Köche instruieren Laien: Das ist die Idee hinter dem Berliner Unternehmen, das nun in die Schweiz expandieren möchte. Zuerst nach Zürich, dann nach Basel.
Der Koch gibt Anweisungen, die Gäste raspeln, schnippeln und rühren. Im Kochhaus in Berlin können Gäste selber Hand anlegen. Sie lassen sich von Kochexperten instruieren und dürfen danach ihr selbst fabriziertes Menü gemeinsam essen. Zur Wahl stehen ausgefallene Rezepte: zum Beispiel vietnamesische Reisnudeln mit Chili-Rinderfilet, Limette und Erdnüssen.
Basel als zweite Anlaufstelle
Was in Berlin funktioniert, wollen die drei Jungunternehmer von der Kochhaus GmbH auch in der Schweiz versuchen. «Die Expansion in die Schweiz ist in vollem Gang. Wir führen derzeit viele Gespräche mit potenziellen Franchisenehmern», so die Kommunikationsverantwortliche Sissy Voigt gegenüber der Tageswoche. Der Fokus werde zuerst auf Zürich gelegt. «Sobald für diesen Standort der geeignete Partner gefunden wurde, gehen wir in die umfassende Immobiliensuche.» Danach sei Basel «als zweite Anlaufstelle sicher optimal».
In der Akazienstrasse im Bezirk Schöneberg bauten sie 2010 das erste Kochhaus auf. Inzwischen gibt es in der deutschen Hauptstadt bereits drei Läden (noch in Kreuzberg und auf dem Prenzlauerberg), die nach dem gleichen Muster funktionieren. Andere Städte beim nördlichen Nachbarn (u.a. Frankfurt, Hamburg, München, Köln) zogen nach.
Einkaufszettel hat ausgedient
Was ist aber nun eigentlich das Besondere an diesem neuen Konzept, mit dem 2014 immerhin ein Umsatz von 8,3 Millionen Euro erzielt werden konnte? Wer ein Kochhaus aufsucht, erkennt sofort den Unterschied. Das Erfolgsrezept lautet: Produkte und Zutaten werden dort nicht mehr nach Warengruppen, sondern nach Rezepten sortiert.
Der Vorteil beginnt also bereits beim Einkauf. Kundinnen und Kunden der Kochhaus GmbH müssen nicht alle Zutaten an verschiedenen Orten zusammenkaufen und am Schluss erst noch einen Grossteil davon zu Hause wieder entsorgen, weil sie keine kleinen Mengen für ein einzelnes Menü bekommen.
In den Kochhäusern hat der Einkaufszettel ausgedient. Die Zutaten für jedes Rezept finden sich direkt an einer Stelle, portionengerecht auf einem dekorierten Tisch aufgeschichtet. In den Kühltruhen daneben lagern das Fleisch und verderbliche Produkte. Die Kundinnen und Kunden müssen die ausgelegte Ware nur noch in den Einkaufskorb legen – sie müssen nur wissen, wie viele Gäste zu Hause zu verpflegen sind. «Unser Rezeptportfolio umfasst schon über 400 Rezepte, und es kommen jede Woche weitere spannende Kreationen hinzu», erklärt Voigt. Wöchentlich würden in den Kochhäusern drei Rezepte ausgetauscht. In jedem Kochhaus gebe es 18 Rezepttische.
In der Schweiz teurer
Wer keine Zeit zum Einkaufen im Kochhaus hat, kann sich alle Bestandteile auch nach Hause liefern lassen, bei Bedarf inklusive Kochutensilien und Spülmittel.
Für jedes Gericht existiert zudem eine detaillierte, bebilderte Kochanleitung für zu Hause, die wirklich jeder versteht, der lesen kann. Für eine Vorspeise zahlen Gäste knapp fünf Euro, eine Hauptspeise kostet mit allem Drum und Dran rund sieben bis acht Euro. Ein Kochkurs kostet in Berlin 75 Euro, alles inklusive. In der Schweiz dürften die Preise etwas höher liegen.