Im August 2014 lancierte das Präsidialdepartement Basel-Stadt die Kampagne «Basel zeigt Haltung». Sie sollte ein Zeichen setzen für Offenheit und gegen Fremdenfeindlichkeit. Nach sieben Monaten zieht man eine erste Bilanz. Und läutet sogleich die nächste Runde ein.
«Basel zeigt Haltung: Für Offenheit und Fairness, gegen Fremdenfeindlichkeit» – so der Slogan der Kampagne, der mit Plakataktionen, aber auch an diversen öffentlichen Veranstaltungen und Aktionen nach aussen getragen wurde. Beispielsweise beim «Mittendrin»-Podium der TagesWoche vom vergangenen November.
Im Kontext des Gaza-Kriegs, des IS-Terrors oder auch der neu aufgeflammten Angst vor hochqualifizierten Expats, die den Einheimischen die Stellen wegnehmen würden, nahmen fremdenfeindliche Äusserungen zu. «Wutbürger» liessen sich in sozialen Medien zu antisemitischen oder antimuslimischen Äusserungen hinreissen.
Zusätzliche Partner ins Boot geholt
Über 20 Partnerorganisationen, darunter die Bürgergemeinde, der Arbeitgeberverband oder die Evangelische Allianz, haben sich der Kampagne angeschlossen. Gemeinsam will man Basels humanitäre Tradition betonen und jede Form von Diskriminierung und Hetze ablehnen.
Nun hat die Kantons- und Stadtentwicklung zu einer Medienkonferenz geladen, wo eine erste Bilanz gezogen wurde. Gleichzeitig informierte man über die nächsten Schritte und stellte den eben erschienenen Bericht der nationalen Fachstelle für Rassismusbekämpfung vor.
«Nach einem halben Jahr können wir festhalten, dass die Kampagne in der Öffentlichkeit gut aufgenommen wurde. So haben sich schon weitere Partnerorganisationen gemeldet, die sich der Kampagne anschliessen möchten», bilanziert Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung.
Holzauge, sei wachsam!
«Unser Hauptanliegen war es, den öffentlichen Diskurs zum Thema Fremdenfeindlichkeit zu fördern. Die Zivilbevölkerung sollte eine verstärkte Wachsamkeit gegenüber Rassismus und Diskriminierung an den Tag legen. Dieses Ziel haben wir erreicht, die Debatte ist angestossen», sagt Thomas Kessler.
Hintergründig habe die Kampagne nicht zuletzt auch eine akademische Debatte angestossen: So habe man sich bemüht, Begriffe wie «Islamophobie», «Fremdenfeindlichkeit» oder «Expatsphobie» sorgsam zu analysieren und voneinander abzugrenzen.
Slogans auf Plakaten, Diskussionsrunden, akademische Debatten – ist dem Rassismus, der sich im Alltag ja oft nur unterschwellig äussert, so tatsächlich beizukommen?
Im konkreten Fall gibts die Anlaufstelle
«Bei konkreten Vorfällen kommen die Regelstrukturen zum Zuge. Gerade in Basel befinden sich diese auf einem sehr hohen Niveau», führt Thomas Kessler aus. «Wurde man Opfer eines rassistischen Vorfalls oder fühlt man sich von der Verwaltung ungerecht behandelt, so gibt es ein breites Angebot an Anlaufstellen: Etwa die Anlaufstelle für Diskriminierung, die Fachstelle für Diversität und Integration oder die Ombudsstelle.»
Aufgrund des Kriegs in Gaza und der Nachfolgekriege in Syrien oder im Irak verschärfte sich der Ton; im Internet wurde fleissig gegen Juden oder Muslime gehetzt. «Trotz den gut greifenden Regelstrukturen sahen wir uns gezwungen, mit der Kampagne zusätzlich auf den Rechtsstaat hinzuweisen.»
Die Kampagne soll Betroffenen den Weg zu diesen Anlaufstellen erleichtern. «Nicht zuletzt kann man als Opfer von Diskriminierungen jederzeit auch Strafanzeige erstatten.»
Internationaler Tag gegen Rassismus
Wie geht es nun weiter? Diesen Samstag ist internationaler Tag gegen Rassismus. Aus diesem Anlass wird ein Oldtimer-Tram der Basler Verkehrsbetriebe von 11 bis 15 Uhr in der Stadt unterwegs sein. Interessierte Passanten können zusteigen und sich mit Kampagnen-Vertretern unterhalten.
Ebenfalls diesen Samstag veranstaltet Radio X in Zusammenarbeit mit imagine und «Basel zeigt Haltung» einen öffentlichen Anlass zum Thema «Zivilcourage gegen Diskriminierung». Auf dem Claraplatz stehen ein Wunschkonzert, eine Sendung über Rassismusfälle sowie ein interaktives Theater und eine Tanzaufführung auf dem Programm.
Starkes Engagement der Partner
Auch die Kampagne «Basel zeigt Haltung» läuft weiter. Sie wird getragen von nunmehr 30 Partnern, die sich mit spezifischen Engagements weiterhin gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stark machen. So etwa die Gewerkschaft vpod: Mit ihrem Netzwerk Respekt@vpod bietet sie eine Plattform für ausländische Betreuerinnen in Privathaushalten, die, oftmals in völliger Isolation, pflegebedürftige Menschen betreuen.
«Solange wir tagtäglich grässlichen Schauerbildern von ethnischen Konfliktmustern ausgesetzt sind, sehe ich keinen Grund, die Kampagne einzustellen», sagt Thomas Kessler. «Basel ist beliebt für seine Offenheit. Und diese Offenheit dürfen wir auf keinen Fall preisgeben.»