Seit Dienstagmorgen ist wieder Leben in der Markthalle. Und zwar in ihrem ursprünglichen Sinn. Marktstände mit Essen und Getränken laden zum Verweilen.
«Als ich heute Morgen ankam, roch es hier ganz anders als sonst», freut sich Projektkuratorin Alexandra Dill. Sie und ihr Mann Gregor Dill haben ihr Projektbüro schon seit längerem in der Markthalle. Seither hat sich das Paar auf die Belebung des bisher leeren Raums gefreut. Nun ist es endlich so weit. Der Tagesmarkt ist von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 20.00 Uhr geöffnet und konzentriert sich vor allem auf die Mittagszeit.
Es riecht nach gebackenem Brot, nach frischen Gerichten – und vor allem nach Curry: Die Curryfront ist unter den Take-Away Anbietern in der Überzahl. Das soll sich noch ändern. «Es haben sich bereits andere Leute angemeldet, die sich aber teilweise verzögern – zum Beispiel benötigt jemand noch das Wirtenpatent.» Neue Projekteingaben seien weiterhin sehr willkommen.
Die Anzahl der Stände ist überschaubar. Noch immer hat es viel ungenutzten Platz. Doch der hohe, graue Raum wirkt nicht mehr bedrückend wie früher, sondern gemütlich und belebt. Die zahlreich erschienenen Leute lassen sich direkt unter der Kuppel auf einer der Holzkisten nieder, die als Sitzgelegenheiten dienen.
Einstiegschance für Gastro-Neulinge
Der Stand einer Holzofenbäckerei vor der Markthalle verführt Passanten zum stehenbleiben. Neben Backwaren sind unterschiedlich marinierte Oliven und andere Leckereien im Sortiment. Als Eröffnungsapéro stehen Fässer mit Kräutereistee im Eingang der Markthalle bereit. Den gibt es gratis.
Im Innenraum reihen sich die Take-Away Stände aneinander. Darunter befinden sich auch einige Quereinsteiger, die hier eine erste Möglichkeit haben, mit ihren Gastro-Projekten an die Öffentlichkeit zu gehen. So etwa die Begründer von «Curry Curry», die täglich ein veganes Curry und eines mit Fleisch frisch zubereiten.
Essen, Trinken und Geniessen
Der Anbieter für biologische Produkte «Demeter» ist stark vertreten, mit einem Stand für Rohprodukte – wie Früchte, Gemüse und Eier – und einem Stand mit Backwaren. Alexandra Dill legt zwar Wert auf den «respektvollen und nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln». Trotzdem wolle sie keinen exklusiven Bio-Markt auf die Beine stellen. Sie könne sich zum Beispiel auch eine Zusammenarbeit mit dem türkischen Lebensmittelverteiler «Alima» vorstellen: «Unser Ziel wäre, dass mit der Zeit in jeder Preisklasse etwas erhältlich ist.»
Nicht vorgesehen sind Stände mit Accessoires und Kleidern. Die Markthalle ist Projekten vorbehalten, die mit Essen und Trinken in Verbindung stehen – Ausnahmen vorbehalten: «In Rahmen von Spezialanlässen sind wir auch für den Verkauf von Kleidern offen. Langsfristig soll der Raum aber zum Verweilen und Geniessen einladen, und nicht zum Shoppen», sagt sie.
Alles lief wie am Schnürchen
Als die Dills im Juni das Projekt eröffneten, liessen die ersten Projekteingaben nicht lange auf sich warten: «Wir wurden regelrecht überrannt», sagt Alexandra Dill. Die Leute seien motiviert gewesen; sie wollten nicht bis im Winter warten, sondern sofort loslegen. Daher habe die Markthalle einiges früher eröffnet als geplant.
Die vorzeitige Eröffnung habe viel Spontaneität gefordert. Doch genau das Unfertige, Spielerische und Experimentelle gefällt Dill am Projekt: «Als hier ein Shoppingcenter eröffnet wurde, war alles herausgeputzt und durchgeplant. Wir wollen genau das Gegenteil, wir wollen improvisieren. Ich glaube, das tut Basel gut.»
Dill glaubt nicht, dass der Leerlauf der alten Markthalle nur am Standort gelegen hat. Entsprechend zeigt sie sich zuversichtlich: «Wir wollen, dass der Markt so einzigartig wird, dass die Leute extra deshalb bis hierher kommen.» Gerade in der kälteren Jahreszeit steige die Nachfrage nach gemütlichen, überdachten Orten ohne Konsumzwang. «Vielleicht wird die Markthalle so etwas wie das Rheinbord des Winters.»