Optimisten mit Röntgenzähnen

Es ist ja nicht so, dass die Lektüre des Kantonsblatts nur eine ­an­genehme Sache wäre. Lauter Hiobsbotschaften über Konkurse und dergleichen werden verkündet, das kann auf den Magen schlagen. Die aktuelle Ausgabe sprengt den Rahmen aus anderen Gründen.

Nicht erschrecken, das sind nur Negative von positiv denkenden Menschen. (Bild: Wahlplakat)

Es ist ja nicht so, dass die Lektüre des Kantonsblatts nur eine ­an­genehme Sache wäre. Lauter Hiobsbotschaften über Konkurse und dergleichen werden verkündet, das kann auf den Magen schlagen. Die aktuelle Ausgabe sprengt den Rahmen aus anderen Gründen.

Da lachen einem die Grossratskandidatinnen und -kandidaten der Jungliberalen auf einer ­ganzen A4-Werbe-Seite entgegen und versprechen im Slogan: «Wir denken positiv!»

Was schlimm daran ist, werden Sie sich jetzt fragen. Gar nichts, es ist schön, wenn junge Menschen positiv gegenüber dem Welt­geschehen eingestellt sind und diese Haltung mit einem Lachen untermauern. Schlimm ist bloss, dass die Köpfe dieser jungen – und teilweise in natura gut aussehenden – Leute negativ ab­gebildet sind.

Bloss nicht 08/15

Sie erinnern sich: Vor dem digitalen Zeitalter gab es Negative von Fotos, da sah man immer ganz schrecklich aus – wie ein Geist, mit Monsteraugen, Röntgenzähnen und weissem Haar. So kommen sie nun daher, die von liberalem Gedankengut ­geprägten Optimisten. Der Witz am Ganzen: Es ist kein Fehler, sondern Absicht. Die ganz Schnellen werden die Botschaft schon begriffen haben: Diese jungen Menschen denken positiv, also das Gegenteil von negativ – und darum die Negative.

«Es geht ums Gesamtbild», sagt Philip Schotland, der ­Prä­sident der Basler Jungliberalen. Und: Die Idee dahinter sei ge­wesen, kein «08/15-Plakat» zu machen. Das ist zweifellos gelungen, die Schönheit kommt aber definitiv zu kurz.

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 19.10.12

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