Ob man sich ein protziges Auto kauft oder ein unauffälliges Elektromobil, entscheidet sich bereits in der Kindheit.
Wer sich heutzutage für ein Kind entscheidet, der möchte ihm etwas bieten, das ist bekannt. Eine gute «Frühförderung», am besten eine Kombination aus Sprachunterricht, Baby-Yoga und keinem Fernsehen, ist unabdingbar dafür, dass Noemi oder Ruben zu glücklichen, weil leistungsstarken Menschen heranwachsen.
Was auch auf gar keinen Fall vergessen werden sollte, ist die stilistische Frühförderung. Diese wurde in den letzten Jahren oft sträflich vernachlässigt – mit dem traurigen Ergebnis, dass sehr viele kluge, freundliche und erfolgreiche Menschen ein Tribaltattoo tragen – oder eine rote Prollkarre anstelle eines schlichten, freundlich abgerundeten Hybridautos fahren.
Der Grund dafür könnte sein, dass man den Kindern zu viel Farbe zumutet. Auch wenn den Kleinen bunte Dinge gefallen, muss man hart bleiben – wer als Kleinkind ein rotes, glänzendes Auto fährt, der bleibt anscheinend dabei. Dabei gibt es schicke Alternativen wie die nostalgischen Baghera-Autos aus Metall mit Pedalen oder zum Abstossen mit den Füssen, die in geschmackvollen Unfarben wie Grau, Beige und Eierschale erhältlich sind. Anstatt Mandarin zu lernen, könnten die Kinder ein solches Auto fahren, ohne «Brum-Brum» bitte, denn wenn sie erwachsen sind, dann werden Elektroautos wohl zwitschern oder klingeln wie Mobiltelefone.
Alternativen zum abgerundeten Auto wie Oldtimer, Feuerwehrautos und Flugzeuge gibt es auch, diese sollte man aber besser ignorieren, Erstere sind nicht gut für die Umwelt, und die Letzteren könnten gefährliche Berufswünsche unterstützen.
Natürlich, Garantie gibt es keine – wenn man Pech hat, lehnt sich der Balg später gegen seine Erziehung auf und kauft sich den roten Sportwagen trotzdem. Aber dann hat man es wenigstens versucht.
Baghera-Tretautos ab 139 Franken, bei Globus; www.baghera.fr/de/
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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18.05.12