Des Engels liebster Wein

Der Syydebändel ist der bekannteste Wein aus dem Baselbiet – und auch einer der besten. Der aktuelle Jahrgang ist der erste, der auch im Baselbiet gekeltert wird. Dafür hat der Winzerverein einen waschechten Engel verpflichtet.

Ein Engel keltert den himmlischen Tropfen, genauer: Thomas Engel, Kellermeister der Siebe Dupf Ag in Liestal. (Bild: Lucas Huber)

Der Syydebändel ist der bekannteste Wein aus dem Baselbiet – und auch einer der besten. Der aktuelle Jahrgang ist der erste, der auch im Baselbiet gekeltert wird. Dafür hat der Winzerverein einen waschechten Engel verpflichtet.

Es heisst, die letzten Trauben, die im Baselbiet geherbstet werden, sind jene für den Syydebändel. Martini ist der Stichtag. Vielleicht gilt er darum als einer der besten Weine aus dem Landkanton. «Zumindest aber ist er der bekannteste.» Das sagt Thomas Engel, Kellermeister der Siebe Dupf AG in Liestal, die Kellereibetrieb ist und Weinhandlung. Wenn es in der Schweiz um Pinot Noir geht, diese Edeltraube, ist Siebe Dupf eine der führenden Adressen.

Und weil der Syydebändel ebenfalls aus Blauburgundertrauben entsteht, liegt es nahe, dass ihn Siebe Dupf keltert. Das ist allerdings erst seit dem Jahrgang 2014 so, gerade hat Kellermeister Engel die ersten Flaschen abgefüllt, den Blanc de Noir, diese Woche wurde er an die zehn Produzenten geliefert und im Laden an der Kasernenstrasse ins Regal gestellt. Im Juni folgt der Sélection, kommenden Frühling der Barrique, total rund 35’000 Flaschen.

Kompromissloses Kollektiv

Syydebändel ist nicht nur Label, sondern auch Verein, bestehend aus zehn Produzenten. Er folgte auf die Genossenschaft, die sich erst kürzlich auflöste. Es gab eine Rundumerneuerung, drei Produzenten sprangen ab, Winzer in Buus, Gelterkinden, Magden, Maisprach, Sissach und Wintersingen bilden heute das Kollektiv. Und mit Siebe Dupf wird der bekannteste Baselbieter Wein erstmals auch im Baselbiet gekeltert.

Des Syydebändels höchstes Gebot ist kompromisslose Qualität, darum schauen und – wenn nötig – hauen sich die Weinbauern gegenseitig auf die Finger. Sie halbieren die Trauben konsequent, will heissen: schneiden die Hälfte des Behangs zu Boden und legen besonderen Wert auf die perfekte Laubwand, also das Blattwerk der Reben, das für pralle Sonne und Schattenwurf sorgt.

Aufwendige Arbeiten wie das Mähen, die bei «gewöhnlichem» Wein auch auf morgen verschoben werden können, müssen beim Syydebändel sofort erledigt werden. Darum, sagt Engel, der blonde Sissacher, würde selbst ein «Normalsterblicher» den Unterschied schmecken.

Soll es mit den besten Pinot Noir der Schweiz aufnehmen können: der Syydebändel.

Soll es mit den besten Pinot Noir der Schweiz aufnehmen können: der Syydebändel. (Bild: Lucas Huber)

Für ihn, einen wahren Jünger des Pinot Noir, ist der Syydebändel der trinkbare Beweis dafür, wie stark die aufopfernde Arbeit im Rebberg ein Produkt in neue Sphären heben kann. Zwischen ihm und anderen «Pinots» aus der Region lägen Welten, sagt er, Tiefe und Druck des Syydebändels seien grossartig. Hinzu kommt das erfolgreiche Marketing, mit dem der Wein von Beginn an – und das war immerhin im Jahr 2000 – beworben wurde.

Schon damals war Siebe Dupf als Kellerei erste Wahl für die Erzeugergemeinschaft, allerdings kam die Zusammenarbeit nicht zustande. «Nun sind wir froh, dass es jetzt so weit ist», freut sich Daniel Wiedmer, Co-Präsident des Vereins. Er ist überzeugt, dass in Liestal hervorragende Produkte reifen, auch wenn es nicht genau das Gleiche sein werde wie bis anhin: «Die Handschrift des Kellermeisters wird man sicher erkennen. Wir glauben, dass der Syydebändel sehr ähnlich bleibt, und ob besser oder nicht, das ist dann Geschmackssache.»

Expansion in die Restschweiz

«Syydebändel ist in unserer Region in aller Munde», sagt Engel und ist überzeugt, dass er dank der Möglichkeiten von Siebe Dupf nun auch über die Grenzen der Nordwestschweiz hinaus Bekanntheit erlangt – «und Liebhaber gewinnt.» Engel glaubt sogar, an einer Blinddegustation einen Coup landen zu können: «Es ist realistisch, dass wir da sogar einen Bündner Pinot Noir ausstechen könnten.» Graubünden gilt als bestes Schweizer Anbaugebiet für Pinot Noir.

Thomas Engel weiss: Die Erwartungen an ihn und seine Fähigkeiten sind hoch. Doch er freut sich vor allem, «einen derart guten Wein keltern zu dürfen». Vielleicht schafft er es, das Baselbiet, das als Kirschenkanton schlechthin gilt, bald schon auch als Pinot-Noir-Kanton zu etablieren.

Einer der besten der Schweiz

Der Name Syydebändel kommt vom Baselbieter Ausdruck für Seidenband. Die Seidenbandindustrie war im 19. und frühen 20. Jahrhundert wichtigste Arbeitgeberin in der Region Basel. Im Musem.BL in Liestal erzählt eine entsprechende Dauerausstellung vom Aufstieg und Niedergang der Posamenterei, der Seidenbandproduktion in Heimarbeit. Die Syydebändel-Weine sind eine Auslese der besten Trauben der sechs Rebgemeinden. 2009 gewann der Syydebändel am Grand Prix du Vin Suisse eine Goldmedaille als drittbester Pinot Noir der Schweiz.

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