Das «Landestelle»-Team belebt bald die Aktienmühle

Simone Fuchs und Christian Lorenz sind auf dem Vormarsch im Quartier: Nachdem die «Landestelle» am Klybeckquai sich zu einem vollen Erfolg gemausert hat, erobert das Paar mit der Aktienmühle nun bald auch das Quartier.

Auf dem Vormarsch im Quartier: Nach der «Landestelle» erobern Christian Lorenz und Simone Fuchs bald auch die Aktienmühle. 

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Simone Fuchs und Christian Lorenz sind auf dem Vormarsch im Quartier: Nachdem die «Landestelle» am Klybeckquai sich zu einem vollen Erfolg gemausert hat, erobert das Paar mit der Aktienmühle nun bald auch das Quartier.

Er organisiert Caterings und Kochevents, führt sein eigenes Lokal, hatte früher mehrere unterschiedliche Jobs neben seinen eigenen Projekten, war immer gestresst und kriegte doch immer alles unter einen Hut. Wer Christian Lorenz aus der Gastronomie kennt, der weiss: Der Mann hat ein Tempo drauf, mit dem nur wenige Gastronomen mithalten können. Vor drei Jahren eröffnete er mit Klaus Bernhard und seiner Lebens- und Geschäftspartnerin Simone Fuchs die «Landestelle». Drei Jahre sind nicht viel – doch für Christian Lorenz ist es höchste Zeit für ein neues Projekt.

Die Ausschreibung der Stiftung Habitat, die auf der Suche nach einem neuen Mieter für die Neunutzung der Aktienmühle war, kam also wie gerufen. Lorenz sagt: «Ein Betrieb braucht sicher drei Jahre, bis das Konzept sitzt. Die ersten Jahre haben wir viel herumprobiert, und bei der ‹Landestelle› hat sich dieses Jahr alles so richtig schön eingependelt. Wir sind bereit für etwas Neues.»

Eröffnung im Mai 2016

Also bewarben sich Simone Fuchs und Christian Lorenz bei Habitat. Der Mietvertrag ist bereits unterschrieben. Die Aktienmühle, die neben dem Restaurant auch Werkstatträume mit einer Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern beherbergen wird, befindet sich momentan noch im Umbau. Im nächsten Sommer sollen die Räumlichkeiten bezugsbereit sein. Die Eröffnung des Lokals im Turbinenhaus ist bereits im Mai 2016 geplant.

Der Gastronom und Betriebsleiter Dani Jansen hat die Aktienmühle vor fünf Jahren als Zwischennutzung aufgebaut und seither geleitet. Er war neben Vertretern der Besitzerin Stiftung Habitat auch im Entscheidungskomitee, an welche Gastronomen das Turbinenhaus vermietet werden soll. Das «Landestelle»-Team sei sein klarer Favorit gewesen, sagt er, deshalb gebe er sein «Baby» mit gutem Gefühl aus der Hand.

Kein definitives Konzept, sondern dynamischer Prozess

Entscheidend für den Entscheid von Habitat dürfte auch gewesen sein, dass Lorenz und Fuchs in der Lage zu sein scheinen, für die Lokalmiete aufzukommen. Diese darf man sich bei einem Gästebereich von 153 Quadratmetern sowie einer über 40 Quadratmeter grossen Küche entsprechend hoch vorstellen. Mit der florierenden «Landestelle» und einem gut laufenden Catering-Unternehmen in der Hinterhand sollte dies für Lorenz und Fuchs kein Problem darstellen.

Jansen ist aber auch so von Lorenz und Fuchs überzeugt. Sie hätten mit der «Landestelle» gezeigt, dass sie Menschen aus diesem Quartier anziehen können. Davon soll auch die Aktienmühle profitieren. Ebenso von der Vorgehensweise der beiden Gastronomen: «Sie haben uns kein Konzept vorgestellt, das in Stein gemeisselt ist, sondern wollen sich laufend an den Bedürfnissen der Quartierbewohner und Kunden orientieren.» Solche dynamischen Prozesse finde er spannend und sinnvoll.

