau und Tochter – und viele Gleichgesinnte haben sich an diesen ­Kämpfen beteiligt. Wie man von einer aufsehen­erregenden und der Schauspielerin Brigitte Bardot mitgetragenen Aktion weiss, beteiligte er sich 1976 auch an der Kampagne gegen das Abschlachten von Robbenbabys in Kanada. Was man weniger weiss: 1979 rief seine Stiftung die Vereinten Tiernationen (United Animal Nations UAN) ins Leben.

Umweltschutz kann sich nicht auf nationale Territorien beschränken. So setzte sich Weber 1987 auch für die Rettung des antiken Delphi ein, das von einer geplanten Aluminiumfabrik bedroht war. Zehn Jahre später trug ihm dies das Ehrenbürgerrecht von Delphi ein.

Der hier zur Verfügung stehende Raum reicht bei Weitem nicht aus, um das eindrückliche Lebenswerk in allen Einzelheiten zu würdigen. Wer mehr wissen will, kann Webers Selbstdarstellung auf der Homepage seiner «Fondation» konsultieren. Dieser Beitrag wäre aber unvollständig, wenn nicht darauf hingewiesen würde, dass Weber nicht nur Kosmo­po­lit, sondern auch Basler ist. Dass er aus der Stadt am Rheinknie stammt, merkt man an seinem Dialekt, wenn er am Fernsehen zu sehen und zu hören ist – übrigens meistens mit Krawatte und Zweireiher.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.08.12

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