Am 1. August 1913 wurde in Basel in erster Linie gefestet. Die Beschwörung des Patriotismus scheint demgegenüber zweitrangig gewesen zu sein.
Der 1. August 1913 war ein Freitag. Mag sein, dass dies die Baslerinnen und Basler besonders animiert hat, am Abend auszugehen und an einer der zahlreichen Feiern teilzunehmen, die von hiesigen Vereinen organisiert wurden. Dabei stand das Festen im Vordergrund; der Beschwörung des Patriotismus scheint demgegenüber eher eine kleinere Rolle zugekommen zu sein. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man in Inseraten und Veranstaltungshinweisen liest.
Luft-Akrobaten
So lud etwa das Restaurant Greifenbräu Horburg an der Amerbachstrasse zu einer «Bundesfeier», an der der Orchesterverein Basel sowie die Musik- und Musiksektion des katholischen Jünglingsvereins St. Joseph mitwirkten. Als besondere Attraktionen versprach das Inserat «Auftreten des Reinold-Duo, Luft-Akrobaten» sowie ein Feuerwerk – und das bei freiem Eintritt.
Trommler und Pfeifer
Ein grosses Feuerwerk gar erwartete die Besucher der «Bundesfeier» im Restaurant zum Erlenpark, die vom Männerchor und Turnverein Horburg unter «freundlicher Mitwirkung» der Trommler und Pfeifer des Centralclub sowie der Stadtmusik Hüningen durchgeführt wurde. Das Programm «à 20 Cts.» berechtigte zum Eintritt. Demgegenüber hatten die «verehrlichen Mitglieder des Erlenvereins» gegen «Vorweisen der Karte» freien Eintritt.
«Marmorgruppen» und Kunstfeuerwerk
Etwas stärker in Genuss von nationaler Erbauung kamen die Besucherinnen und Besucher der von der FDP organisierten Feier im Sommercasino. Neben dem Männerchor des Vereins schweizerischer Eisenbahnangestellter, der Lieder wie «Alpenhochwacht» und «O wunderschönes Schweizerland» sang, war dafür der Stadt-Turnverein besorgt. Dieser zeigte nicht nur Pyramiden, sondern auch seine «bekannten Marmorgruppen» mit folgendem «patriotischem Programm»: «1. Der Gesslerhut, 2. Tell’s Apfelschuss, 3. Rütlischwur, 4. Winkelrieds Tod, 5. Auffinden der Leiche Winkelrieds, 6. Uli Rotach bei der Schlacht am Stoss, 7. Hans von Hallwyl in der Schlacht bei Murten, 8. Szene aus der Schlacht bei St. Jakob.»
Abgeschlossen wurde das Unterhaltungsprogramm durch ein grosses Kunstfeuerwerk aus 6 Gruppen und einem Schlussbouquet mit grossem «pyrographischen Tableau Heil dir Helvetia!».
Während des Festes wurden im Garten «durch einige Damen in opferwilliger und verdankenswerter Weise» Bundesfeierkarten verkauft. Der Erlös war für die Tuberkulose-Fürsorge bestimmt. Die zum Eintritt berechtigenden Programme kosteten bis zum Vorabend 50 Rappen, am 1. August musste man einen Franken dafür bezahlen.
Mit bengalischer Beleuchtung
In den Genuss von «plastischen Gruppen aus der Schweizergeschichte mit bengalischer Beleuchtung» kamen die Festteilnehmer im St.-Alban-Tal an der Feier des Wasserfahrvereins St. Alban, an der auch die Postmusik und der Postmännerchor mitwirkten.
Im Gundeli leuchteten am 1.-August-Abend auf der Spielwiese des Margarethenparks einige Hundert Lampions. Hier sang der Männerchor Gundeldingen, und die Feldmusik spielte auf. Bei diesem Anlass handelte es sich gemäss den veranstaltenden Vereinen, zu denen auch der Quartierverein Gundeldingen gehörte, um «eine bescheidene Bundesfeier». Als Festredner hatte man Pfarrer Hans Baur gewonnen, «womit alle Gewähr dafür geboten ist, dass auch der ernste Teil im Programm in würdiger Weise begangen werden kann».
Auf dem Wasser
Auch im Garten der Burgvogtei, wo heute das Restaurant Volkshaus steht, fand eine Feier statt. Hier feierten zu den Liedern des Strassenbahner-Männerchors und den Klängen der Strassenbahner-Musik die Basler Trämler. Herzlich eingeladen waren insbesondere «alle werten Passiv-Mitglieder und alle dienstfreien Kollegen mit ihren werten Angehörigen».
Während an den bisher genannten Anlässen wohl das eine oder andere Glas Bier oder Wein getrunken wurde, dürfen wir dies für die «Bundesfeier» am Petersgraben 23 ausschliessen: Beim Zusammensein im Blaukreuzhaus, zu dem die Vereinsgenossen der Stadt und Umgebung eingeladen waren, floss kein Alkohol.
Nicht unerwähnt bleiben soll zum Schluss der Beitrag zum 1. August 1913 des Wasserfahrvereins Horburg. Dieser lud seine Mitglieder, Freunde und Bekannten zu einer Lampion-Fahrt und für den Sonntag, 3. August, zu einem Waldfest ein.