Das «Bünzliquartier» Neubad wird zum Café-Hotspot – zumindest fast

Bislang mussten die Neubader zum «Käffele» in die Stadt fahren. Jetzt gibt es gleich zwei neue Cafés im Quartier.

Voilà, das erste richtige Café am Neuweilerplatz.

(Bild: Andrea Fopp)

Bislang mussten die Neubader zum «Käffele» in die Stadt fahren. Jetzt gibt es gleich zwei neue Cafés im Quartier.

Mein lieber Mann sitzt auf dem Trockenen, der Arme. «Nicht einmal eine Bar hat es hier», lässt er mich regelmässig wissen. Hier ist im Bünzliquartier Neubad – ich darf es so nennen, schliesslich sind wir meinetwegen hier, ich mag es ruhig, grün, waldnah.

Damit bin ich übrigens voll im Trend, so wiederholt die Bündner Rap-Combo Breitbild mantramässig: «30 isch ds neua 50», während die nicht mehr so jungen Jungs im Videoclip auf Partys verzichten und sich stattdessen durch die Sonntage brunchen.

Doch bislang war auch mit bünzligem Brunch nicht viel zu wollen im Neubad, ebenso wenig mit Kaffee. Nicht einmal im Quartierzentrum, am Neuweilerplatz, gab es ein richtiges Café.

Zwar steht hier ein Sutter Begg, doch der ist eher für seine Schoggiweggli und sein «Urigs-Brot» bekannt als für seinen Kaffee. Ausserdem fehlt ihm eine Toilette, für kleine Frauenblasen ist er also eher ungünstig (ja, ich gebe es zu, alle diese Sorgen laufen wahrlich unter #firstworldproblems).

Focaccia nach Hausrezept

Nun, halleluja, ist die Kaffee-Lücke endlich geschlossen, und zwar gleich doppelt.

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Am 23. Februar hat am Neuweilerplatz das Café Mélange eröffnet, dort, wo früher die Papeterie Atz stand. Die Gastrounternehmerin Inci Coban serviert hinter grossen Glasfenstern «gesunde, schnelle Snacks mit frischen Zutaten», wie sie sagt.

Es gibt Focaccias mit Oliven, Feta oder Tomaten (Franken 8.90), Pide mit Gemüse oder Ei (Franken 8.50), Ciabattas (circa Franken 7.50) oder Suppen, Salat und Quiche.

Und das alles nach Cobans Hausrezepten, sie ist ausgebildete Köchin. Der Kaffee (Franken 4.20) kommt aus dem Vollautomaten, die Lebensmittel aus den Grossverteilern, «wenn möglich Naturaplan und Fairtrade».

Bewohner bedanken sich persönlich

Die Neubader scheinen nur auf die 40-jährige Gastronomin gewartet zu haben. Denn egal, ob man morgens um neun Uhr, mittags oder abends um 19 Uhr vorbeifährt, die braunen Tische sind immer besetzt. Coban sagt: «Immer wieder kommen Quartierbewohner und bedanken sich bei mir.»

Inci Coban weiss, wie man ein Café erfolgreich führt. Sie hat bereits das Bistro Salz und Zucker an der Wanderstrasse zum Laufen gebracht.

Ja, auch die Wanderstrasse liegt im Neubad-Quartier, aber nicht eben zentral. Zwar gibt es mit dem Veloshop von Walti Schoch, dem Bläxtra Kopiercenter und der Gotthelf-Garage ein paar Geschäfte in der Nähe, aber idyllisch ist der Ort nicht.

Sogar die Städter kommen

Cobans Vorgängerin hatte denn auch keinen Erfolg mit dem Bistro. Doch mittlerweile ist das «Salz und Zucker» für seine Sonntagsbrunches bekannt, die Basler fahren sogar extra aus der Stadt ins Neubad dafür.

Cobans Geheimnis: «Ich sage allen Gästen ‹Grüezi› und halte ihnen auch einmal die Türe auf.» Bis vor Kurzem hat sie selber gekocht, jetzt hat sie einen Koch angestellt. Er bereitet auch das Essen fürs «Mélange» am Neuweilerplatz zu. Eigentlich war das «Salz und Zucker» für Coban eine Notlösung. «Ich wollte schon immer an den Neuweilerplatz», sagt sie.

Konkurrenz: Ja, gerne

Dort bekam Coban kürzlich Besuch von Georges Brunner (der ehemalige Inhaber der Papiermühle), Andrea Studer, Nicole Egeler und Kathrin Stauffiger. Die vier wollten ihre Berufskollegin kennenlernen, denn sie eröffnen am 11. März – erraten – ein weiteres Café im Neubad, ganz in der Nähe des Neuweilerplatzes an der Grimselstrasse 1.

Coban freut sich auf die Konkurrenz. «Je mehr Cafés im Quartier eröffnet werden, desto weniger fahren die Leute in die Stadt.» Ein belebtes Quartier sei besser fürs Geschäft und schöner zum Leben.

Die Speisekarten des Café Smilla sind noch nicht gedruckt. Doch laut den Betreiberinnen stehen darauf ähnliche Snacks wie im «Mélange»: Frühstück, belegte Brote, Quiche, Salat und Suppe. Dennoch ist das Konzept ein anderes.

Der Kaffee kommt aus diesem glänzenden Kolben-Baby hier:



Oh, Baby, oh, Baby. Heisse Kaffeemaschine im Café Smilla.

Oh, Baby, oh, Baby. Heisse Kaffeemaschine im Café Smilla. (Bild: Andrea Fopp)

Und die «Smillas» suchen nach Nischen-Produkten, wie sie sagen. Den Salsiz für die Apéroplättli haben Studer und Brunner aus dem Münstertal mitgebracht. Die Backwaren kommen aus der Bäckerei Kult und das Bier aus dem Basler Bierlager.

Was besonders ins Auge sticht: Auch das Interieur ist mit Sorgfalt ausgesucht. Die Stühle und Sofas sind Vintage – und käuflich. Sie stammen aus der Boutique Cøpenhagen in der Markthalle.

Handtasche gefällig?

«Wir wollen einen schönen Ort für alle schaffen», sagt Egeler. Die alten, hohen Räume sind dafür ideal. Das Café besteht aus zwei verbundenen Räumen, der zweite ist etwas erhöht.

Doch was besonders auffällt, ist der Eingangsbereich. Wer eintritt, erblickt oberhalb der Kaffeemaschine eine grosse Fensterfront. Dahinter stehen auf Regalen Ledertaschen. Sie sind handgemacht von Carla de Quervain. Sie hat das Atelier hinter dem Café gemietet und verkauft dort Einzelstücke.

Auf ein Feierabendgläschen

Am Anfang hat das «Smilla» bis 18 Uhr offen. «Im Sommer kann man bis mindestens 20 Uhr apérölen», sagt Stauffiger. Ins «Mélange» kann man bis 20.30 Uhr auf einen Feierabend-Drink.

Ganz beruhigen wird das meinen Liebsten nicht, denn ein Apéro-Café ersetzt noch keine Bar. Dafür hat er sich jetzt eine eigene Bar bei uns in der Küche gebaut.

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Café Mélange, Mo–Fr 6.30–20.30 Uhr, Sa 8–18 Uhr.
Café Smilla, ab 12. März, Di–Sa 9–18 Uhr.
Bistro Salz und Zucker, Di–Fr 8–22 Uhr, Sa/So 9–15 Uhr, Brunch-Buffet: So 10–14 Uhr.

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