Kein A-la-Carte-Service

Fest steht bisher nur, dass es im Turbinenhaus der Aktienmühle keinen klassischen Restaurationsbetrieb geben wird. Der bisherige Open-Grill soll bleiben, die Getränke gibts an der Outdoor-Bar, und die Gäste bringen abends ihr Fleisch selbst mit oder kaufen es mit anderen hausgemachten Produkte der Aktienmühle vor Ort. Die hauseigenen Produkte stellt das Küchenteam im Turbinenhaus her, das ihm quasi als Werkstatt dient – auch, um Caterings vorzubereiten. Am Mittag wird das Lokal allerdings bedient sein und es sollen mindestens zwei Menüs angeboten werden.

Der Rest ergebe sich spontan. An Ideen mangelt es Simone Fuchs und Christian Lorenz für die Aktienmühle nicht: «Der grosse Raum im Turbinenhaus lässt uns viel Spielraum, um unsere Kreativität auszuleben. So können wir zum Beispiel thematische Koch-Events mit Musik organisieren.» Geschlossene Gesellschaften wollen die beiden jedoch nicht bewirten: «Das spricht gegen unsere Philosophie», sagt Lorenz. «Die Aktienmühle soll weiterhin ein offener Ort sein.» Auch familienfreundlich soll der Ort bleiben, ohne Konsumzwang und mit moderaten Preisen. Und am Abend sollen regelmässige Musikanlässe für Gäste sorgen.

Keine zweite «Landestelle»

Fuchs und Lorenz freuen sich auf die neue Herausforderung. Auch weil am neuen Ort das Organisatorische für sie einfacher wird. Für die «Landestelle» ist das Küchenteam derzeit nämlich in der Küche eines Basler Clubs eingemietet und arbeitet dort. Das Büro befindet sich wiederum an einem anderen Ort. «In der Aktienmühle haben wir dann endlich alles schön gebündelt», freut sich Christian Lorenz.

Und Simone Fuchs freut sich darauf, die Neugestaltung der Aktienmühle zu übernehmen: «Bei der ‹Landestelle› konnte ich meine Ideen zwar einbringen, wir übernahmen aber das Favela-artige Mobiliar der Art Basel, welches einen eindeutigen Stil vorgab. Daher konnte ich mich nicht wirklich ausleben.» Sie und Lorenz wollen, dass die Aktienmühle und die «Landestelle» als zwei eigenständige Betriebe wahrgenommen werden. Diesem Anspruch will Fuchs auch bei der Gestaltung gerecht werden. Details verrät sie allerdings noch keine.

Eingespieltes Team

Fuchs ist ursprünglich Grafikerin und absolvierte in Basel den Master-Studiengang in Design. «Seit ich in Basel bin, kreist mein kreatives Schaffen um das Thema Zwischennutzungen», sagt die Bernerin. So arbeitete sie lange in ihrem Atelier als selbstständige Grafikerin auf dem nt/Areal. Dort lernte sie auch Christian Lorenz kennen: «Mein Büro war direkt oberhalb des ‹Erlkönigs›, wo Christian damals Küchenchef war.»

Gemeinsam an Projekten gearbeitet haben Fuchs und Lorenz schon früher. Zum Beispiel veranstalteten sie im Jahr 2011 ein grosses Muschelgelage in der Schleifferei. Diese Zusammenarbeit wurde über die Jahre intensiver: «Erst arbeiteten wir vor allem bei der ‹Landestelle› gemeinsam, dann stieg Simone irgendwann auch beim Catering ein», erzählt Lorenz.

Und nun, weniger als drei Jahre nach der Eröffnung des ersten Lokals, besteht bereits ein Mietvertrag für die Aktienmühle. Die beiden sind kaum aufzuhalten.

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