Cupfinal-Besucher schlagen SBB-Kunden in die Flucht

Manche Bernerinnen und Berner ärgern sich vor dem Fussball-Cupfinal über Polizei und SBB, die den Fans von FC Basel und FC Luzern den Durchmarsch durch die Innenstadt erlaubten. Der heutige Polizeieinsatz soll laut Schätzungen rund eine Million Franken kosten.

Fans des FC Luzern beim Marsch durch Bern (Bild: Philipp Loser)

Manche Bernerinnen und Berner ärgern sich vor dem Fussball-Cupfinal über Polizei und SBB, die den Fans von FC Basel und FC Luzern den Durchmarsch durch die Innenstadt erlaubten. Der heutige Polizeieinsatz wird auf eine Million Franken geschätzt.

«Wie lange noch?» So fragen sich Leserbriefschreiber in Berner Zeitungen. Wie lange wohl noch «auf Kosten der Öffentlichkeit Fussballfans in Bern mit Sonderprivilegien belohnt» würden. Es geht um den Fussball-Cupfinal zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern im Berner Stade de Suisse von heute Abend. Geschätzte 1000 Fans des FC Luzerns (seit 15 Uhr) und etwa 2000 Fans des FC Basel (ab 18 Uhr) marschieren vom Berner Hauptbahnhof durch die Berner Innenstadt zum Stadion im Nordquartier. Bisher friedlich.

SBB-Kunden haben das Nachsehen

Folgen hat es dennoch: Der Berner Markt auf dem Bärenplatz muss dem Fussball weichen. Die Marktfahrer wollen sich dagegen wehren – und jedenfalls keine Standgebühren zahlen. Fast 1000 Polizisten müssen die Stadt vor den Tausenden Fussballfans schützen. Der Berner Hauptbahnhof wird am Abend teils geschlossen. Sonst könne die Sicherheit der SBB-Kunden nicht garantiert werden.

Vor Jahren wurde beim Wankdorfstadion, nur etwa 300 Meter vom Stade de Suisse entfernt, für Duzende von Millionen Franken ein Bahnhof gebaut – speziell für die Besucher der Fussballspiele. Inzwischen halten die meisten Sonderzüge mit Fans bei Meisterschaftsspielen hier an und fahren von da auch wieder weg. Das hatte die Berner Polizei auch für den Cup-Final so machen wollen: Die FCL-Anhänger sollten mit ihren Sonderzügen im Bahnhof Ostermundigen ankommen und von dort ins Stadion gebracht werden. Die Sonderzüge mit FCB-Fans aus Basel sollten direkt am Bahnhof Wankdorf halten. Doch das wollten die Basler Fans nicht akzeptieren: Sie beharrten auf der Fahrt ihrer Extrazüge bis in den viel weiter vom Stadion entfernten Berner Hauptbahnhof.

Sie drohten gar: Wenn die Bundesstadt das nicht akzeptiere, würden sie mit regulären Zügen anreisen und zu Tausenden den Berner Hauptbahnhof blockieren. Vor dieser Drohung sind die Vertreter der Berner Kantonspolizei eingeknickt. Natürlich wollten die FCL-Fans danach auch bis in den Hauptbahnhof fahren und von dort ins Stadion marschieren.

Gewinne den Vereinen – die Kosten dem Staat

Die Polizei, die die Bevölkerung nun vor zwei Umzüge schützen und diese auch zeitlich und örtlich getrennt führen muss, stösst an ihre Grenzen: Die Kosten für den Grosseinsatz werden von Fachleuten auf gegen eine Million Franken geschätzt. Der Fussballverband (SFV) streicht als Veranstalter des Finals Millionen ein. Die zwei beteiligten Clubs erhalten auch je 900 000 Franken. An die Kosten für die Sicherheit tragen die Vereine indes nichts bei: «Der Cupfinal ist in Bern gebührenfrei», bestätigt der Sicherheitsdirektor der Stadt, Gemeinderat Reto Nause (CVP) auf Anfrage.

Bewilligung und Kombiticket kommen

Wie die TagesWoche vergangene Woche berichtete, freut sich Nause aus diesem Grund auf die Verschärfung des Hooligan-Konkordats. Ausserdem verwies er auf den speziellen, den nationalen Charakter des Cupfinals und liess durchblicken, das er den Marsch bei einem nächsten (regulären) Spiel nicht mehr akzeptieren würde.

Bislang wurde das Konkordat in St.Gallen in erster Lesung ratifiziert, die anderen Kantone werden bald folgen. Nur in Basel stösst die Umsetzung auf Widerstand.

Nach den beiden Fanmärschen durch die Berner Innenstadt wird sich nun auch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats (SiK) mit dem Thema auseinandersetzen. Die Thuner Gemeinderätin und BDP-Nationalrätin Ursula Haller will das «leidige Thema» bei einer nächsten Sitzung einbringen. «Ich will genau wissen, wie weit die Gegenmassnahmen auf verschiedenen Ebenen nun schon vorangekommen sind», sagt sie.

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