Bohrtürme im Baselbiet

Dank einem Deutschen war Baselland im 19. Jahrhundert ein Steuerparadies.

Prattler Salzbohrtürme im Gebiet Dürrenhübel um 1920. (Bild: Schweizer Rheinsalinen AG)

Dank einem Deutschen war Baselland im 19. Jahrhundert ein Steuerparadies.

Der Kanton Basel-Landschaft musste bis zum Jahr 1892 keine unbefristeten direkten Steuern erheben. Dies verdankte er vor allem Carl Christian Friedrich Glenck, dem Gründer der Saline Schweizerhalle.

Glenck wurde am 13. April 1779 in Schwäbisch Hall geboren. In den 1790er-Jahren widmete es sich zunächst dem Studium der Rechtswissenschaften, später der Mineralogie und Geologie. Nach einem dreijährigen Intermezzo als Fürstlich Hohenlohischer Justiz- und Rentamtmann in Niederhall am Kocher betrieb Glenck ab 1806 geologische Forschungen und suchte mithilfe von Bodenbohrungen nach Salzlagern und Solequellen. Bei Wimpfen am Neckar war Glenck schliesslich erfolgreich; 1819 gründete er dort die Saline Ludwigshall. In der Schweiz setzte der Deutsche ab 1821 an verschiedenen Orten den Bohrer an – allerdings ohne vorerst fündig zu werden.

Auf alleinige Gefahr

Durch die Untersuchungen des Basler Ratsherrn und Professors Peter Merian war Glenck auf die Eigenheiten der Gebirgsformationen im Kanton Baselland aufmerksam geworden. In der Folge untersuchte er, wie er in seinem Konzessionsgesuch am 24. Dezember 1833 an die Baselbieter Regierung schrieb, «diejenigen Gegenden, welche den Hohen Canton Basellandschaft bilden, in geognostischer Beziehung näher». Dabei gewann er die Überzeugung, dass es gelingen könnte, «durch zweckmässig anzulegende, mit Eifer und Beharrlichkeit fortzusetzende Versuchsarbeiten auch innerhalb der Gränzen des Hohen Cantons die Anlage eines Salzwerks zu Stande zu bringen». Er sei bereit, «solche Versuche ohne alles Zuthun der Hohen Regierung auf seine alleinige Gefahr und Kosten anzustellen», wenn ihm «dazu und im gelingenden Fall zu der Anlage von Salinen eine angemessene Concession ertheilt werden wollte».

Salzzehnten und Staatsmonopol

Der Baselbieter Regierungsrat und Glenck wurden rasch handelseinig. Am 11. April 1834 setzten sie einen entsprechenden Vertrag auf, und schon am 28. April gab der Landrat seinen Segen dazu.

Im Vertrag verpflichtete sich Glenck unter anderem, «nach Verfluss von zehn Freijahren (…) der Hohen Regierung den Zehnten von dem reinen Salzertrag der Saline entweder in Salz abzuliefern, oder sich mit derselben deshalb abzufinden». Ferner verpflichtete er sich, «für sich, seine Gesellschafter und ihre Nachkommen aufs feyerlichste, das Salz-Monopol des Staates auf das gewissenhafteste zu respectiren und respectiren zu machen» und kein Salz im Kanton zu verkaufen oder verkaufen zu lassen.

Endlich fündig

Die ersten Bohrversuche ergaben nicht die erhofften Resultate. Bis August 1835 hatte Glenck bereits über eine Million Franken «verlocht».

Eine Bohrung beim Roten Haus am Rhein auf Muttenzer Boden brachte am 30. Mai 1836 die Wende. Erfreut liess Glenck die Baselbieter Regierung wissen: «Mit der ganzen Tiefe von 454 Fuss 2 Zoll wurde das Tieferbohren vorläufig eingestellt, da bereits eine hinreichende Masse von Salz vorhanden, um jedes Bedürfnis befriedigen zu können. Nach dieser nun gewonnenen Überzeugung werden die Anstalten zu der Einrichtung von Salzpfannen getroffen werden.»

Glencks Saline

Bei ihrer Gründung im Jahr 1837 bestand die Saline Schweizerhalle, die Glenck auf Prattler Gemeindebann in der Ebene südlich der Landstrasse von Basel nach Augst erbauen liess, aus drei Siedhäusern, einer Schmiede und einem Pumphaus. Der erste Ausbau des Werks erfolgte bereits ein Jahr später. In der Folge kam es immer wieder zu Erweiterungen. Die charakteristischen Holztürme über den Bohrlöchern, die früher bei Pratteln zu sehen waren, sind jüngeren Datums. Die letzten zwei von ihnen wurden 2008 vom ihrem früheren Standort Dürrenhübel ins Gebiet «Löli» in der Nähe der SBB-Haltestelle Salina Raurica «verpflanzt».

Baselbieter Salz für die Eidgenossen

Glencks Fund war nicht nur für Baselland von Belang. Bis 1836 war die Eidgenossenschaft weitgehend auf Salzimporte aus dem Ausland angewiesen. Die Produktion der einzigen Schweizer Saline im waadtländischen Bex konnte den Bedarf nicht decken. So erstaunt es nicht, dass die Baselbieter Regierung die «getreuen, lieben Eidgenossen» in einem Kreisschreiben vom 11. August 1836 einlud«bezüglich auf die künftigen Salzbedürfnisse Eures Kantons, dieser Schweizerischen Salzanlage Eure vorzugsweise Berücksichtigung angedeihen zu lassen».

Die Staatskasse des Kantons Baselland profitierte von der Saline Schweizerhalle schon bald in doppelter Hinsicht. Zum einen erhielt der Kanton den ihm gemäss Abmachung zustehenden Salzanteil. Zum andern konnte er von der Saline Salz zu einem tiefen Preis beziehen und es dank dem staatlichen Verkaufsmonopol teurer verkaufen.

Bald schon erwuchs der Saline Schweizerhalle Konkurrenz auf aargauischem Boden in Gestalt der Salinen Riburg, Rheinfelden und Kaiseraugst. Die Aargauer Konkurrenten schlossen sich 1874 zu den Schweizerischen Rheinsalinen zusammen. Letztere gingen 1909 zusammen mit der Saline Schweizerhalle in einer neugeschaffenen staatlichen Aktiengesellschaft auf. Die Schweizer Rheinsalinen sind heute im Besitz der Kantone (ohne Waadt), des Fürstentums Liechtenstein und der Südsalz GmbH, Heilbronn (D). Gemäss Auskunft der Finanzverwaltung des Kantons Basel-Landschaft warf die Beteiligung an der AG für die Staatskasse im letzten Jahr eine Bruttodividende von 278’400 Franken ab. Ein kleiner Zustupf, aber immerhin.

Quellen

Verwendete Literatur
Eduard Wirz: 100 Jahre Saline Schweizerhalle 1837 –1937. Liestal 1937

Kaspar Birkhäuser, Lukas Hauber, Anton Jedelhauser: 150 Jahre Saline Schweizerhalle. Liestal 1987

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