Auf einem Grundstück in Riehen wurden während der Fasnacht sämtliche Bäume für einen Neubau gefällt. Darunter auch eine über 60-jährige Zeder. Die Nachbarschaft wusste von nichts. Ein Fehler sei dies gewesen, sagen die Verantwortlichen.
Eine idyllische Aussicht hatte Marco Mascarin bis vor kurzem. Blickte er aus seinem Fenster, sah er auf eine üppig gewachsene Linde, eine Birke, eine über 60-jährige Zeder und ein paar andere Bäume. Die Welt schien für ihn dann in Ordnung zu sein. Doch das ist nun vorbei. Die Bäume am Vierjuchartenweg 26 in Riehen sind verschwunden. Am Fasnachtsmontag um 8 Uhr wurden sie gefällt, um einer Überbauung mit Eigentumswohnungen Platz zu machen. Die Nachbarn wurden von dieser Aktion regelrecht überrumpelt – die Grundstücksbesitzerin Fabewa AG aus Zug und die Basler Ferrara Architekten hatten niemanden über ihre Absichten informiert. Dementsprechend gross war die Aufregung nach dem Morgestraich. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Architekten.
«Die Bäume wurden mit einer Brutalität abgesägt, innert fünf Minuten waren sie weg. Mit dieser Überbauung könnte ich gut leben. Aber ich verstehe nicht, weshalb gleich alle Bäume weichen mussten – es handelt sich bei der über 60-jährigen Zeder und der Linde immerhin um schützenswerte Bäume», sagt Mascarin. Sauer stösst ihm zudem auf, dass die Nachbarn vor vollendeten Tatsachen standen. Das stört auch Frank Zimmermann, der ebenfalls am Grenzacherweg lebt: «Das ist nicht in Ordnung – ich bin enttäuscht. Die Anwohner müssten darüber doch informiert werden», sagt er.
Zeder erhielt eine Schonfrist
Das Grundstück am Vierjuchartenweg 26 wurde vor rund zwei Jahren zum Verkauf freigegeben. Interessiert daran (samt Bäumen) waren auch Frank Zimmermann und Marco Mascarin. «Die Treuhandgesellschaft meinte, dass sie sich bei uns melden würde. Gehört haben wir aber nie etwas. Vor zwei Wochen erfuhren wir dann durch einen Zufall vom Bauprojekt, als Leute in diesem Garten herumschlichen und die Bäume begutachteten», sagt Mascarin.
Er warnte die Architekten, dass die Linde und Zeder unter keinen Umständen entfernt werden dürften. Gebracht hat es allerdings nichts. Mascarin: «Als ich am Montag aus dem Fenster schaute, setzt doch einer tatsächlich die Säge an die Linde. Ich traute meinen Augen nicht.» Die Zeder erhielt wegen der Intervention von empörten Nachbarn noch eine kurze Gnadenfrist. Nach dem Gespräch mit den Architekten am Dienstag musste aber auch sie definitiv weichen. Grund: Die Zeder würde zu viel Schatten abwerfen und die Wohnqualität einschränken.
Dem Architekturbüro Ferrara scheint die ganze Sache sehr unangenehm zu sein. «Wir wollten die Nachbarn eigentlich bei Baueingabe über das Projekt informieren», sagt Architektin Diana Krempel. Man habe nicht damit gerechnet, dass das Wegsägen der Bäume solche Emotionen wecke. «Wir haben das unterschätzt und hätten besser im Vorfeld über unsere Absichten informiert.» Und sie verspricht: Es werden wieder Bäume am Vierjuchartenweg 26 gepflanzt. «Das wird etwas ganz Schönes.»
Quellen
Telefongespräch mit Marco Mascardin, Frank Zimmermann und Diana Krempel