Chancen und Risiken des 3D-Drucks

Wer ein Produkt im Internet der Zukunft kauft, bezahlt es per Kreditkarte, lädt eine Datei herunter und druckt sie aus. Dadurch gehen einige Geschäftsmodelle verloren, neue entstehen; auf jeden Fall aber weitet sich das Piraterie-problem von virtuellen auf reale Objekte aus.

Desktop-3D-Drucker wie der Replicator machen selbst das Kopieren von Objekten sehr einfach. (Bild: makerbot)

Wer ein Produkt im Internet der Zukunft kauft, bezahlt es per Kreditkarte, lädt eine Datei herunter und druckt sie aus. Dadurch gehen einige Geschäftsmodelle verloren, neue entstehen; auf jeden Fall aber weitet sich das Piraterie-problem von virtuellen auf reale Objekte aus.

Durch 3D-Printer in den Haushalten wird die Copy-paste-­Gesellschaft in eine neue Dimension katapultiert. Das birgt Risiken für viele Geschäfts­modelle, aber auch Chancen für findige Unternehmer.

Unter Druck geraten werden ­Designer, die heute massenhaft Eierbecher, Korkenzieher und Aschenbecher aus Plastik ab­setzen. Ihre Produkte werden in ­jedem Haushalt einfach «nach­gedruckt» – so, wie heute Musikdaten und ­Filme kopiert werden.

Eldorado für Produktpiraten

Umgekehrt können findige Heimwerker ihre am Computer entworfenen Objekte im Internet zum Verkauf anbieten oder sogar massgefertigte Produkte vom Modeschmuck bis zur Schuh­einlage «produzieren», ohne sich um die Auslieferung physischer Produkte kümmern zu müssen.

Und warum nicht Butter- und Schokoladeplastiken anbieten, die auf den Anlass und die Person entworfen und direkt auf den ­(Küchen-)Drucker des Kunden geschickt werden? Entsprechende Expe­rimente gibt es bereits.

Harte Zeiten könnten indessen just auf jene Dienstleister zukommen, die heute auf die Herstellung von Unikaten oder Klein­serien spezialisiert sind wie Zahntech­niker oder Architektur-Modellbauer: In der HP-Werbung beispielsweise druckt ein Architekt das Modell eines komplexen ­Gebäudes direkt aus seinen 3D-Plandateien.

Ersatzteile zum Selberdrucken

An Liefer- und Expressdiensten, Velokurieren und weiteren Logistiksparten wird die Entwicklung kaum spurlos vorbeigehen: Dafür können ­Gerätehersteller ihre Kunden mit ­Ersatzteilen zum Selber­drucken beliefern.

Bei all diesen neuen Möglich­keit­en und Dienstleistungen ­besteht das grösste Risiko für den An­bieter allerdings weiterhin darin, dass seine Objektdaten ganz ­einfach kopiert und im Internet verteilt werden. Die Lösung werden 3D-Druckerhersteller in einer Mischung aus Verschlüsselung und Kopierschutz suchen, wie sie beispielsweise für die Musikdateien von Apple in der Regel besteht. Das Datenmaterial kann damit nur auf bestimmten Geräten benutzt und nicht kopiert werden.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.12.12

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