Seine Karriere begann mit einem Graffito, inzwischen stellt er in Galerien aus: Christian Robles ist Street-Artis aus Leidenschaft.
Seine Frau hat Christian Robles einen Rat mit zum Interview gegeben: Erklär nicht jedes deiner Bilder. Obwohl er nicht mehr illegal auf der Strasse malt, sprüht und klebt, ist der 36-Jährige ein Street-Artist geblieben. Seine Bilder sind komprimierte Geschichten, Lebensumstände, Gefühle. Ein Protest in Schwarz und Weiss, ein Manifest aus Schatten. Jedes seiner Bilder hat einen realen Ursprung, stärker wirken oft nur die Geschichten dahinter.
Experten attestieren ihm eine gekonnte Pinselführung, sie loben seine Fertigkeiten. Seine Werke lassen sie aber gerne unkommentiert, uninterpretiert. Robles lässt sich nicht in ein Raster einordnen. Er hat nie eine Kunstschule besucht. «Ich möchte», sagt er, «mit möglichst wenig viel sagen. Ich mag das Plakative.» Was Robles tut, macht er aus einem einzigen Grund: Er verschafft einem inneren Drang freien Lauf. Das tat er schon immer.
Angefangen hat es mit 17 Jahren und einem ungeplanten Graffito. Die Spraydose hatte er von einem Kollegen, die schöne, grosse, weisse Wand gehörte einer Institution. Er wollte das Sprühen nur mal ausprobieren, üben und überhaupt nicht in der Öffentlichkeit. Dass sein erstes Werk doch öffentlich wurde, hat mit der Wut zu tun, die er auf die Institution hatte. Graffiti reichten Robles bald nicht mehr als Ausdrucksform, er collagierte Plakate, malte auf Wände.
Malen wie auf der Strasse
Nach drei Jahren in Madrid, Köln, London hat er die Illegalität, den öffentlichen Raum hinter sich gelassen. Seiner Familie zuliebe. Die Ausstellung in der Galerie Daeppen vom 24. November bis 12. Januar ist bereits seine dritte Solo-Ausstellung. Es ist ein Widerspruch in sich, dass er überhaupt in einer Galerie ausstellt. Aber hier an der Müllheimerstrasse, wo er auch wohnt, ist es fast wie auf der Strasse: Besoffene klopfen an die Scheiben, Leute applaudieren, beschimpfen seine düsteren Bilder, schreiben an die Scheiben der Galerie.
Erst seit Montag arbeitet Robles an der Ausstellung. Ursprünglich wollte er vor einem Monat anfangen, aber erst wurde seine Mutter krank, dann er. Nun malt er wie früher: die Nächte durch und schnell. «Auf der Strasse», sagt Robles, «war es nicht anders.»
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.11.12