Der Lift hält den Turm am Leben

Der Messeturm ist der Arbeitsplatz von über 1000 Menschen. Den Betrieb des Riesengebäudes stellt das Team des Facility Managements sicher. Ein Blick hinter die Fassade des Turmes, in dem Empfangsdamen ihre Toilettenpausen ganz genau planen müssen.

Weiter als die Bar Rouge: Wer auf dem Dach des Messeturms arbeitet, geniesst die vermutlich grossartigste Aussicht in Basel. (Bild: Nils Fisch)

Der Messeturm ist der Arbeitsplatz von über 1000 Menschen. Den Betrieb des Riesengebäudes stellt das Team des Facility Managements sicher. Ein Blick hinter die Fassade des Turmes, in dem Empfangsdamen ihre Toilettenpausen ganz genau planen müssen.

Um halb acht Uhr morgens herrscht im Basler Messeturm Betrieb. Die Lichter hinter der Fensterfassade leuchten grell in der Morgendämmerung. Um die 1000 Menschen arbeiten im Hochhaus, das mit seinen 105 Metern das derzeit dritthöchste der Schweiz ist. Ganze Stockwerke mit modernen Grossraumbüros werden hier vermietet. Die Aussicht: phänomenal.

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Das Büro der Leute, die für den Turm verantwortlich sind, ist hingegen klein und fensterlos. Der Hausdienst, der dafür sorgt, dass im himmelhohen Messeturm alles funktioniert, ist unterirdisch untergebracht.

Am Mittwochmorgen hat Mathieu Pflieger Dienst. Täglich stehen Kontrollen an, das eigentliche Programm ergibt sich aber spontan: «Jeder Tag ist anders», sagt Pflieger. Und tatsächlich, immer wieder klingelt das Handy: Irgendwo im Turm ist eine Sicherung ausgefallen. «Alles klar, ich bin unterwegs», sagt Pflieger ins Handy. Weil es in den Grossraumbüros schnell kalt wird, hat jemand ein Heizöfeli eingesteckt. Das überlastete den Stromkreis, jetzt ist es ein Fall für Pflieger.



Das einzige Büro ohne Fenster ist das des Hausdienstes im Keller. Von hier aus steuert ein Server den automatischen Betrieb des Messeturms.

Das einzige Büro ohne Fenster ist das des Hausdienstes im Keller. Von hier aus steuert ein Server den automatischen Betrieb des Messeturms. (Bild: Nils Fisch)

«Die Software ist unser Hirn»

Das Facility-Management-Team der Messe Schweiz sorgt für einen reibungslosen Betrieb im Turm. Leiter Joseph Schaltenbrand ist sozusagen Chef-Abwart; er koordiniert den ganzen Betrieb. Die verschiedenen Nutzerbedürfnisse, die vom Hotel, dem Restaurant, der Bar oder den Büros ausgehen, seien die eigentliche Herausforderung für ihn. Für die Instandhaltung der Räume sind die Mieter selbst verantwortlich. «Im Prinzip funktionieren wir gleich wie ein Mietshaus», sagt Schaltenbrand.

Vieles im Turm läuft automatisch. Die Heizung beispielsweise reguliert sich von selbst, je nach Wetterbedingungen. Auch die administrativen Aufgaben werden technisch gelöst: «In einer Facility-Management-Software wird alles geplant und alle Gebäudedaten werden festgehalten. Das ist unser Hirn.»



Der Infodesk kommt schlicht daher. Dass von hier aus ein grosser Teil des Betriebs koordiniert wird, denkt man kaum.

Der Infodesk kommt schlicht daher. Dass von hier aus ein grosser Teil des Betriebs koordiniert wird, denkt man kaum. (Bild: Nils Fisch)

Namen merken am Empfang

Wenn es – während der OSZE-Konferenz – darum geht, den Messeturm in einen Hochsicherheitstrakt zu verwandeln, ist auch Schaltenbrand gefragt. Dann aber in Zusammenarbeit mit der Polizei. Und im Brandfall? Dann werden der Chef-Abwart und sein Team sofort über einen Pager benachrichtigt. Die Lifte fahren nach unten und bleiben dort stehen. Die Menschen müssen sich durchs Treppenhaus retten – aber erst, wenn die Anweisungen über die Lautsprecheranlage verkündet wurden. 

Der Lift ist der Lebensnerv. «Ohne den Lift wäre der Turm tot», sagt Schaltenbrand. Die Gebieterin über die neun Lifte ist am Tag unseres Besuches Sonja Nafzger. Sie arbeitet am Infodesk direkt neben dem Eingang. Auf einem Bildschirm hat sie den Überblick und weiss sofort, wenn etwas mit einem Lift nicht stimmt. Kommt es in einem der Stockwerke zu einer Störung, melden sich die Betroffenen bei Nafzger. Weil sie immer in Alarmbereitschaft sein muss, darf sie ihren Arbeitsplatz nicht verlassen. Selbst der Toilettengang muss deshalb koordiniert werden.

«Guten Morgen», ruft Sonja Nafzger den Leuten zu, bevor diese auf die Rolltreppe steigen. «Ich kenne die meisten Namen. Die Leute haben das sehr gern, aber es macht auch meine Arbeit einfacher.» Denn Nafzger koordiniert die Besuche, Anlieferungen und auch die Aufgaben für den Hausdienst. Wenn jemand den Überblick hat, was im Turm abläuft, dann ist es Frau Nafzger – die Dame vom Empfang. 

Manchmal schneit es auf Höhe der oberen Stockwerke, während unten Regen auf den Asphalt prasselt.

«Wir nehmen das Hochhaus eigentlich gar nicht als solches wahr», sagt Nafzger. Aber sie erinnert sich doch an die kleinen Unterschiede, die das Arbeiten im 105-Meter-Turm ausmachen: Manchmal schneie es auf Höhe der oberen Stockwerke, während unten Regen auf den Asphalt prasselt. «Und es ist auch schon vorgekommen, dass jemand Angst hatte vor einer Sitzung im 30. Stock.» Bei manchen Turmgästen brauche der Gang in den Lift deutlich mehr Überwindung.



Dieser Blick ist nicht öffentlich: Das Dach des Messeturms ist nur gemeinsam mit dem Hausdienst zugänglich.

Dieser Blick ist nicht öffentlich: Das Dach des Messeturms ist nur gemeinsam mit dem Hausdienst zugänglich. (Bild: Nils Fisch)

Wer schon in der Bar Rouge war, weiss: Der Ausblick vom Messeturm kann schwindelerregend sein. Abwart Mathieu Pflieger muss sogar noch ein Stockwerk höher – nach draussen. Das Dach des Messeturms ist flach und eisig an diesem Morgen, ein Geländer gibt es nicht. Die rechteckige Fläche wirkt klein und es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen darunter arbeiten.

Einmal in der Woche kontrolliert der Hausdienst hier das rote Licht, welches das Gebäude für die Flugzeuge kennzeichnet. Zweimal jährlich wird von hier oben ein Fassaden-Lift an der Aussenseite ausgefahren, damit ein Reinigungsteam die rund 3000 Fenster von aussen putzen kann. Ist es zu windig, bleibt das Dach aber menschenleer: Zu gefährlich wäre eine Begehung, erklärt Pflieger.

Dann klingelt sein Handy. Einige Stockwerke weiter unten ist schon wieder die Sicherung ausgefallen. Wieder ein Heizöfeli. Grossbau hin oder her: Es sind die kleinen Dinge, die den Hausdienst des Messeturms an diesen Wintertagen auf Trab halten.

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