Die 3D-Falle

3D ist in und gefällt. Doch man kann in die die Falle tappen. Was mehr verspricht ist nicht notgedrungen auch besser als die einfachere Variante. Malena zeigt an drei Beispielen auf, dass weniger manchmal mehr ist.

Wer etwas dicker auftragen will: Postkarte mit 3D-Effekt zum Auffalten.

Nur weil etwas dreidimensional ist, muss es nicht zwangsläufig auch besser sein. Malena schaut sich die drei Dimensionen etwas genauer an und räumt mit drei Trugschlüssen auf.

Während Fernseher nicht flach genug sein können, soll ihr Inhalt möglichst das Gegenteil davon sein, nämlich dreidimensional. Menschen möchten aber nicht nur Filme in der dritten Dimension, eigentlich soll alles ab­gebildete 3D sein, wie in echt eben.Lange arbeitete man mit gezeichneten Perspektiven oder mit herausklappbaren Pappkameraden. Dann kamen Hologramme. Jetzt haben wir Brillen und Pixel, bald wohl nur noch Pixel. Leider täuschen uns die Special Effects aber nicht nur in Filmen über mangelnden Inhalt hinweg.

Weniger ist mehr

Auch sonst lauern im 3D Gefahren, vor allem, was den Geschmack anbelangt: Es ist aufwendiger, etwas in 3D zu gestalten, also muss es besser sein. (Trugschluss 1. Jeder, der schon einmal in ein gutes Butterbrot gebissen hat, weiss, dass diese Theorie nicht stimmt.)

Dazu kommt, dass die Verlockungen der dritten Dimension nicht ganz ungefährlich sind. ­Es kann passieren, dass die Welt in den Bildschirmen der Welt draussen den Rang noch mehr abläuft, als sie es heute schon tut: Sie sieht ja genau so aus, ist aber scheinbar besser, denn die echte Welt ist so schrecklich unberechenbar. (Trugschluss 2. Die echte Welt ist besser, denn eigentlich mögen wir Menschen es durchaus ­etwas spannend. Sonst würden wir ja immer den gleichen Film schauen.)

Zudem kann man in die Angeberfalle tappen. Mehr scheint ja zuerst einmal immer besser zu sein. 2D kann 3D also nicht das Wasser reichen. (Trugschluss 3. Special Effects liegen oft sehr nahe beim Kitsch.)

Wer also eine 3D-Postkarte verschenkt, meint es nur scheinbar besser mit dem Empfänger als jene, die ein schnödes Foto versenden – oder er möchte besser dastehen. Es ist gut möglich, dass ein flaches Foto wahrscheinlich schöner gewesen wäre.

  • Post­karte mit 3D-Effekt zum Auffalten, zirka 13 Franken, bei Waser-Papyrus, Freie Strasse 43, Basel

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 19.10.12

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