Corinne Zürcher, die Gleitzeit-Arbeiterin

Corinne Zürcher, 38, gelernte Kauffrau, Leiterin der Abteilung Verarbeitungs-Service bei Bank Coop, Vorgesetzte von 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Mutter einer acht­jährigen Tochter, lebt mit ihr und ihrem Partner zusammen. Corinne Zürcher arbeitet mit einem 80-Prozent-Pensum – vier Tage pro Woche, davon einen zu Hause.

Corinne Zürcher, Leiterin der Abteilung Verarbeitungs-Service bei Bank Coop (Bild: Basile Bornand)

Corinne Zürcher, 38, gelernte Kauffrau, Leiterin der Abteilung Verarbeitungs-Service bei Bank Coop, Vorgesetzte von 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Mutter einer acht­jährigen Tochter, lebt mit ihr und ihrem Partner zusammen. Corinne Zürcher arbeitet mit einem 80-Prozent-Pensum – vier Tage pro Woche, davon einen zu Hause.

«Für mich ist dieses Arbeitsmodell perfekt, der Mix stimmt. Drei Tage im Büro, freitags Homeworking – bei Bank Coop heisst das offiziell ‹Teleworking› – und am Montag frei. Dieser Frei-Tag ist mir sehr wichtig, der gehört mir und meiner Familie. Es tönt zwar nicht sehr aufregend: Ich mache den Haushalt, gehe ins Fitness, treffe mich vielleicht mal mit einer Freundin und bin für meine Tochter da. Am Nachmittag hat sie schulfrei. Montags kümmere ich mich wirklich nicht ums Geschäft – anders sieht es an den anderen Tagen aus.

So kommt es durchaus vor, dass ich abends, wenn meine Tochter schon im Bett ist, an den Computer sitze und weiterarbeite. Weil ich beispielsweise im Büro nicht so weit gekommen bin, wie ich wollte. Zu Hause bin ich effizienter, das merke ich besonders freitags, an meinem Home-Office-Tag. Ich werde nicht ständig unterbrochen, kann mich besser konzentrieren und dranbleiben. Meine Tochter hat sich daran gewöhnt, dass ich jeweils am Freitag zwar zu Hause bin, aber arbeite. Ich koche zu Mittag, esse auch einen Zvieri mit ihr, wenn sie um halb vier von der Schule kommt. Aber sonst, das weiss sie, sitze ich in meinem Büro, das ich mir zu Hause eingerichtet habe. Verständnis hat auch mein Partner, der im Aussendienst arbeitet und selber manchmal zu Hause noch Aufgaben
erledigt.

Zu Hause habe ich die Freiheit, mir die Arbeitszeit selber einzuteilen. Ich kann auch einmal am Freitag kürzer und dafür am Samstag noch arbeiten. Wichtig ist, dass sich mein Arbeitgeber auf mich verlassen kann. Unser Arbeitszeitmodell, nach dem wir uns bei Bank Coop alle richten, heisst denn auch ‹Vertrauensarbeitszeit›. Es braucht aber schon Selbstdisziplin – ich meine jetzt nicht, um zu arbeiten – sondern, um irgendwann aufzuhören. Die Abgrenzung ist schwieriger, wenn der Arbeitsplatz zu Hause ist. Nur so zu arbeiten, könnte ich mir sowieso nicht vorstellen. Der Austausch mit anderen Menschen würde mir fehlen. So ist es wirklich ideal; das ist zwar ein ab­gedroschener Ausdruck, aber ich weiss keinen anderen: Meine Work-Life-­Balance stimmt.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.01.12

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