Ein Käfer schmuggelt sich aus Asien nach Europa, um hier über die Bäume herzufallen. Nachdem er im Frühling erstmals in der Region Basel entdeckt wurde, lässt die Stadtgärtnerei die Bäume nach seinen Spuren absuchen.
Schön ist er, der asiatische Laubholzbockkäfer, mit seinem schwarz glänzenden, weiss gepunkteten Körper und den langen, eleganten Fühlern. Aber er ist lebensgefährlich für die einheimischen Laubbäume. Innert zwei, drei Jahren kann er einen gesunden Baum zum Absterben bringen. Um noch grösserem Schaden vorzubeugen, müssen auch mal benachbarte Bäume gefällt und verbrannt werden. Gefährlich sind die Käfer, die eigentlich in China, Korea und Taiwan heimisch sind, weil sie sich ausgesprochen tüchtig vermehren und weil deren Nachwuchs unverschämt gefrässig ist.
So legt ein Weibchen in seiner kurzen Lebenszeit von maximal drei Monaten mehrere hundert Eier ab; die daraus entstandenen Larven bohren sich in das Holz der Bäume und fressen sich im Innern bis zur Verpuppung nach etwa zwei Jahren dick und feist. Sie fressen lange Gänge mit einem Durchmesser von bis zu drei Zentimetern ins Holz und zerstören so die Leitungsbahn im Baum von der Wurzel zur Krone. Der Baum verhungert buchstäblich und stirbt ab.
Er rückt näher
Das erste Mal wurde der Fremdling 1999 in Österreich entdeckt, später auch in Frankreich und Italien. Im Sommer 2011 fand man ihn erstmals im benachbarten Weil am Rhein, in diesem Frühling schliesslich wurden Larven des asiatischen Laubholzbockkäfers im Rheinhafen in Birsfelden entdeckt. Der Fundort ist nicht erstaunlich, weiss man doch inzwischen, dass der asiatische Käfer vor allem via Verpackungsholz, hauptsächlich mit Steinlieferungen aus China, einreist.
Durch die Nähe des Fundorts aufgeschreckt, reagierte die Stadtgärtnerei des Kantons Basel-Stadt umgehend: Sie liess im Sommer Laubbäume auf öffentlichem Grund stichprobenartig nach dem Käfer absuchen – fand aber keinen. Weil diesem unerwünschten Einwanderer nicht zu trauen ist, hat der Bund inzwischen verfügt, dass in sämtlichen Gebieten im Umkreis von zwei Kilometern zum Fundort die Bäume systematisch kontrolliert werden müssen. Konkret betrifft das im Kanton Basel-Stadt das Hafengebiet Kleinhüningen, den Bereich beim Birsköpfli sowie den Friedhof Hörnli.
Zu früh für Entwarnung
Deshalb hängen in diesen Gebieten seit ein paar Wochen ausgebildete Baumkletterer wie Äffchen in den Bäumen und suchen Ast für Ast nach eventuellen Spuren der gefrässigen Laubholzbockkäferlarve aus Asien ab. Larven hätten sie bisher einige gefunden, sagt Stephan Ramin vom kantonalen Pflanzenschutzdienst, aber bisher stellten sich alle als einheimische und harmlosere Käferlarven heraus. Eine verdächtige werde derzeit noch im Labor untersucht. Selbst wenn sich diese ebenfalls als harmlos herausstellen sollte, wäre es für eine Entwarnung noch zu früh.
Heute Dienstag endet das systematische Monitoring, in der nächsten Zeit finden gemäss Ramin vereinzelte Nachkontrollen statt. Fünf Wochen dauerte das Monitoring, bis alle dafür relevanten Bäume in den Pufferzonen untersucht waren. «Eine sehr anstrengende Arbeit», resümiert Felix Arnold, Baumpfleger bei der Stadtgärtnerei, der auf den Bäumen rumkletterte. Länger als zwei, drei Stunden am Stück, sagt er, schaffe man nicht. Zum einen brauche das Klettern viel Kraft, «auch wenn wir gut trainiert sind», zum anderen müsse man sehr konzentriert arbeiten. «Praktisch jeden Zentimeter Ast absuchen, damit man keine Spur des Käfers übersieht.» Und letztlich, auch wenn man natürlich nach jedem Baum froh sei, nichts gefunden zu haben – irgendwie fehlt doch das Erfolgserlebnis. Das sei instinktiv, meint Arnold: «Wenn man nach etwas sucht, will man es auch finden.»