Er war Schlagzeuger, Jazzliebhaber, Labelchef, Genussmensch, Freund und Helfer: Mit Peter Schmidlin verliert der Schweizer Jazz eine grosse, wichtige Persönlichkeit.
Als ich am 26. April, während des Jazzfestivals Basel, von Thierry Lang und von Daniel Humair erfuhr, dass Peter Schmidlin schwer erkrankt sei und mit einem Tumor zu kämpfen habe, wollte ich dies nicht wahrhaben.
Das Urgestein des Genusses, des Witzes, des optimistischen Kreativgeists – krank?! Das konnte, das durfte nicht sein! Und jetzt, nur fünf Wochen später ist diese schöpferische Stimme der Jazzszene Schweiz für immer verstummt. Unfassbar für wahrscheinlich alle, die Peter Schmidlin kannten!
Meine ersten Begegnungen mit ihm hatte ich in den 70er-Jahren, als er mit der legendären Rock-Jazz-Band «Magog» berühmt wurde, als er mit dem Jazz-Live Trio, das im Radiostudio Zürich entstand, unzählige grosse Solisten der US-Jazzszene und ebenso viele Live-Mitschnitte für DRS 2 machte. Peter Schmidlin war bei den US-Jazzern als swingender und treibend-expressiver Drummer sehr beliebt. Er tourte jahrelang mit Stars wie Benny Bailey, Tony Scott, Clarke Terry, Cedar Walton, Curtis Fuller, Dee Dee Bridgewater durch halb Europa. Er war schon vor mehr als 40 Jahren ein gern gesehener Schweizer Star im Jazzworkshop am Basler Totentanz.
In den 80er-Jahren war er ständiges Mitglied beim Tele Montoliu Trio, Horace Parlan Trio und bei Jimmy Woode. Schmidlin war der kongeniale Drummer für Klaviertrios des klassischen Jazz.
Der Saxofonist George Robert und der Trompeter Franco Ambrosetti nahmen Schmidlin immer wieder auf Welttourneen mit. Seit 2002 war er festes Mitglied des Thierry Lang Trios und seit der Gründung des Jazzclubs Bird’s Eye war Peter Schmidlin an der Seite des Bassisten Stephan Kurmann gern gesehener und verehrter Gast und Drummer auf der Clubbühne. Unvergessen sind die vielen Konzerte mit «Co-Jazz» und mit anderen Basler Musikern.
Für mich unvergessen bleibt auch sein grossartiges Konzert mit dem legendären Tenorsaxofonisten Dexter Gordon und Tete Montoliu, das im grossen Saal der Musikakademie stattfand.
Ein perfekter Networker
Peter Schmidlin, 1947 in Riehen geboren, war am Schlagzeug Autodidakt, gewann schon 1963 seinen ersten Preis als Jazzdrummer in Zürich und war immer unkonventionell und auf seine Art und Weise innovativ. Er war der perfekte Networker, vernetzte die Schweizer Jazzszene und war Bindeglied zwischen der welschen Schweiz und der Deutschschweizer Jazzszene.
Er kümmerte sich wie kein anderer in der Schweiz um die alltäglichen Themen und Probleme der Schweizer Jazzszene. Ab dem Jahre 1991 wurde er als CD-Produzent und Labelinhaber Förderer des nationalen und internationalen Jazz. Das Label TCB mit Sitz in Montreux schaffte es recht gut und schnell, internationalen Ruhm zu erlangen. Schmidlin überzeugte Claude Nobs davon, mit Erfolg eine TCB-Label-Night in Montreux einzuführen, und war selbst von 2001 bis 2004 Leiter eines sympathischen Jazzfestivals im kleinen Ort Ollon im Waadtland, bei dem man hochkarätigen Jazz mit kulinarischen Genüssen verbinden konnte. Auch Riehen war Peter Schmidlin immer verbunden geblieben und er gestaltete dort mit Erfolg über Jahre hinweg Open-Air-Konzerte im Park.
Ein Connaisseur des Vino und des Jazz
Vor mehr als 14 Jahren konzipierte er zudem einen Swiss Jazz Club an der berühmten Midem in Cannes, der weltweit grössten Musikmesse. Er machte die Programmation während sechs Jahren und präsentierte den Club während fünf Jahren. Peter Schmidlin, ein umtriebiger Mensch, ein Connaisseur des Vino e Jazz, einer, der sich dem Swing und Groove verschrieben hat, ist leider viel zu früh von uns gegangen. Er hinterlässt eine grosse Lücke im Schweizer Jazz.
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Urs Blindenbacher ist Gründer und Leiter von Off Beat Concerts und des Jazzfestivals Basel.