Basler und Baselbieter Beizer kommen ohne Tipps von Profis aus: Der TV-Sender 3+ erhielt für «Bumann, der Restauranttester» bisher keine einzige Anmeldung eines Restaurantbetreibers aus der Region. Bloss ein Paar aus Hofstetten (SO) war dabei – und hat so sein Restaurant gerettet.
Zähes Entrecote, mürrisches Personal, beschädigte Teller – all das soll es in Basel und dem Baselbiet nicht geben? Sieht ganz so aus: Kein einziger Wirt aus den beiden Basel hat sich bisher für die Fersehsendung «Bumann, der Restauranttester» auf 3+ beworben. Bloss einzelne Gäste haben ihre Stammbeiz angemeldet, in die Show haben es diese jedoch nicht geschafft.
Der Wirt muss schliesslich damit einverstanden sein, sich mehrere Tage vom Walliser Sterne-Koch Daniel Bumann kritisieren zu lassen – und diese Kritik nachher mit dem Fernsehpublikum zu teilen. Die Sendung zeigt schonungslos, was Beizer alles falsch machen und besser machen müssen, um überleben zu können. Und das kann mitunter peinlich für die Betroffenen sein.
Die Sendung zeigt schonungslos, was Beizer alles falsch machen.
Dem Wirte-Ehepaar Gisela und Jörg Gschwind vom Restaurant Kehlengrabenschlucht im solothurnischen Hofstetten machte das nichts aus. Es lud Bumann zu sich in die «Kehle» und somit erstmals in die Nähe der beiden Basel ein. Die Dreharbeiten liegen mittlerweile anderthalb Jahre zurück, die Sendung wurde vor gut einem Jahr erstmals ausgestrahlt.
Seither war Bumann nicht mehr in der Region: Spitzenreiter sind der Kanton Bern mit sechs und der Kanton Thurgau mit fünf Restaurants – überhaupt ist die Deutschschweiz mit Ausnahme der Region Basel gut vertreten. Für das TV-Publikum ist Hofstetten dennoch aktuell: 3+ wiederholt die Sendungen, was für das Restaurant Kehlengrabenschlucht andauernde Gratis-Werbung bedeutet.
Hosen herunterlassen
Und nicht nur das: «Ohne Bumann gäbe es die Beiz nicht mehr», ist Jörg Gschwind sicher. Ein kleines Vermögen hatte das Paar in den Betrieb investiert, richtig zum Laufen bringen konnte es das Restaurant mit «Eventgastronomie» trotzdem nicht. Zwei Möglichkeiten sahen Gschwinds: Schliessen – oder «die Hosen runterlassen im Fernsehen». Seither läuft der Laden. Gleichzeitig schliessen in Basel Restaurants, gehen neu auf, schliessen wieder. Aber keiner der Betreiber will sich die Blösse geben.
«Vielleicht sehen sie kein Verbesserungspotenzial bei sich», sagt 3+-Chef Dominik Kaiser. Anders kann er sich das Basler Desinteresse nicht erklären. Und Jörg Gschwind aus Hofstetten sagt: «Für einen alteingesessenen Beizer ist es schwierig, Kritik von aussen anzunehmen.» Seine Frau und er hingegen seien als Quereinsteiger in die Gastronomie gerutscht – und deshalb auch heute noch froh um jeden Tipp, den sie vor laufender Kamera erhielten.
Einer dieser Tipps von Bumann lautete: «Ein Beizer muss täglich präsent sein.» Die Gäste wollen den Chef sehen. Wie macht er selber das, Daniel Bumann, der fürs Fernsehen arbeitet und daneben das «Chesa Pirani» im Engadin führt? «Die Dreharbeiten finden ausschliesslich in der Zwischensaison statt, wenn sein Restaurant geschlossen ist», sagt Dominik Kaiser.
Neue Staffel ohne Basel
Gisela und Jörg Gschwind haben sich persönlich vergewissert, ob Bumann denn tatsächlich in seinem Restaurant anzutreffen sei, so, wie er es von ihnen erwartet. «Direkt nach der Fasnacht sind wir nach La Punt gefahren und haben dort gegessen», sagt Jörg Gschwind. Gegessen – und auch ein wenig getrunken. «Bis spät in der Nacht sassen wir mit Bumann zusammen.» Und auch jetzt noch pflegen die Beizer einen regen Kontakt per E-Mail. Tipps brauchen Gschwinds allerdings keine mehr. Der Laden läuft, das Hosenrunterlassen hat sich gelohnt.
«Wir würden es jederzeit wieder tun», sagt Jörg Gschwind – und ist damit nach wie vor allein in der Region: Auch in den kommenden Sendungen muss «Bumann» ohne Basel auskommen. Die Hoffnung beim Sender aber stirbt nicht: «Wer weiss, vielleicht ist ja in einer nächsten Staffel ein Basler oder Baselbieter Betrieb dabei», sagt Dominik Kaiser.
«Bumann, der Restauranttester» läuft montags um 20.15 Uhr auf 3+.