Bell investiert kräftig in Basel und entdeckt die Vegetarier

Wechsel von der Elsässerstrasse ins Schlachthofareal: Der Fleischverarbeiter Bell möchte an der Neudorfstrasse ausbauen. Die Konzernverwaltung sowie Charcuterie- und Seafood-Werke sollen künftig in der Industriezone im Norden Basels stehen.

Konzernverwaltung sowie Seafood- und Charcuteriewerke kommen auf das Areal an der Neudorfstrasse. Die Zerlegung von Schweinen wird nach Oensingen verlagert.

(Bild: Bell)

Der Fleischwarenhersteller Bell möchte sich künftig von der Elsässerstrasse zurückziehen und sich auf das Schlachthofareal konzentrieren. In der Industriezone im Norden des St. Johann sollen die Konzernverwaltung sowie neue Werke für Meeresfrüchte und Charcuterie unterkommen.

Bell bekennt sich weiterhin zum Standort Basel. Dabei kommt es aber zu einem Umzug innerhalb des St. Johann-Quartiers: Das Areal an der Elsässerstrasse, wo heute der Hauptsitz ist, soll mittelfristig umgenutzt oder veräussert werden. «Wir werden uns in Basel auf das Areal Neudorfstrasse konzentrieren», sagt Bell-Chef Lorenz Wyss. «Den Platz an der Elsässerstrasse brauchen wir hingegen für Produktion und Verwaltung nicht mehr».

Der Schweizer Fleischverarbeiter hat also vermehrt das Schlachthofareal im Visier. Dort sollen ein Neubau für Konzernverwaltung sowie Charcuterie- und Meeresfrüchte-Werke entstehen. Eine Einstellhalle ist ebenfalls vorgesehen, um die verstreuten Parkplätze unter ein Dach zu bringen. Zudem sollen die Tiefkühllager modernisiert werden.

Schweinezerlegung wandert nach Oensingen ab

Es bleibt jedoch nicht alles in Basel: Die alte Schweinezerlegerei wird nach Oensingen verlegt. Auch in der Solothurner Gemeinde möchte der Grossfleischhändler nämlich ausbauen: Dort sollen künftig auch Frisch- und Tiefkühlprodukte aufbereitet werden.

Wie Lorenz Wyss festhält, stand auch zur Diskussion, die Charcuterie in Oensingen anzusiedeln. Von diesem Plan ist das Unternehmen aber wieder abgekommen: «Der Standort Basel ist dafür besser geeignet – nicht zuletzt auch für die vielen Grenzgänger», sagt Wyss. Die rund 80’000 Quadratmeter im Basler Industrieareal möchte Bell daher besser nutzen.

Die Pläne für die neuen Bell-Bauten stehen aber noch ganz am Anfang: Letzte Woche haben zwei Projektteams damit begonnen, Konzepte für dieses Vorhaben auszuarbeiten. Dass das Siedlungsgebiet künftig näher an die Industrie rücken wird, hat man auch bei Bell registriert. Die Pläne für das benachbarte Lysbüchel-Areal haben laut Lorenz Wyss die Entscheidung zugunsten des Gebiets an der Neudorfstrasse aber nicht beeinflusst.

Grillsommer versus Einkaufstourismus

Der Fleischwarenhersteller kann eine gute Bilanz ziehen: Der Jahresgewinn konnte 2015 um acht Prozent auf rund 95 Millionen Franken gesteigert werden. Dabei begann das vergangene Jahr mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses nicht gerade rosig: Der Einkaufstourismus über die Grenze machte Bell in den ersten paar Monaten beim Absatz in der Schweiz zu schaffen.

Wie Finanzchef Marco Tschanz festhält, konnte Bell mit zahlreichen «Verkaufsförderungsmassnahmen» diese Entwicklung im Frühling wieder etwas abdämpfen. Zudem begünstigten der optimale Grillsommer und das gute Weihnachtsgeschäft den Verkauf.

Ein Fleischkonzern entdeckt die Vegetarier

Bell war zudem im vergangenen Jahr auf Expansionskurs – so mit der Übernahme des österreichischen Geflügelspezialisten Huber. Dabei legte das Unternehmen aber nicht nur beim Fleisch einen Zacken zu: Durch die Beteiligungen bei der liechtensteinischen Hilcona-Gruppe möchte Bell vermehrt in Richtung Fertiggerichte ausbauen.

Nach der baldigen Übernahme der Eisberg-Gruppe können auch Fertigsalate angeboten werden. Generell möchte Bell laut Lorenz Wyss vermehrt auch bei den vegetarischen Produkten zulegen – so soll etwa Bio-Tofu gefördert werden.

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