Basler Frühling im Zeichen der Freiräume

Während die Menschen im arabischen Raum auf die Strasse gingen, fand auch hier eine kleine Revolution statt.

Während die Menschen im arabischen Raum auf die Strasse gingen, fand auch hier eine kleine Revolution statt.

Hausbesetzer und Schrebergärtner sind das wohl Gegensätzlichste, was man sich vorstellen kann. Die einen rebellieren um der Rebellion willen und um anders zu sein, die anderen verkriechen sich in ihrem Kosmos grenzenloser Spiessigkeit und lehnen die Rebellen genauso ab, wie diese umgekehrt Schrebergärtner verachten.

Alles Blödsinn, oder sagen wir: vieles. Im Grunde haben Hausbesetzer und Schrebergärtner viel mehr gemeinsam, als ihnen – und auch vielen anderen – lieb sein mag. Das Bedürfnis nach Freiräumen nämlich. Und die Fähigkeit, hart dafür kämpfen zu können, wenn die Gefahr droht, dass diese Freiräume Neubauten oder etwas anderem weichen müssen, das mit Freiraum nichts mehr zu tun hat.

Kampf um Erhalt von Gärten

15. Mai 2011. Die Basler stimmen über die Familiengarten-Inititative und den Gegenvorschlag dazu ab. Etliche Gärtner in Basel und der nahen Umgebung fürchten sich vor Baggern, die ihre Blumen und Kopfsalate plattwalzen, um Raum für «Wohnungen und Parks» zu schaffen. Es ist ein hochemotionaler Abstimmungskampf. Die Radikalen unter den Gärtnern wollen mit der Initiative erreichen, dass alle Gärten in der Stadt am jetzigen Standort geschützt werden. Der Gegenvorschlag will einen Grossteil der Gärten erhalten – auch im Baselbiet und im Elsass – und gleichzeitig Wohnraum schaffen. Die Initiative unter Federführung von SVP-Grossrat Heinrich Ueberwasser wird mit 64 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt, der von SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels unterstützte Gegenvorschlag mit 55 Prozent Ja-Stimmen angenommen.

In der Zwischenzeit hat das Bau- und Verkehrsdepartement beschlossen, über vierzig Hektaren Freizeitgarten-Areale im Zonenplan durch Nutzungsvorschriften zu sichern. Damit ist die Anforderung erfüllt, mindestens achtzig Prozent der Freizeitgarten-Areale in der Stadt zu erhalten.
Ebenso kontrovers diskutiert wurde das Thema Zwischennutzungen, ausgelöst durch die Besetzung des alten Kinderspitals am Kleinbasler Schaffhauserrheinweg mit einem Schwerverletzten und Sachbeschädigungen. Dort werden in den nächsten Jahren siebzig bis achtzig gehobenere Wohnungen gebaut. Nachdem der Kanton keine Bereitschaft für eine Zwischennutzung signalisierte, obwohl das Gebäude monatelang leer stand, nahmen an einem Nachmittag rund 200 Aktivisten das Kinderspital-Areal in Beschlag.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30/12/11

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