Die Stiftung Habitat sucht nach neuen Nutzungsideen für den über hundertjährigen Silobau auf dem Erlenmatt-Areal. Nach den Vorstellungen der Eigentümerin soll der Bau in erster Linie die Funktion eines öffentlichen Wohnzimmers für das Quartier erfüllen, auf dem sich nach wie vor viel bewegt.
Bis heute ist das Erlenmatt-Areal vor allem Wohn- und Schlafstadt sowie Baustelle. Einzige Ausnahme ist bis jetzt das Restaurant Bahnkantine, das wie eine Art Denkmal an frühere Zeiten erinnert, als sich auf dem weitläufigen Gelände – das von Stadtautobahnen umkurvt wird – noch der Güterbahnhof der Deutschen Bahn und später das Zwischennutzungsprojekt nt/Areal befanden.
Auf der Ostseite des Areals existiert aber noch ein weiterer Bau, der wie eine Trutzburg die nachhaltigen Umwälzungen überstanden hat: das 103 Jahre alte Silogebäude. Der mächtige Eisenbetonbau befindet sich auf den Baufeldern im Osten des Geländes, das sich die Stiftung Habitat gesichert hat mit dem Ziel, dem Quartier mit zum Teil unkonventionellen Wohn- und Gewerbenutzungen Leben einzuhauchen.
Suche nach Nutzungsideen
Ein zentrales Objekt hierfür ist eben der alte Silobau, der erhalten bleibt. Die Stiftung Habitat sucht nun in einer öffentlichen Ausschreibung nach Personen, Gruppen und Institutionen mit Nutzungsideen und Betriebskonzepten für das Gebäude, das über insgesamt 2690 Quadratmeter Bruttogeschossfläche verfügt. Konzepte können bis 1. Oktober 2015 eingereicht werden.
Neue Nutzung für das ehemalige Silogebäude auf dem Erlenmattareal gesucht. (Bild: Stiftung Habitat)
«Im Silo sind viele öffentliche, kulturelle, gastronomische, beherbergende, unterrichtende oder gewerbliche Nutzungen denkbar – auch nebeneinander», heisst es in der Ausschreibung. «Wir sind grundsätzlich sehr offen, was mögliche Nutzungsideen angeht», sagt Nicola Karadzic, Projektentwickler bei der Stiftung. Voraussetzung aber sei, dass das Silo eine öffentliche Zentrumfsfunktion für die Menschen hat, die auf dem Areal wohnen, arbeiten oder es besuchen.
In den Ausschreibungsunterlagen ist für die Nutzung der weitläufigen Räumlichkeiten im Hochparterre von einer Art «Wohnzimmer des Quartiers» die Rede – als mögliches Vorbild wird die grosse Halle des Unternehmens Mitte genannt. Neu wäre das nicht: Die Silo-Halle wurde quasi in einem Probelauf bereits einmal als öffentlich zugänglicher Raum genutzt, namentlich mit einem Zwischennutzungsprojekt von Depot Basel.
Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit
Explizit ist auch ein gastronomisches Angebot erwünscht, das auch den Aussenraum vor dem Silogebäude einbeziehen könnte. «Die Gastronomie sollte über Erlenmatt Ost hinausstrahlen und eine Mittags- und Abendrestauration umfassen», heisst es in den Unterlagen. Wie Karadzic sagt, könnte auch ein Club im Silobau Platz finden, was in der Ausgeh-Szene, die bekanntlich verzweifelt nach neuen Räumlichkleiten sucht, auf offene Ohren stossen dürfte.
Aber auch hier dürften die Umstände eine nicht unbeträchtliche Hürde darstellen. «Wir wollen nichts von vornherein ausschliessen, müssen aber zu bedenken geben, dass sich das Silo in einem Wohnquartier befindet», sagt Karadzic. Und aufgrund des Prinzips, dass sich das Quartier unter dem Gesichtspunkt der ökologischen Nachhaltigkeit entwickeln soll, will die Stiftung Habitat Nutzungen ausschliessen, die zu mehr Autoverkehr führen könnten.
Im Unter- und in den Obergeschossen sind laut den Ausschreibungsunterlagen auch gewerbliche Nutzungen oder Dienstleistungsprojekte denkbar, «die ein verringertes Mass an Öffentlichkeit aufweisen».
Primarschulhaus und Einkaufszentrum
Neben dem Startschuss für die Neunutzung des Silogebäudes sind auch noch zwei weitere öffentliche Bauprojekte auf dem Erlenmatt-Areal in eine konkrete Phase getreten: Am 3. Juli fand die Grundsteinlegung des Primarschulhausneubaus Erlenmatt statt. Ab Sommer 2017 sollen in dem von Luca Selva Architekten Basel entworfenen Bau 12 Primarschulklassen und zwei Kindergartenzüge Platz finden. Der Neubau kostet inklusive Altlastensanierung 35 Millionen Franken.
Im aktuellen Kantonsblatt ist überdies die Publikation des Neubaus für die Erlenmatt-Galerie zu finden. Als Nutzungen sind Wohnungen, ein Hotel, Verkaufsflächen und Gewerberäumlichkeiten aufgeführt sowie eine unterirdische Einstellhalle für 227 Personenwagen. Als Architekten werden Morger + Dettli Architekten genannt. Laut «Schweiz am Sonntag» soll dieser Neubau 98 Millionen Franken kosten.
Entwurf des neuen Erlenmattschulhauses, das im Sommer 2017 bezugsbereit sein soll. (Bild: Hochbauamt Basel-Stadt)