Der «Spatz» soll weitere Städte erobern

Der erste Auftritt der neu gestalteten Gratiszeitung «Spatz» liess den Verdacht aufkommen, die Blocher-Connection habe neben der BaZ nun auch dieses Blatt in der Hand. Weit gefehlt, sagt Herausgeber Dominique Hiltbrunner.

Die Spatz-Zeitung hat hochfliegende Pläne. (Bild: Nils Fisch)

Der erste Auftritt der neu gestalteten Gratiszeitung «Spatz» liess den Verdacht aufkommen, die Blocher-Connection habe neben der BaZ nun auch dieses Blatt in der Hand. Weit gefehlt, sagt Herausgeber Dominique Hiltbrunner.

Das Konterfei von BaZ-Chefredaktor Markus Somm auf der Titelseite vom «Spatz» genügte einigen Baslerinnen und Baslern, die neu gestaltete Gratiszeitung direkt auf den Altpapierhaufen zu schmeissen. Als dann ein paar Tage später noch bekannt wurde, dass Kurt W. Zimmermann, Medienkolumnist bei der «Weltwoche», künftig auch für den «Spatz» schreibe, schien die Sache sonnenklar: Die Rechte erobert – zumindest medial – die Region Basel.

Auch die Autorin des Somm-Porträts, Daniele Muscionico, schreibt als Freie immer wieder für die «Weltwoche». Allerdings ebenso für «Zeit» und für andere namhafte Publikationen wie das «Du» oder die «Süddeutsche Zeitung. Und nun eben im Gratisblatt der Region Basel. Eine Autorin, die 2010 für ihren in der «Zeit» erschienen Artikel über die «NZZ» mit dem Medienpreis für unabhängigen Journalismus ausgezeichnet wurde.

Wie kann ein «Spatz» eine solche Edelfeder bezahlen? Auch der Medienkolumnist Zimmermann wird wohl nicht ganz billig sein. Die Vermutung, dass hier ein heimlicher Financier sein Portemonnaie aufgemacht hat, liegt nahe. Besonders in Basel, wo das Medienpublikum durch die Vorkommnisse in der jüngsten Vergangenheit besonders misstrauisch ist.

Ein umtriebiger Unternehmer

Die Recherche nach den Aktivitäten des Herausgebers Dominique Hiltbrunner, der die Zeitung im vergangenen Jahr gekauft hat, ergeben einen umtriebigen Unternehmer: Er ist im Handelsregister als (mehrheitlich einziger) Verwaltungsrat von diversen Firmen aus der Medienbranche aufgeführt und gibt als solcher vor allem Fachmagazine heraus. Beispielsweise die Wirtschaftsmagazine für Frauen «Women in Business» und «Work», und «Blickpunkt KMU».

Mitte 2011 übernahm Hiltbrunner von der Tamedia AG die FMM Fachmedien Mobil AG, die die «Automobil Revue» sowie deren französischsprachiges Pendant «Revue Automobile» herausgibt. Die Titel waren durch den Zusammenschluss von Tamedia mit Edipresse Suisse bei dem Zürcher Medienkonzern gelandet. Ebenso wie die Beteiligung am «Schweizer Bauer», die nun ebenfalls von Dominique Hiltbrunner gekauft wurde, wie gestern Freitag bekannt wurde. Aber wer sind die Hintermänner?

«Können Sie vergessen», sagt Hiltbrunner, «da gibt es keine.» Die Sache sei relativ einfach zu erklären: Er sei schon lange im Verlagsbusiness tätig, hauptsächlich im Bereich der Fachmagazine. Und die verschiedenen Beteiligungen hätten sich in letzter Zeit ergeben; die gelte es nun zu konsolidieren. «Der Spatz ist mir sozusagen zufällig zugeflogen.» Er sei dem Untergang geweiht gewesen, «stand kurz vor dem Konkurs».

Da habe er zugegriffen, er habe das Potential dieser Zeitung gesehen. «Wenn man etwas daraus macht.» Und Hiltbrunner will ein «journalistisch hochwertiges Produkt» daraus machen, mit «qualifizierten Journalisten». Auf dieser Basis soll der «Spatz» ein Monatsmagazin mit regionalen Geschichten, die auch national interessieren, werden.

Die Auflage von bisher 80’000 wurde bereits auf 250’000 erhöht, verteilt wird der «Spatz» in alle Haushalte in und um Basel. Hiltbrunner will mit dem «Spatz» aber weiteres Gebiet erobern: «Ziel ist der nationale Schritt, nach Bern, Zürich, Luzern.»

Schärfster Medienbeobachter für Basel

Für diese Pläne seien gute Autoren und Autorinnen wie zum Beispiel eine Daniele Muscionico wichtig. Oder auch ein Kurt W. Zimmermann. «Auf dem Platz Basel läuft derzeit medienmässig so vieles, da wollte ich den schärfsten Medienbeobachter.» Mit Blocher und Co. habe das überhaupt nichts zu tun. Ebenso wenig mit den früheren Verbindungen zur «BaZ», die den «Spatz» früher als Beilage verteilt hatte. Und: «Die Titelgeschichte über Somm kam ins Blatt, weil das eine Person ist, die derzeit in Basel für viel Gesprächsstoff sorgt.»

Wie Hiltbrunner weiter ausführt, hat er als publizistischen Berater René Lüchinger, den früheren Chefredaktor von «Facts» und heute redaktioneller Mitarbeiter bei der «Weltwoche» ins Boot geholt. «Er ist gut vernetzt in der Medienbranche.» Dieser werde demnächst auch in den Verwaltungsrat eintreten, drei weitere kämen dazu. Namen will Hiltbrunner noch keine nennen, «aber es sind sicher keine aus dem Umfeld Blochers.»

 

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