Der Zoo Basel ist der älteste in der Schweiz. Jedes Jahr kommen mehr Besucher, die Umsätze steigen. Eine Erfolgsgeschichte mit leisen Nebengeräuschen.
Kinder quietschen, es riecht nach Fisch. Majestätische Königspinguine marschieren am Publikum vorbei. Staunen, Faszination, Freude spiegeln sich in den Kinderaugen. Eigentlich könnte das Bild unnatürlicher nicht sein: Schwarz-weisse Pinguine watscheln über den Betonboden durch einen Korridor von Kindern. Der Zoo Basel bietet in den kalten Monaten fast täglich die Pinguin-Spaziergänge.
In natürlicher Umgebung sieht man die Königspinguine nur 16’000 Kilometer entfernt am Südpol oder an anderen entlegenen Orten. Hier im Zoo Basel kann man sie fast täglich beobachten – darüber wundert sich fast niemand. Wie ist der Zoo so selbstverständlich geworden?
Für die Kinder ist es aufregend, die Eltern hoffen auf den Lerneffekt – die Tiere sollen Bewusstsein für die Natur schaffen. So steht es auch im Leitbild: «Der Zoo Basel ist eine Kultur- und Bildungsinstitution.» Er «sensibilisiert das Publikum für den Schutz der Natur». Und erhält dafür vom Kanton Basel-Stadt jedes Jahr 1,45 Millionen Franken.
Bildung durch eingesperrte Tiere? Der Tierphilosoph Markus Wild kritisiert Zoos, obwohl diese immer mehr für das Tierwohl tun. Der grundsätzliche Konflikt sei noch immer da: «Man entnimmt Tiere ihrer natürlichen Umwelt und unterwirft sie vollständig der menschlichen Kontrolle.»
Keine Eisbären und Delfine mehr
Von Zoo-Kritik oder Mitleid mit den Tieren ist wenig zu sehen in den Gesichtern der Besucher. Gibt es gar kein Problem? Der Schweizer Tierschutz (STS) hat nichts gegen Zoos im Allgemeinen: «Wir demonstrieren nicht mit Protestplakaten vor dem Zoo», sagt STS-Mediensprecherin Helen Sandmeier. Was sie bemängelt, ist die Tierhaltung in gewissen Zoos. Ein jährlicher Bericht beschreibt die Situation in Schweizer Zoos. Und kommt zu einem positiven Fazit: Nur wenige Zoos erhalten ungenügende Noten.
Gewisse Tiere dürften beispielsweise nicht in der Schweiz gehalten werden, weil es die Klimaverhältnisse und der Platz nicht zulassen. Bis vor Kurzem gab es im Freizeitpark Connyland eine Delfin-Show, nach Protesten wurde sie abgesetzt. Auch Eisbären gibt es nicht mehr in Schweizer Zoos.
Was hat sich noch geändert in den Zoos? «Früher hat man Tiere mehr präsentiert, heute vermischt sich der Bereich der Tiere und Zuschauer immer mehr», sagt Peter Dollinger, Geschäftsführer vom Verband Deutscher Zoodirektoren, der sich um Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz kümmert. Die grundsätzliche Kritik am Zoo kann Dollinger nicht nachvollziehen. «Was passiert denn mit den Tieren in der freien Natur? In ganz Westafrika gibt es vielleicht noch 300 Giraffen und weniger als 500 Löwen.»
Zoo rechnet mit Baugenehmigung für Ozeanium
Der Zoo hat in Basel Tradition. Bereits 1874 wurde er eröffnet, als es in der Schweiz noch keine anderen Zoos gab. Und zur Eröffnung erschienen mehr Besucher, als Basel Einwohner zählte. 62’000 bestaunten die Hirsche, Büffel, Wölfe und Bären – für die Stadt ein Riesenspektakel. Auch heute mangelt es nicht an Besuchern. Die Besucherzahlen steigen seit über zehn Jahren stetig. 2013 verzeichnete der Zoo Basel knapp zwei Millionen Eintritte.
Der Boom zeigt sich auch auf Landesebene. In der ganzen Schweiz gab es im letzten Jahr 5,4 Millionen Besucher in den grössten Zoos. Peter Dollinger erklärt: «Seit zirka 15 Jahren steigen die Besucherzahlen in den grössten Zoos in der Schweiz an – im Durchschnitt zwei Prozent pro Jahr.»
Und in Basel ist noch einiges geplant. An erster Stelle steht das Ozeanium, welches bereits für politischen Zündstoff sorgte. Wenn der Plan aufgeht, soll bis 2020 ein Riesenkomplex mit Meerestieren auf der Heuwaage entstehen. Im Moment wartet man auf die Zusage des Kantons.
Tanja Dietrich, Mediensprecherin des Zoos Basel, geht davon aus, «dass der Bebauungsplan bis Ende 2015 vom Grossen Rat genehmigt wird». Das ist optimistisch. Die Fondation Franz Weber droht bereits mit einem Referendum.
46 Millionen in 6 Jahren
Ein anderes Projekt ist der Bau eines neuen Parkhauses am Erdbeergraben. Die jetzige Parkfläche soll dann in den Zoo eingegliedert werden. Bis dahin ist es ein langer Weg: Das Baubegehren wurde erst gerade eingereicht und der Zoo sucht noch einen Investor.
Seit 2008 hat der Zoo 46 Millionen Franken an Bau- und Planungsgeldern investiert. Aktuell läuft der Umbau des Elefantenhauses und des Restaurants.