Der FCB verkauft jetzt auch Würste

Für einmal lässt sich der FC Basel vom Eishockey inspirieren. Der SC Bern war Vorbild bei der Entscheidung, die Mehrheit des Stadion-Restaurateurs Berchtold Catering zu übernehmen. Der Deal könnte dem FCB Millionen bringen – und dereinst vielleicht eine FCB-Bar in der Stadt.

Wuerste braten am 18. April 2010 auf einem Grill in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally) (Bild: Keystone/GAETAN BALLY)

Für einmal lässt sich der FC Basel vom Eishockey inspirieren. Der SC Bern war Vorbild bei der Entscheidung, die Mehrheit des Stadion-Restaurateurs Berchtold Catering zu übernehmen. Der Deal könnte dem FCB Millionen bringen – und dereinst vielleicht eine FCB-Bar in der Stadt.

Der neidische Blick des Baslers geht gemeinhin in Richtung Zürich – auch wenn das der Basler natürlich nie zugeben würde. Der neidische Blick des FC Basel geht ab und an in Richtung Bern – auch wenn das nun rein gar nichts mit sportlichen Erfolgen zu tun hat. Aber die Tatsache, dass bei den Young Boys Stadion und Fussballclub eine Einheit bilden, wird beim FCB als riesengrosser finanzieller Vorteil des Konkurrenten gesehen.

Da ist es nur logisch, dass die Basler jetzt ebenfalls versuchen, mehr Einfluss in ihrem Heimstadion zu gewinnen, in dem sie bloss Mieter sind. Einen ersten Schritt hat der FCB gemacht. Die Holding AG des FCB hat rückwirkend per 1. April 2012 die Aktienmehrheit der Berchtold Catering AG gekauft. Dank diesen 52 Prozent der Aktien verdient der FCB nun endlich auch an den während der Spiele im Stadion verkauften Ess- und Trinkwaren mit.

Bislang hatte der Hauptmieter des Stadions von diesen Einnahmen keinen Rappen gesehen. Die Berchtold Catering AG hat mit der Stadionbetreiberin Basel United einen Pachtvertrag. Geld verdienten bislang also Berchtold und Basel United. Jetzt holt sich der FCB sein Stück vom Kuchen – wobei er durchaus Geld in die Hand nehmen musste, um die Aktienmehrheit von Hans Berchtold zu kaufen, dem bisherigen Besitzer von Berchtold Catering.

Die Champions-League-Millionen wollen angelegt werden

Über die Summe, die die Rotblauen überweisen mussten, mag Bernhard Heusler nichts sagen. Aber der FCB-Präsident spricht von «einer Investition, von der wir uns Rendite erhoffen». Schliesslich liegt in der FCB-Holding noch der eine oder andere Champions-League-Franken, der geschickt angelegt werden will. Und der FCB hat sich seit langem das Ziel gesteckt, vom sportlichen Erfolg unabhängiger zu werden. Da können Einnahmen durch Bier und Wurst nur helfen.

Direktes Vorbild für den FCB war der SC Bern. Der grösste Eishockey-Club des Landes erwirtschaftet rund ein Drittel seines Budgets von immerhin 40 Millionen Franken über Catering-Einnahmen. Das sind Zahlen, die Heusler «beeindrucken», wie er offen zugibt: «Zumal der SCB diese Gelder generiert, ohne grosse internationale Spiele zu haben.» Die Gastro GmbH des SC Bern macht mit ihren 16 Restaurants mittlerweile gegen 25 Millionen Franken Umsatz.

Über den Umsatz von Berchtold Catering oder die erhofften Einnahmen für den FCB mögen Hans Berchtold und Bernhard Heusler keine Aussagen machen. 2006 machte Berchtold Catering einen Umsatz von zwölf Millionen Franken. Seither jedoch hat der Caterer seine Betriebe rund um den Bahnhof SBB verkauft, der Umsatz dürfte entsprechend gesunken sein.

Der HC Davos erwirtschaftet ein Viertel seiner Matcheinnahmen via Catering

Um einzuschätzen, was für den FCB möglich sein könnte, hilft ein weiterer Blick auf das Schweizer Eishockey. Hier erwirtschaftet der HC Davos zum Beispiel gut ein Viertel seiner Matcheinnahmen via Catering. Bei den Rapperswil Lakers ist es immerhin noch ein Sechstel.

Wird das Beispiel aus Rapperswil auf den FCB umgerechnet, kommt man bei ausgewiesenen Matcheinnahmen von zwanzig Millionen Franken für das Jahr 2010 auf hypothetische vier Millionen Einnahmen für die Rotblauen via Catering. Und als kleines Schmankerl verdient der FCB jetzt mit, wenn die Nationalmannschaft in Basel spielt.

Der Pachtvertrag zwischen Berchtold Catering und Basel United läuft noch bis 2016. Wird der Vertrag darüber hinaus verlängert, hat der FCB die Option, auch die restlichen 48 Prozent von Berchtold zu kaufen. Entscheidet sich die Stadionbetreiberin allerdings für einen anderen Caterer, dann kann der FCB seine 52 Prozent der Aktien wieder zurückgeben. Es scheint allerdings äusserst unrealistisch, dass Basel United sich bei der Vergabe des Pachtvertrags gegen den besten Mieter im Stadion entscheidet.

Der Traum von der FCB-Bar im Stadtzentrum

Und wer weiss, vielleicht bringt der Deal mit Berchtold den FCB dereinst ins Stadtzentrum. Im Club existiert schon seit längerer Zeit der Traum, in der Stadt eine FCB-Sportsbar mit Merchandising-Verkaufsstelle und Ticketingstelle einzurichten. Das Know-How dafür hätte der FCB nun mit der Übernahme von Berchtold Catering.

Der SC Bern übrigens ist den Baslern auch hier eine Nasenlänge voraus. Der Hockeyclub hat im Juni an der Kramgasse «The Beef» eröffnet, ein Lokal mit einer Sportbar im Parterre und einem Steakhaus im 1. Stock.

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