Das Erbe in den eigenen Händen

Das Neue Kino zeigt im März Filme über die Ureinwohner Nordamerikas: Diese sind in der Reihe «Nordamerika Indianer heute: Zwischen Tradition und Moderne» als Protagonisten und hinter der Kamera aktiv.

Das «American Indian Movement» wird im Film «A Good Day to Die» eindrücklich dokumentiert. (Bild: Film Still)

Im März zeigt das Neue Kino Filme über die Ureinwohner Nordamerikas: Diese sind in der Reihe «Nordamerika Indianer heute: Zwischen Tradition und Moderne» als Protagonisten und hinter der Kamera aktiv.

Während den «Drey scheenschte Dääg» steht das Verkleiden als Indianer bei Mädchen und Jungen hoch im Kurs: Die Mädchen stürzen sich in fransige Pocahontas-Outfits und setzen sich schwarze Zopfperücken auf; mit Kriegsbemalung und Federkranz mischen sich die Buben in das bunte Treiben. Das stereotype, oftmals rassistische Bild des Indianers prägte über Jahrzehnte unser Bild der Nordamerikanischen Ureinwohner.

Lucas Vischer vom Neuen Kino, der die Filmreihe zusammenstellte, bildete sich letztes Jahr selbst seine Meinung: Er reiste nach Kanada, wo er in einem Vorort Quebecs ein «Powwow», einen jährlich stattfindenden indigenen Tanzwettbewerb, besuchte. Bei diesem Wettbewerb treten verschiedene Formationen verschiedener Stämme gegeneinander an, ein Geldpreis ist die Belohnung. Für Vischer stellte dieses Erlebnis «ein Schnittpunkt zwischen Tradition und Moderne» dar, daher auch der Titel der Filmreihe. Als Filmfan setzte er, zurück in Basel, alles daran, mehr über die Situation der indigenen Stämme zu erfahren.

Hollywood und Heimat

Vom kritischen Verhältnis zwischen Hollywood und der oft grotesk verzerrten Darstellung der «First Nations» erzählt die Dokumentation «Reel Injun» (2009) des Regisseurs Neil Diamond, mit der die Filmreihe startet. Darin kommen der Filmproduzent und -schauspieler Clint Eastwood oder der Regisseur Jim Jarmusch zu Wort, aber auch Filmhistoriker und Schauspieler. «Injun» ist übrigens die pejorative Bezeichnung für jemanden mit indigener Herkunft.

 

Gezeigt wird auch der Film «Smoke Signals» (1988) des Filmemachers Chris Eyre – er gehört selbst zum Volk der Cheyenne – für den sowohl vor als auch hinter der Kamera zum ersten Mal Amerikaner indigener Herkunft verantwortlich zeichneten. Damit gilt dieser Spielfilm als erste indigene Filmproduktion.

Aber auch Themen wie die Bedeutung von Familie, Tradition und Heimat sowie die Problematik von Alkoholismus und Gewalt in den indigenen Gemeinden werden behandelt. «American Indian Movement», während den Bürgerrechtsbewegungen der 60er Jahre kaum zu medialer Aufmerksamkeit gelangt, wird anhand eines seiner Gründungsmitglieder, Dennis Banks, im Film «A Good Day to Die» (2010) beleuchtet.

«Hearing Radmilla» (2010) ist wiederum ein Porträt der ersten Miss Navajo, die indigener und afroamerikanischer Herkunft ist. Es erzählt von ihrer umstrittenen Amtszeit 1997/98, ihrer Karriere als Sängerin und von privaten Ereignissen mit juristischen Folgen.

Die Filmreihe «Nordamerika Indianer heute: Zwischen Tradition und Moderne» sensibilisiert für den Umgang mit indigenen Völkern, revidiert hartnäckige Klischees und Vorurteile und gewährt überraschende Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft des kulturellen Erbes des nordamerikanischen Kontinents.

  • «Reel Injun» (2009), Do 1. 3. & Fri 2. 3., jeweils 21.00 Uhr, Neues Kino, Klybeckstrasse 247; das ganze Programm: www.neueskinobasel.ch

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