Eines vorweg: Die neueste Ausländerstatistik von Basel-Stadt bestätigt jegliche Vorurteile gegenüber Migranten. Sie gehen häufiger zum Sozialamt als Schweizer, sind häufiger kriminell und kriegen mehr Kinder. Doch all das hält Baslerinnen und Basler nicht davon ab, Migranten zu mögen.
Heute gibt es 19’000 Ausländerinnen und Ausländer mehr und 15’000 Schweizerinnen und Schweizer weniger im Kanton als 1997, wie das Statistische Amt Basel-Stadt am Mittwoch an einer Medienkonferenz erläuterte. Der Ausländeranteil stieg damit von 26,7 auf 35,7 Prozent.
Die Basler Bevölkerung sieht die Zuwanderer aber nicht wie andernorts als Bedrohung, sondern immer mehr als Bereicherung.
2003 sagten 68 Prozent der Baslerinnen und Basler in einer repräsentativen Umfrage, sie fänden Menschen aus verschiedenen Ländern im Kanton eine Bereicherung. 2015 waren es schon 76 Prozent, die das fanden.
Der neue Stadtentwickler Lukas Ott interpretiert das als Basler «Erfolgsstory» im Bereich Migration. Fest steht für ihn, dass die Zuwanderung mit dem hohen Wirtschaftswachstum in der Region zusammenhängt. «Man muss klar sehen, dass diejenigen, die von aussen dazukommen, dieses Wachstum mittragen.»
Entscheidend sei für ihn die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und dass es keine «Gettoisierung» gebe. Denn die vom Statistischen Amt erhobenen Zahlen zeigen, dass die Neuankömmlinge sich auch in Quartieren wie dem Bruderholz, dem Hirzbrunnen oder in der Innenstadt niederlassen. In den Quartieren Klybeck, Matthäus oder auch im Gundeldinger Quartier nahm die Zahl der Zuwanderer hingegen nicht sehr stark zu.
Die Verteilung der ausländischen Bevölkerung auf die Quartiere wird laut den Zahlen immer ausgeglichener. Wobei Zuzüger aus afrikanischen und arabischen Ländern sich noch eher dort niederlassen, wo bereits Landsleute wohnen. Menschen aus anderen Ländern verteilen sich laut Segregationsindex aber immer besser auf die Quartiere.
Für eine gute Durchmischung in den Quartieren seien sozio-ökonomische Faktoren wie Bildungsstand oder Einkommen wichtiger als die ethnische Zugehörigkeit, erklärt Ott. Denn Migranten sind nicht gleich Migranten, wie die Zahlen belegen.
Deutsche Zuwanderer haben zum Beispiel fast immer einen Hochschulabschluss. Das trifft auch auf jene Migranten zu, die aus Indien, den USA und den EU-Ostländern nach Basel kommen.
Die Einkommen und Arbeitslosenquoten korrelieren teilweise mit dem Bildungsstand – aber nicht immer. So haben viele Zuwanderer aus EU-Ostländern einen hohen Bildungsstand, aber gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote bei Migranten aus Polen, Ungarn, der Slowakei etc. am höchsten im Kanton.
Dieser Befund war für Ott denn auch eine Überraschung. Es sei ein Punkt, den der Kanton genauer anschauen müsse. Ansonsten ändere sich an der Prämisse «Fördern und fordern» nichts grundsätzlich.
Die Herausforderungen bei der Integration steigen mit der zunehmenden Heterogenität der Migranten, so Ott. «Wir wünschen uns, dass die Verteilung der Zuwanderer sich weiter ausgleicht.» Dazu müsse man die Wohnraumentwicklung im Blick behalten. «Es ist wichtig, dass wir nicht nur genügend günstigen Wohnraum zur Verfügung haben, sondern auch, dass wir durchmischten Wohnraum anbieten können.»