Am Samstag öffnet die Margarethen-Kunsti die Tore für die Öffentlichkeit. So teilen sich in den beiden Basel wieder mehr als zehn Eishockey- und Eislaufvereine fünf Kunsteisbahnen mit Schulen und der Allgemeinheit. Das Eis könnte aber noch knapper werden.
Der Herbst 2015 kommt eistechnisch langsam zur Ruhe. Weil die Margarethen-Kunsti erst mit Verspätung geöffnet werden konnte, wurde für die Sportvereine auf dem Dreispitz in einer leerstehenden Industriehalle eine provisorische Eisfläche eingerichtet. Nun trainieren die Teams wieder auf der Margarethen.
Das beliebteste Kühlmittel ist Ammoniak (NH3). Ammoniak ist sehr effizient, dafür giftig und bereits in kleinen Mengen ätzend.
Um die guten thermo-dynamischen Eigenschaften auszunützen und die Gefahr von Ammoniak-Austritten zu verringern, wurde ein Zwei-Kreislauf-System entwickelt. Die Kälte wird zwar mit Ammoniak produziert, aber mit anderen Kühlmitteln (bspw. Wasser-Glykol-Gemisch) transportiert.
Das verwendete Ethylenglykol ist biologisch abbaubar und im Falle eines Lecks ungefährlich. Bei einer Kunsteisbahn wird also die Kälte zentral mit Ammoniak erzeugt und durch das Wasser-Glykol-Gemisch auf – oder unter – die Eisfläche getragen.
Sollte es im Ammoniak-Kreislauf zu einem Störfall kommen, wäre nicht die ganze Eisbahn betroffen und Betroffene könnten evakuiert werden.
Auch in Sissach ist das Eis für diese Saison gewährleistet. Die längerfristige Zukunft beider Eisflächen bleibt aber unsicher. Im Zentrum der Probleme stehen alte, umweltschädliche Ammoniak-Kühlanlagen und ungedeckter Investitionsbedarf in Millionenhöhe.
Wir machen eine Bestandesaufnahme in der Region.
1. Eishalle Laufen
Wenig Schlagzeilen macht momentan die Eishalle Laufen. Die Halle wurde 1993 gebaut und kann im Sommer für Konzerte und Veranstaltungen aller Art gebucht werden. Im Winter werden auf dem Beton Kühlmatten ausgelegt. Für die Kühlung werden kleine Mengen Ammoniak benötigt, durch die Kühlmatten jedoch fliesst ein Wasser-Glykol-Gemisch, wie der Betriebstleiter Raphael Rérat auf Anfrage bestätigt.
Gemäss Belegungsplan steht das Eis unter der Woche tagsüber für das öffentliche Eislaufen zur Verfügung. Abends und am Wochenende hinterlassen die Schlittschuhe der Laufener Eishockeyaner und Eiskunstläuferinnen und die Steine der Curler ihre Spuren. Es herrscht reger Betrieb bis spät in die Nacht.
2. St-Jakob-Arena
Die neueste und grösste Anlage steht auf dem St. Jakob. Obwohl es vereinzelt Probleme mit der Beschaffenheit des Eises gab, steht hier nicht die Kühlanlage im Zentrum des Interesses.
Die St.-Jakob-Arena hat vor allem finanzielle Probleme. Gemäss der Schweiz am Sonntag vom 8. November war die Genossenschaft der Arena nach dem Geschäftsjahr 2014 insolvent. Nur weil die IWB und die Basler Kantonalbank auf Rückzahlungen verzichten, kann die Genossenschaft weiter existieren.
Nur sehr selten gibt es in Basel wie hier Spitzen-Eishockey zu sehen. Am 3. April 2015 spielte die Schweizer Nationalmannschaft als WM-Vorbereitung gegen Finnland in der St.-Jakob-Arena (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Das Stadion ist zweifellos eine moderne und gute Anlage. Wie sie aber ohne Profieishockey auf dem Eis und zahlreiche Zuschauer auf den Tribünen überleben soll, konnten die Verantwortlichen bisher nicht aufzeigen.
3. Kunsteisbahn Eglisee
Am 11. November hat der Grosse Rat einem Ratschlag des Regierungsrates zugestimmt und einen Betrag von 13,4 Millionen Franken für die Teilsanierung der Kunsteisbahn und des Gartenbads Eglisee bewilligt.
Traditionell wird im Gartenbad Eglisee im Herbst die «Kunschti Eglisee» eröffnet. Vor 20 Jahren sollte der Eisbahnbetrieb eingestellt werden. Dagegen wehrte sich jedoch der «Verein zur Erhaltung der Kunsteisbahn Eglisee», den es heute noch gibt. Momentan wird nur ein Eisfeld betrieben, das bis 17 Uhr für öffentliches Eislaufen reserviert ist.
Am Abend und am Wochenende tummeln sich diverse grössere und kleinere Sportvereine und Plauschmannschaften auf dem Eis. Mit dem Ratsbeschluss vom 11. November ist die Zukunft des Eglisee als Bad und Eiskunstbahn gesichert.
