Der grosse Streit der Archäologen

Der grosse Kunstdenkmalband übers Basler Münster sollte insbesonders über den ersten Kirchenbau und das Frühmittelalter in Basel interessante neue Erkenntnisse bringen. Doch nun kommen die Herausgeber nicht an die nötigen Dokumente heran. Der Ausgrabungsleiter will diese bei sich behalten. Entschieden wird die Auseinandersetzung wohl vor Gericht.

Welche Geheimnisse liegen noch unter dem Münster? Das würden die Basler gerne wissen. Im Bild: die Galluspforte. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Der grosse Kunstdenkmalband übers Basler Münster sollte insbesonders über den ersten Kirchenbau und das Frühmittelalter in Basel interessante neue Erkenntnisse bringen. Doch nun kommen die Herausgeber nicht an die nötigen Dokumente heran. Der Ausgrabungsleiter will diese bei sich behalten. Entschieden wird die Auseinandersetzung wohl vor Gericht.

Auf den Kunstdenkmalband übers Basler Münster werden sich viele Menschen freuen – Kirchenliebhaber ebenso wie Geschichtsinteressierte. Tatsächlich könnte das Werk spannende Erkenntnisse über den ersten Münsterbau und das frühmittelalterliche Basel liefern.

Die nötigen Ausgrabungen sind gemacht – seit den 70er-Jahren. Und dennoch gibt es ein erhebliches Problem. Der Mann, der die archäologischen Arbeiten im Münster und vielen anderen Schweizer Kirchen leitete, will die Dokumentationen nicht herausrücken: Der heute 80-jährige Hans Rudolf Sennhauser möchte die Unterlagen selber mit eigenen Mitarbeitern auswerten. Dafür hat er die «Stiftung für Forschung in Spätantike und Mittelalter» gegründet, welche die Ergebnisse der Öffentlichkeit noch präsentieren wird, wie Sennhauser sagt.

Kantone wollen nicht länger warten

In Basel rechnet man aber längst nicht mehr damit, dass der emeritierte ETH- und Uni-Professor, der auch bei der Kommission für eidgenössische Denkmalpflege mit dabei war, die seit Jahren ersehnten Ergebnisse irgendwann noch vorlegen wird. Darum fordert die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt Sennhauser nun noch ein letztes Mal dazu auf, die Originaldokumente zum Münster samt Fotos und Dias auszuhändigen.

Seit einigen Monaten trägt Basel den Konflikt nicht mehr alleine aus – sondern zusammen mit 18 anderen Kantonen, die mit Sennhauser das gleiche Problem haben. Um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, hat die Konferenz der Schweizer Kantonsarchäologen (KSKA) eine Task Force geschaffen.

Falls sich Sennhauser auch von ihr nicht beeindrucken lässt, werden die Kantone aller Voraussicht nach die Gerichte einschalten, wie der Basler Kantonsarchäologe Guido Lassau sagt, der die KSKA leitet. «Speziell für Basel sind diese Dokumentationen sehr wichtig», sagt er. «Sie sind der Schlüssel zum ersten Münster und den Nachfolgebauten.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23/12/11

Nächster Artikel