Das Waldeburgerli wächst – in die Breite

1953 lösten bei der Waldenburgerbahn elektrische Triebwagen die Dampfloks ab. Nun sollen auch die Geleise der Schmalspurbahn breiter werden.

Die Dampflokomotive Nummer 4 der Waldenburgerbahn macht Halt in Hölstein im Jahr 1953.

(Bild: KEYSTONE/Museum.BL/Theodor Strübin)

1953 lösten bei der Waldenburgerbahn elektrische Triebwagen die Dampfloks ab. Nun sollen auch die Geleise der Schmalspurbahn breiter werden.

Die Eisenbahn war auch im Baselbiet das Trojanische Pferd des Fortschritts. Nachdem 1858 die Bahnlinie von Basel nach Olten über Sissach und Läufelfingen in Betrieb genommen wurde, verlagerte sich der Transportverkehr von der Strasse auf die Schiene. Das bekamen auch die Menschen im Waldenburgertal zu spüren, durch das während Jahrhunderten via Oberen Hauenstein eine wichtige Route des Nah- und Fernverkehrs führte. Nun blieben die Fuhrwerke aus.

Einfach hinnehmen wollte man das nicht. «Die Eisenbahn ist eine Lebensfrage für das Waldenburgertal und letzteres verspricht, mit allen Mitteln für die Erstellung derselben einzustehen», heisst es etwa in einer Resolution, die eine Versammlung in Waldenburg am 14. September 1879 verabschiedete.

Spurweite von 75 Zentimetern

Die Menschen im Oberbaselbieter Tal mussten nicht mehr allzu lange warten, bis ihr langgehegter Wunsch in Erfüllung ging. Am 24. Februar 1880 erteilte der Bundesrat die Konzession für den Bau der Bahn, und am 1. November 1880 nahm diese den Betrieb mit zwei Dampflokomotiven auf. Um die Baukosten tief zu halten, hatte man sich für Geleise mit einer Spurweite von nur 75 Zentimetern entschieden.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Unternehmen quasi mit Volldampf. 1905, anlässlich des 25-jährigen Bestehens, wies es beachtliche Zahlen auf. Die Passagierzahl war von 73’704 (im Jahr 1881) auf 135’640 Reisende angestiegen, der Güterverkehr hatte sich von 248 t (1881) auf 3223 t erhöht. Kurz zuvor hatte die Bahn ihre fünfte Lokomotive erhalten.

Experten rieten von der Elektrifizierung der Bahn oder dem Kauf von Autobussen ab.

Die Jahre des Ersten Weltkriegs setzten dem Unternehmen dann allerdings zu, insbesondere weil die Kohle knapp und teuer wurde. Als Ende der 1920er-Jahre ein nächster Modernisierungsschritt anstand, kam es denn auch zu Überlegungen, die Bahn zu elektrifizieren. 1934 stellte die Regierung einen entsprechenden Antrag.

Da die vorberatende Landratskommission sich aber nicht einig war, liess die Regierung ein Gutachten bei Experten einholen. Diese rieten davon ab, Geld in die Elektrifizierung der Bahn oder den Kauf von Autobussen zu stecken, sondern empfahlen – auch um die Touristen bei der Stange zu halten − eine zusätzliche Lokomotive und weitere Reisewagen anzuschaffen. Und so fuhr das Waldeburgerli weiterhin mit Dampf durchs Tal. 

«Odyssee zur Elektrifizierung»

Doch schon bald stand die Frage der Elektrifizierung wieder auf der Tagesordnung. Erwogen wurde zeitweise auch, die Bahn durch Auto- oder Trolleybusse zu ersetzen. Anfang der 1950er-Jahre schliesslich gaben die Baselbieter Regierung und der Landrat das lange erwartete Signal zur Elektrifizierung. Im Geschäftsbericht der Bahn für das Jahr 1951 heisst es dazu: «Über diese ‹Odyssee› seit 1943 und besonders seit der Vorlage des umfassenden Berichts des Eidgenössischen Amtes für Verkehr vom 15. November 1946 bis zur Beschlussfassung des Landrates vom 28. Juni 1951 und fernerhin liesse sich ein Buch schreiben.»

Am Sonntag, dem 25. Oktober 1953, war es dann so weit: Das ganze Tal von Waldenburg bis Liestal feierte die neue elektrische Bahn und sagte den Dampfzügen adieu. Ganz verschwunden sind sie allerdings nicht. Seit 1970 kommen bei Nostalgiefahrten wieder Dampfloks zum Einsatz. Diese mussten – wie das elektrische Waldeburgerli – für die (Schmal-)Spurweite von 75 Zentimetern angefertigt werden. Das wird sich künftig ändern. Im vergangenen Dezember hat der Landrat beschlossen, im Rahmen einer Erneuerung der Waldenburgerbahn die Spurweite auf einen Meter zu erweitern.

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