Der Stadtfuchs – ein Überlebenskünstler mitten unter uns

Die Zivilisation frisst den Lebensraum vieler Wildtiere auf. Doch manche von ihnen finden mittlerweile Gefallen am urbanen Leben. Wir stellen in einer Serie die häufigen Exoten vor. Heute: der Stadtfuchs.

Der Fuchs hat die Stadt längst erobert, in Basel bewegt er sich allerdings als Pendler. (Bild: Ian Wade)

Die Zivilisation frisst den Lebensraum vieler Wildtiere auf. Doch manche von ihnen finden mittlerweile Gefallen am urbanen Leben. Wir stellen in einer Serie die häufigen Exoten vor. Heute: der Stadtfuchs.

Die Wildtiere sind zurück in der Stadt. Wildbiologen haben herausgefunden, dass manche Grossstädte eine grössere Artenvielfalt aufweisen als landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Nächtliche Begegnungen mit Käuzen und Schleiereulen sind im St. Johann schon fast normal. Marder sieht man fast so oft wie Katzen. Und im Verborgenen treibt Reineke Fuchs sein Unwesen.

Allerdings sind die Basler Stadtfüchse Pendler im eigentlichen Sinne. «Die meisten Füchse haben ihre Bauten in umliegenden Grünzonen oder Familiengärten und kommen nachts in die Stadt zur Futtersuche», sagt Sandro Gröflin.

Seit den 1940er-Jahren wurden in britischen Vorstädten immer mehr Füchse beobachtet. In den Siedlungsgebieten des europäischen Festlandes tauchten die ersten Stadtfüchse in den 1980ern auf. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts gibt es in der Schweiz und in den umliegenden Ländern immer mehr Füchse. Parallel dazu wurden auch vermehrt Exemplare im Siedlungsgebiet festgestellt.

Warum der Fuchs kommt, ist noch nicht geklärt

Bereits im Jahr 1990 wurden in Zürich und Lausanne Füchse im Stadtgebiet beobachtet und Baue aus Parkanlagen und Gärten gemeldet. Warum der Fuchs plötzlich zum intensiven Zivilisationsfolger wurde, ist nicht ganz geklärt. Eine Theorie geht davon aus, dass der ländliche Lebensraum den Füchsen nicht mehr genug Nahrung bot. Gemäss einer zweiten Theorie wurden die Füchse von der rasanten Zersiedelung der Agglomerationen überrollt. Überlebenskünstler, die sie nun mal sind, stellten sie sich auf die neue Umgebung ein und begannen deren Vorteile – zum Beispiel Komposthaufen, Abfälle und so weiter, zu nutzen.

Genetische Untersuchungen von Stadtfüchsen im Rahmen des integrierten Fuchsprojektes in der Stadt Zürich weisen darauf hin, dass die Stadtfüchse von Zürich auf einige wenige Gründertiere zurückgehen und wenig Austausch mit den Landfüchsen der Umgebung besteht. Die Siedlungsfüchse sind ebenso Rotfüchse wie die Landfüchse, sie unterscheiden sich jedoch im Verhalten zum Teil beträchtlich von ihren ländlichen Artgenossen. Sind also eingeborene Städter.

Der Grossteil der Basler Stadtfüchse stellt insofern eine Ausnahme dar, weil Basel als relativ kompakte, dicht bebaute Stadt wenig Rückzugsmöglichkeiten bietet. Vermutlich haben die Basler Füchse ihre Bauten deshalb in den Schrebergartenkolonien und Wäldern am Stadtrand und ziehen nachts zur Futtersuche in die Stadt.

Bereits vorgestellt haben wir in unserer Serie: den Steinmarder, den Turmfalken, die Saatkrähe und die Fledermaus. Warum immer mehr Wildtiere die Stadt erobern? Autor Udo Theiss ist auf Antwortsuche gegangen, sein Artikel zum Thema

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