Baselbieter Bäder gehen unter

Geht es nach dem Geschmack des Heimatschutzes, kommen die Baselbieter Schwimmbäder im Vergleich mit den Badeanstalten anderer Kantone schlecht weg.

Das Gartenbad in Buus, BL während einem heftigen Gewitter am Dienstag, den 10.7.2012. (Bild: Michael Würtenberg)

Geht es nach dem Geschmack des Heimatschutzes, kommen die Baselbieter Schwimmbäder im Vergleich mit den Badeanstalten anderer Kantone schlecht weg.

Nur Glarus, das Wallis und der Kanton Nidwalden haben auch keins: ein Schwimmbad, das den Sprung in die Neuausgabe des Badeführers «Die schönsten Bäder der Schweiz» geschafft hat. Und eben der Kanton Baselland. Ausgerechnet jetzt ist diese Schmach besonders bitter, weil ja auch die Finanzen nicht im Lot sind, die Regierung den Kanton permanent schlechtredet und nur noch Gesangsvereine singen dürfen, ohne rot zu werden: «Nei, schöner als im Baselbiet cha’s währli niene sy

Tauchen wir unsere Füsse wirklich nur in drögen 08/15-Schwimmbädern, während sich die Restschweiz kaum entscheiden kann, in welcher Wohlfühloase sie ihr Tüchlein auf die Wiese legen soll, um sich nach dem Schwimmen noch ein wenig zu räkeln? Planschen unsere Kinder tatsächlich in langweiligen Durchschnitts-Anstalten, während ihre Altersgenossen jenseits des Juras bereits im Planschbecken-Alter sanft an herausragende Architektur herangeführt werden? Oder müssen die Baselbieter einmal mehr ausbaden, dass sie aus Zürich, wo der Heimatschutz seinen Hauptsitz hat, hinter den Jura-Hügeln gar nicht wahrgenommen werden?

In Erinnerung blieb nur Rheinfelden

Patrick Schoeck, der die Sammlung der schönsten Bäder für den Schweizer Heimatschutz herausgegeben hat, spricht von einer langen Liste potenzieller Kandidaten und einem harten Auswahlverfahren für den Badeführer. Er erinnert sich dann aber doch nur an ein Schwimmbad aus Rheinfelden auf der Liste, das erst in einer der letzten Runden ausgeschieden ist.

Ob es überhaupt ein Baselbieter Bad auf diese Liste geschafft hatte, müsste er erst nachschlagen. Der Kunsthistoriker Schoeck gibt zu bedenken, dass nicht selten kommunale Behörden beim Modernisieren wertvolle Architektur zertrümmern, statt diese zu erhalten und zu sanieren.

Arlesheim soll so ein Bad sein. Bis vor Kurzem war es eine parkähnliche Landschaft in natürlicher Umgebung mit schöner Bepflanzung, sagt Brigitte Frei, oberste Denkmalpflegerin im Kanton Baselland. «Jetzt wurde das Bad ziemlich überarbeitet. Die gartengestalterischen und architektonischen Schönheiten fielen dabei dem Ziel, aus dem Bad ein Erlebnisbad zu machen, zum Opfer.» Die meisten Bäder auf der Landschaft entstanden in den 1970er- und 1980er-Jahren. «Im Vordergrund stand die sportliche Betätigung, nicht die Ästhetik», sagt Frei. Oft gehört ein Schwimmbad denn auch zu einem Sportzentrum.

Der Basler Architekt Jürg Berrel, Vorstandsmitglied des Baselbieter Heimatschutzes, ist überzeugt: «Sehr viele Bäder im Baselbiet sind architektonisch mittelmässig, ja provinziell. Sie kommen nicht an die Qualität städtischer Bäder wie jene des Gartenbads Bachgraben oder St. Jakob heran.» Beim Architekturwettbewerb für das Joggeli sass damals gar der Schriftsteller und Architekt Max Frisch in der Jury. Dessen Werk, das Freibad Letzigraben in Zürich, ist selbstverständlich im Badeführer vertreten. Beim Joggeli-Wettbewerb zum Zuge kam das Projekt «Lido» der Basler Architekten Max Rasser und Tibère Vadi.

Natürlich würde die Landschaft das Joggeli noch so gerne zum Baselbieter Bad erklären. Denn es steht und stand ja immer schon auf Baselbieter Boden, doch gehört das Land seit 1930 der Stadt. Damit das Baselbiet doch wenigstens einen Vorzeigebau in Sachen Schwimmbäder vorweisen kann, hat die Denkmalpflege den Freibadbau aus dem Jahr 1954 kurzerhand dennoch in das Baselbieter Bauinventar besonders schützenswerter Bauten aufgenommen.

Einspruch mit Wirkung

Das ist auch dem Schweizer Heimatschutz nicht entgangen. Auch er zählt das Bad zu den 50 schönsten der Schweiz. «Das funktionale Zentrum des Gartenbades bildet der Garderobenbereich mit seinen zurückhaltend bemalten Betonkuben, die von einer auf Pfeilern ruhenden Dachkonstruktion formal zusammengehalten werden», lobt der Herausgeber den Bau im Badeführer.

Eine Chance bleibt der Landschaft. In der Erstausgabe des Badeführers fehlte das Berner Marzilibad, kein gros­ser Wurf nach Einschätzung der Architekten. Doch beim Heimatschutz meldeten sich ob ihres fehlenden Wahrzeichens erzürnte Bernerinnen und Berner dermassen zahlreich, dass es das Marzili jetzt dennoch in die Neuauflage geschafft hat. Was die Berner fertig bringen, sollte doch auch für die Nordwestschweiz nicht zu schwierig sein: Die TagesWoche sucht deshalb schöne Schwimmbäder, nicht nur im Baselbiet, sondern in der ganzen Region (Text Spalte rechts): Liegt es klein, aber fein in Itingen, vom Fluss berauscht in Kaiseraugst oder von vielen noch unentdeckt irgendwo jenseits der Landesgrenze?

Übersicht über die Schwimmbäder der Region

Jeder kennt das Schwimmbad im Joggeli, jede jenes im Eglisee. Man weiss, dass man im Rhein schwimmen kann oder beim Birsköpfli. Es ist nicht überraschend, dass der Kantonshauptort Liestal ein Schwimmbad betreibt. Pratteln, Arlesheim oder Bottmingen haben auch eines. Doch Waldenburg? Oder Zunzgen? Das überrascht schon eher. An manch unerwartetem Ort in der Region findet sich ein Bad. Wir haben für Sie zwei der lauschigsten und gemütlichsten Gartenbäder der Region ausgesucht und viele andere auf einer Karte eingetragen. Vielleicht kennen Sie weitere – auch im nahen Elsass und im Badischen. Nennen Sie uns Ihre Geheimtipps. Wir tragen sie gern auf der Karte ein.

Unbekannte Badeperlen in der Region

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 13.07.12

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