«Basel ist weltoffener als Zürich»

Der Vollblutunternehmer Dan Holzmann macht mit Vitaminkapseln Millionen in der ganzen Welt. Er könnte überall hin – und bleibt doch in Basel.

Dan Holzmann und sein Giacometti. (Bild: Basile Bornand)

Der Vollblutunternehmer Dan Holzmann macht mit Vitaminkapseln Millionen in der ganzen Welt. Er könnte überall hin – und bleibt doch in Basel.

Schon mal was von JuicePlus ­gehört? Falls nicht, wirds langsam Zeit. JuicePlus ist das meistverkaufte natürliche Vitaminpräparat der Welt. 27 Fruchtsorten werden auf Plantagen in aller Welt entsaftet und in Lugano zu Kapseln verarbeitet. In Europa wird JuicePlus von der Basler Firma NSA vertrieben. Das unscheinbare ­Unternehmen an der Holeestrasse ­erzielt dreistellige Millionenumsätze im Jahr. Die Olympia-Mannschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz setzen ebenso auf die Vitaminbombe aus Basel wie die ehema-lige Weltnummer 1 im Tennis, Ana Ivanovic.

«Dass man uns nicht so kennt, liegt daran, dass wir nicht in Werbung investieren», erklärt Dan Holzmann, geschäftsführender Gesellschafter der NSA GmbH. Die Werbung für die JuicePlus-Produkte ist, wie der Verkauf, Sache der Vertriebspartner. Anscheinend kommen sie auf ihren Schnitt. «Weltweit gibt es aktuell rund 150’000 JuicePlus-Partner», sagt der in Tel Aviv geborene und in Basel aufgewachsene Holzmann.

Über eine Milliarde Umsatz

An die Leute gebracht wird JuicePlus von Ärzten und Physiotherapeuten, Fitness- und Kosmetikstudios, aber auch von Hausfrauen, zumeist im Nebenerwerb. Und der Markt scheint keineswegs gesättigt. Seit Bestehen der 1992 in Münchenstein gegründeten Firma sind die Umsätze jährlich im Schnitt um 17 Prozent gewachsen. Holzmann war von Anfang an dabei. 1996 konnte er in einer Art Management-Buyout die Lizenz für mehrere europäische Länder erwerben. Seither hat er mit seinem Produkt über eine Milliarde Dollar umgesetzt. So erfolgreich wirtschaftet das Headoffice in Basel, dass die Mutterfirma im US-Bundesstaat Tennessee die NSA GmbH nun zurückkauft. Holzmann wird grösster Einzelaktionär der neuen Firma – der bislang grösste Schritt in seiner bewegten Karriere.

Holzmann lebt zwar in Zürich, sein Bekenntnis zum Standort Basel kommt gleichwohl aus tiefstem Herzen. «Ich bin hier aufgewachsen und Basel auch emotional verbunden.» Das hat sicher auch damit zu tun, dass sein Vater das Restaurant Oliv an der Bachlettenstras­se betreibt. Aber Gefühlsduselei ist es nicht, die Holzmann hier hält: «Ich habe mich sehr bewusst für diesen Standort entschieden.» Deshalb hat er die ehemaligen NSA-Niederlassungen in München, Frankfurt und Wien aufgelöst und in Basel zentralisiert.

Kosmopolitischer Spirit

Was schätzt der Vollblutunternehmer, der schon den ersten Pizzakurier der Schweiz und danach die Flugzeug-Brokerfirma Skycontact gegründet hat, an Basel am meisten? Holzmann nennt die grenznahe Lage, das kulturelle und gastronomische Angebot, den kosmopolitischen Spirit. «Es gibt gut ausgebildete Fachkräfte, auch internationale Top Guys kommen gern hierher», sagt Holzmann. Mit den Behörden habe er nie Probleme gehabt, im Gegenteil. In den Anfangsjahren habe er von Steuer­erleichterungen profitiert. Heute hätte eine Senkung der Gewinnsteuer zwar mehr eingeschenkt als damals. Dass diese vom Stimmvolk abgelehnt wurde, steckt Holzmann aber sportlich weg. Die NSA GmbH ist zu 100 Prozent eigenfinanziert.

Was ihn mehr stört, ist das schwach ausgebaute Streckennetz des Flughafens. Und auch in der Hotellerie könnte Basel zulegen. Holzmann würde gern einen seiner internationalen Kongresse in seiner Heimatstadt ausrichten. Aber: «Für 6000 Teilnehmer fehlt es hier an Infrastruktur.»

Ferner vermisst der bekennende Tennisfan und Freund von Roger Brennwald eine ordentliche Tennishalle in Basel. Ein Wunsch, den Ana Ivanovic teilen dürfte. Denn anders als Roger Federer lebt die aktuelle Weltnummer 12, die Holzmann entdeckt und aus der eigenen Tasche gefördert hat, nach wie vor in Basel. Hier bleiben will auch Holzmann. Allerdings wird es am aktuellen Firmensitz an der Holeestrasse zu eng. Deshalb zieht Holzmann mit seinen derzeit rund 70 Mitarbeitenden an den Kirschgarten. Dort hat es Platz für 95 Arbeitsplätze.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.08.12

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