Die Ambivalenz der Komik

Basel wird für ein Wochende zur Humor-Hochburg. Am Humorkongress dreht sich alles um den Weg zum Frohsinn. Ohne dass dabei zwingend gelacht werden muss.

(Bild: humor.ch)

Basel wird für ein Wochende zur Humor-Hochburg. Am Humorkongress dreht sich alles um den Weg zum Frohsinn. Ohne dass dabei zwingend gelacht werden muss.

Basel wird für ein Wochenende zur Humor-Hauptstadt Europas: Vom 25. bis 26. Oktober tagt am Rheinknie der 6. Humorkongress. Humor und Kongress – wie passt das zusammen?

Der Titel wirkt auf den ersten Blick verwirrend. Der Begriff «Humor» weckt Assoziationen wie Glücksgefühle, Heiterkeit und Frohsinn, wohingegen der Terminus «Kongress» eher an schläfrige Krawattenträger in schlecht gelüfteten Mehrzweckhallen erinnert.

«Eine humoristische Haltung kann man sich antrainieren.»

Enrico Luisoni, Organisator

«Es darf gelacht werden», heisst es zwar auf der Einladung zu der Veranstaltung, doch die Teilnehmer erwartet keine Comedyshow. Vielmehr geht es darum, den vielschichtigen Facetten des Begriffs «Humor» nachzuspüren, um diese sichtbar, benennbar und damit möglicherweise beherrschbar zu machen. Enrico Luisoni organisiert den Event, er sagt: «Eine humoristische Haltung kann man sich antrainieren.»

Für viele der Teilnehmenden ist diese humoristische Haltung Teil ihres Berufs. Sie arbeiten in Pflegeeinrichtungen, in denen der humoristische Sensus neben dem medizinischen Fachwissen zu den wichtigsten Qualitäten im Umgang mit Patienten gehört. Der US-amerikanische Arzt Patch Adams gehört zu den Pionieren dieser Erkenntnis, ihn hätten die Verantwortlichen des Humorkongresses gerne nach Basel eingeladen. «Aber der Flug und die Gage wären zu teuer geworden», sagt Luisoni bedauernd.

Szene aus dem Film «Patch Adams» mit dem verstorbenen Schauspieler Robin Williams in der Hauptrolle:

Etymologie
Der Begriff Humor ist der Bedeutung von Feuchtigkeit entlehnt und geht zurück auf den griechischen Arzt Galenos von Pergamon (ca. 129 bis ca. 199 n. Chr.). Demnach war die seelische Gestimmtheit des Menschen von den im Körper wirksamen Säften abhängig, die das sanguinische (blut), melancholische (schwarze Galle), phlegmatische (Schleim), oder cholerische (gelbe Galle) Temperament hervorbringen.

Die Referierenden geben im Vorfeld des Kongresses selbst Auskunft über ihre Themenschwerpunkte. Mit humorvollen Interventionen könnten «elegant Dinge fokussiert, Motivationen geschaffen, Sackgassen aufgebrochen und neue Sicht- und Verhaltenweisen etabliert werden», schreibt beispielsweise Franz Dumbs, der auf dem Kongress seine Erfahrungen aus der Therapie weitergeben möchte.

Die Themenschwerpunkte der Referate und «Humorinputs», wie sie das Programm der Veranstaltung nennt, sind breit gefächert. Vom Crashkurs im Lachyoga über wissenschaftlich fundierte Vorträge zu Erkenntnissen der Humorforschung bis hin zu humoristisch geprägten Anleitungen für Didaktik ist alles dabei.

Die Ambivalenz der Komik

Die Themen orientieren sich aber nicht nur an den Interessen einer bestimmten Berufsgattung. Neben berufstätigen Pflegern oder Therapeuten sind auch Laien willkommen. «Das Thema Humor im Alltag ist fester Bestandteil der Referate», sagt Luisoni und fährt fort: «Das Thema verlangt eine vielschichtige Herangehensweise, denn jeder hat einen anderen Humor.»

An niemandem lässt sich die Ambivalenz des Humors besser ablesen als an der personifizierten Komik, dem Inbegriff des Witzes: dem Clown. Lustig und tapsig stolpert er durch die Zirkusmanegen dieser Welt, ohne sich dabei eines Restgehalts düsterer Grusligkeit entledigen zu können. Nicht umsonst hat die Figur des Clowns eine beachtliche Karriere als Schreckgespenst und Widersacher aller möglicher Filmhelden hinter sich.

Der «böse Clown» auf dem Höhepunkt seiner Karriere – Heath Ledger als Joker in der Batman-Verfilmung «The Dark Night»:

«Der Clown», sagt Luisoni, «ist ein sensibler Grenzgänger, der versucht, auf die Emotionen und Stimmungen um ihn herum einzugehen.» Dem Humor verwandte Begriffe wie Ironie, Sarkasmus, Satire oder Zynismus vereinen diese Ambivalenz zwischen Komik und Bösartigkeit.

Die Teilnehmenden des Humorkongresses sollen sensibilisiert werden für diese verschiedenen Ausprägungen von Humor. Dabei spielt auch die körperliche Disposition eine wichtige Rolle, denn wenn das Zwerchfell oder die Stimmbänder nicht mittun, bleibt dem Frohgesinnten das Lachen im wahrsten Sinn des Wortes im Hals stecken.

Damit das nicht geschieht und die angesprochene humoristische Haltung erfolgreich eingenommen werden kann, werden die intellektuellen Inputs der Referierenden durch Körperübungen ergänzt. Einatmen, Ausatmen, gefolgt vom rythmischen Mantra der Lachmeditation: Ho ho hahaha:

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