Der ambitionierte Arlesheimer Alleskönner

Schauspieler und Musiker, Stand-Up-Comedian und Poetry-Slammer, Schnügel und Rebell: Laurin Buser zeigt sich bei der Premiere seines Abendprogramms «Earth Shaking» im ausverkauften Basler «Tabourettli» von vielen Seiten.

Laurin Buser und Sascha F. bei «Earth Shaking» (Bild: Janick Zebrowski)

Schauspieler und Musiker, Stand-Up-Comedian und Poetry-Slammer, Schnügel und Rebell: Laurin Buser zeigt sich bei der Premiere seines Abendprogramms «Earth Shaking» im ausverkauften Basler «Tabourettli» von vielen Seiten.

Laurin Buser ist echt zu beneiden. Er ist jung und attraktiv, er ist intelligent und witzig, er ist cool und charmant – und während andere mit zarten 20 Lenzen ihre ersten Brötchen verdienen, steht er am Mittwochabend auf der Bühne des Basler «Tabourettli» und sinniert in seinem bereits zweiten abendfüllenden Programm «Earth Shaking» über die eigene Generation.
Eine Generation, die immer und überall online und gleichzeitig stets gelangweilt, die immer unterwegs und nirgends zuhaus, die notorisch unzufrieden sei. Die sich selbst hasse und in ihrem Selbsthass nicht ernst nehmen könne. Der alle Möglichkeiten offen stünden, die aber gleichzeitig im Meer der Möglichkeiten ertrinke. Die sich und alle anderen «irgendwie scheisse» findet.

Pointierter Poet

Das ist klug, das ist träf, und vor allem: authentisch. Man merkt: Hier steht ein Dichter und Denker, einer, der gern und viel reflektiert, und diese Reflexionen als Poet auch pointiert rüber bringt. Kein Wunder gilt Laurin Buser als das grösste Jungtalent der Schweizer, ja vielleicht gar der deutschsprachigen «Poetry Slam»-Szene. Doch im «Tabourettli» geht es nicht nur ums Vortragen kniffliger Texte und geschliffener Pointen.

Der Arlesheimer, das merkt man, will mehr: Er will auch als Stand-Up-Comedian und Schauspieler, als Musiker und MC punkten. Er schreibt tiefgründige «Briefe an die Wahrheit» und macht sich über die Schweizer Medienwelt lustig. Er rappt über langweilige House-Partys und singt von der Reise eines Wassertröpfchens. Er rechnet mit den eigenen Aufstiegsambitionen und der Tristesse von Karrierestationen wie dem Kaff «Kirchheimbolanden», Zuschauer: einer, ab. Und präsentiert nebenbei gleich noch den nächsten Sommerhit.

Talent unter Druck

Laurin Buser will gefallen und trotzdem nicht «Everybody’s Darling» sein. Darum flucht und spuckt er, singt von Sex und Suff, ist manchmal rebellisch und fies und im nächsten Moment doch wieder gern der «Schnügel», den auch die älteren Damen im Publikum sofort ins Herz schliessen: Eine anstrengende Gratwanderung, ein ständiger Seiltanz. Während Buser bei der Premiere stets unter Strom steht, wirkt sein Sidekick Sascha F., der sich vor allem aufs Musizieren konzentrieren kann, einiges entspannter und gelassener – und damit insgesamt vielleicht weniger herausfordernd und sperrig, aber auch souveräner.

Ist Laurin Buser vielleicht doch gar nicht so sehr zu beneiden, bei dem immensen Druck, den sich das Talent selber schafft, wenn er auf so vielen künstlerischen Ebenen überzeugen möchte? Immerhin: Mit «The Earth is Shaking» beweist Buser, dass er vieles kann, nein: vieles sogar sehr gut kann. Die Beschränkung auf das, was er am allerbesten kann, steht hingegen eindeutig noch aus.

Aber möglicherweise will sich Laurin – mit gerade mal 20 Lenzen und getreu dem Motto seiner Generation – jetzt auch noch gar nicht entscheiden, was das sein könnte. Muss er auch nicht: dass er auch so bestens unterhalten kann, hat er an diesem Abend jedenfalls mit Bravour bewiesen.

  • Weitere Vorstellungen im Tabourettli, Basel: 5.-7., 11.-14. Januar, jeweils 20 Uhr, Tabourettli, Basel.

Quellen

www.laurinbuser.ch

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