Bei schönstem Winterwetter tanzte die Bärin durchs Kleinbasel und liess sich von Nationalratspräsidentin Maya Graf die Reverenz erweisen.
Der Tanz ist um einiges wilder und unkonventioneller als derjenige von Vogel Gryff, Leu und Wild Maa, die am 26. Januar als Zeichen der drei Ehrengesellschaften durchs Kleinbasel ziehen werden. Bezeichnenderweise versteht sich der Bär bzw. die Bärin (getanzt wird die Figur in abwechselnden Schichten von drei Frauen) als Repräsentant(in) des nicht ganz so traditions- und gesellschaftsverbundenen Kleinbasels: als die der Kinder, Frauen, Nicht-Baslerinnen und Baslern und allen anderen, die in den Stadtteilen rechts des Rheines leben. Traditionellerweise ging der Bärentag am 12. Januar über die Strassen und Plätze des minderen Basels, bei schönsten Winterwetter und wohl nicht zuletzt auch deswegen begleitet und beklatscht von vielen Menschen.
Los ging es um 14 Uhr bei der Matthäuskirche. Der Zug von Tanz zu Tanz (improvisiert und versiert begleitet durch die Trommlerin Edith Habraken und den beiden Büchelspieler Ruedi Linder und Marco von Orelli) führte sodann unter anderem über Claraplatz, Theodorkirchplatz, Warteck pp bis zur Reithalle der Kaserne, dem Ort, an dem Tout Petit Bâle gauche (et verte) die Truppe in Empfang nahm. Auch das Bärenmahl hat wenig gemeinsam mit dem Gryffemähli, das nur den ausschliesslich männlichen Gesellschaftsbrüdern offensteht. Es ist öffentlich, dadurch sehr gut besucht und ausgesprochen kinderreich, was es den offziellen Festrednerinnen nicht nur leicht macht.
Erster ofizieller Auftritt der Nationalratspräsidentin
Als offizielle «Tischrednerin» war dieses Jahr niemand geringeres angesagt als die höchste Schweizerin: Nationalratspräsidentin Maya Graf, die sich selber lieber als «première citoyenne du pays» bezeichnet und die Bärin schon ausserhalb der Kaserne mit «Hallo Bäri» begrüsst hatte. Graf gab sich erfreut, ihren ersten offiziellen Auftritt als Nationalratsprädsidentin eines Landes, das sich noch immer gerne als ländliches Gefilde identifiziere, im urbanen Kleinbasel begehen zu können. Die Menschen im Kleinbasel lebten, so Graf, das, was ein wichtiger Charakter des Landes sei, nämlich die Vielfalt: «Warum also nicht auch einmal das Kleinbasel als Vorbild für die Schweiz nehmen?» Und im Bewusstsein, dass am Ort ihres Auftreten ein grosser Teil der dort lebenden Menschen wegen ihrer Nationalität politisch nicht mitreden könnten, versprach sie, sich auch für die einzusetzen, die kein Stimmrecht besitzen.
Nach dem Bährenmal zog der Zug weiter durchs Kleinbasel, durchs Matthäusquartier über die Feldbergstrasse bis hin zum Schlusstanz um 23 Uhr im Restaurant Schwarzer Bären in der Rheingasse – auch das ein Teil der Kleinbasler Vielfalt, welche die Bärengesellschaft repräsentieren möchte.
Noch mehr Bilder vom Bärentag gibt es hier – Fonzi hat auch mitgetanzt.