4. Kunsteisbahn Margarethen
Der Ratschlag des Regierungsrates umfasste nicht nur die Teilsanierung des Eglisee. Im Rahmen einer neuen Eisstrategie für Basel plant der Regierungsrat ohne die Kunsteisbahn Margarethen. Auf der Anlage an der Grenze zwischen Gundeli und Binningen wird das Eis mit einer veralteten Ammoniak-Kühlanlage produziert.
Bereits diesen Winter hätte es auf der Margarethen kein Kunsteis gegeben, wenn das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft nicht die «Störfallvorsorge bei Kälteanlagen» in Kraft gesetzt hätte. «Die in dem Bericht formulierten Massnahmen zur Risikoermittlung gaben uns die Möglichkeit, die Kälteanlage auf der Margarethen dahingehend zu sanieren», sagt Paul Scherb, Projektleiter der Sanierung.
Die Kunsti Eglisee wird saniert, dazu soll es mit einem Tragluftdach eine Winter-Schwimmhalle geben. (Bild: Erziehungsdepartement Basel-Stadt)
Die Ammoniakleitungen wurden mit Betonelementen abgedeckt und abgedichtet. Zudem wurde eine neue Lüftung eingebaut, die in Notfällen ausströmendes Ammoniak aufsaugen würde. Um wie viele Jahre die Lebensdauer der Margarethen-Kunsti damit verlängert wurde, ist noch nicht klar. Nächsten Sommer stehen Unterhaltsprüfungen bei den Stahlleitungen und dem Stahltank an. «Je nach Resultat der Prüfung kann eine Sanierung der geprüften Stahlteile nötig werden», sagt Scherb.
Zusätzliche Eisfelder auf dem St. Jakob?
Es ist also möglich, dass der Eisbetrieb auf der Margarethen ohne erneute Sanierung bereits nächstes Jahr eingestellt werden muss. Der Regierungsrat schätzt die Kosten für eine umfassende Sanierung auf 40 Millionen Franken. Auf die Kunsteisbahn könne aber verzichtet werden, wenn auf dem St. Jakob zwei neue Eisfelder entstehen. Neben der St.-Jakob-Arena soll nach den Vorstellungen der Regierung mit einem überdeckten und einem offenen Eisfeld ein Eissportzentrum entstehen.
Im Gegenzug würde die Kunsteisbahn Eglisee nur noch dem öffentlichen Eislaufen und nicht mehr Sportvereinen zur Verfügung stehen. Das Schliessung der Margarethen ist noch lange nicht beschlossene Sache. Das Thema wird noch einigen Diskussionsstoff liefern.
Der Vize-Präsident des EHC Basel KLH könnte mit der vom Regierungsrat vorgeschlagenen Lösung leben und zeigt eine Möglichkeit auf, wie die Bewohner des Gundeli dennoch nicht auf saisonales Eis verzichten müssten: «Im Margarethenpark könnten im Winter mobile Eisflächen eingerichtet werden.» Auf dem Areal der Margarethen Kunsti könnten Wohnungen entstehen, damit könne die Stadt Geld verdienen.
5. Kunsteisbahn Sissach
Die Frage, wie viel Wert das Kunsteis für die Bevölkerung hat, hat sich die Gemeinde Sissach bereits gestellt. An der Einwohnergemeindeversammlung vom 20. Oktober sprachen sich die Stimmberechtigten klar für einen Kredit von 8,7 Millionen Franken für die Kunsteisbahn aus. Trotz Kopfschütteln und Unverständnis gewisser Vorgänge in den letzten Jahren gab es keine Voten gegen das Sanierungs-Vorhaben.
Kein Eis, dafür Stützen für das Dach: Die Kunsteisbahn Sissach 2013. (Bild: Facebook-Gruppe, «Rettet die Kunsti Sissach»)
Die Anlage ist die Gemeinde in den letzten Jahren teuer zu stehen gekommen. 2005 wurde im Rahmen einer Sanierung ein Holzdach gebaut. Die Kondenswasserbildung war allerdings so stark, dass die Holzkonstruktion instabil wurde. So musste die Kunsteisbahn geschlossen werden und es entfachte sich ein juristischer Streit zwischen Gemeinderat und Bauunternehmen.
Zu den baulichen Ausgaben gesellt sich nun die Sanierung der Kühlanlage. Im Budget, das die Versammlung akzeptiert hat, ist dieser Posten mit knapp zwei Millionen Franken beziffert. Die jetzige Anlage wird mit Ammoniak betrieben. Bei der neuen Kühlung will Gemeinderat Peter Buser auf Anfrage auf ein Wasser-Glykol-Gemisch setzen.
Ob aber gebaut wird, ist an eine gewichtige Bedingung geknüpft. Die Sissacher sind nicht gewillt, die ganze Sanierung alleine zu stemmen. Gebaut wird nur, wenn bis April 2016 vier Millionen Franken von umliegenden Gemeinden, dem Kanton und Sponsoren zugesichert werden.
Der Betrieb von Kunsteisbahnen ist teuer und der Spardruck ist allerorts gross. Um weiterhin Eisflächen anbieten zu können, werden in den nächsten Jahren hohe Kosten anfallen. In den Diskussionen über verschiedene Projekte und Eisstrategien werden sich die Regierungen und die Bevölkerung klar werden müssen, wie viel ihnen das Kunsteis wert ist.