Baustellen vor Amtschimmel, Spionage und Club de Bâle sind – wenig verwunderlich – die beliebtsten Sujets an der Basler Fasnacht 2014. Wie das Fasnachts-Comité am Freitag an einer Medienkonferenz bekanntgab, ist die Zahl der angemeldeten Formationen leicht gesunken, was sich aber kaum auf die Anzahl der aktiv Teilnehmenden auswirken dürfte.
Zuerst die ganz positive Nachricht: Die Fasnacht 2014 findet statt. Trotz – oder vielmehr gerade wegen – der vielen Baugruben in der Stadt, die aber, so Comité-Obmann Christoph Bürgin, dem Cortège zuliebe vorübergehend geschlossen werden und die zudem das Sujet Nummer 1 lieferten. 28 Cliquen, Gruppen, Wagen, Gugge und Ainzelmassge schlagen sich an der Fasnacht inhaltlich mit Pressluftbohrern, Bauabschrankungen, Baggern und dem Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels herum. Das kann dann, wie dem Fasnachtsführer Rädäbäng zu entnehmen ist, den ganz banalen Titel «Baustell» tragen (Schnuurebegge) oder etwas ausgeführter «Graabegrieg – oder: Jeedem Loch sy Loch» (Opti-Mischte) heissen.
Sonderlich überraschend ist der Spitzenplatz für dieses Sujet nicht (zumal es die BVB-Skandale erst spät in die Schlagzeilen geschafft haben). So wenig wie die Themengruppe, die auf Platz 2 kam und die von Bürgin mit den Begriffen Verbote/Amtsschimmel/Parkieren umschrieben wurde. 23 «Einheiten», wie sich das Comité ausdrückt, haben sich für solche Sujets entschieden. Würde man die 9 Sujets über das Bewilligungswesen oder die Stadtbildkommission dazurechnen, wäre dieser Block mit 32 Nennungen gar an der Spitze. Als Beispiel für diese Themengruppe sei hier «Schnuufe verbotte, sälber dängge au! Der pherfäggt entmündigt Buurger» (Rätz-Clique) genannt.
Lokale Sujets vorn
Comité-Obmann Bürgin wies an der Fasnachts-Medienkonferenz darauf hin, dass die Sujets sehr lokal gefärbt seien. Dies trifft für die Nummer 4 auf der Rangliste, Club de Bâle (20 Einheiten), ausgesprochen, für die Nummer 3 aber nicht unbedingt zu: Spionage Abhören, Datensammeln wurde 23 Mal zum Sujet erkoren. «Gfangen im Netz» (Märtplatz-Clique) ist ein Beispiel dafür. Ob sich die Urheber von fasnachtsleaks.org darunter befinden, wird aus dem Rädäbäng nicht klar. Vielleicht sind es doch die Basler Bebbi bzw. deren Alti Garde, die «Bebbileaks (Y weiss ebbis, wo du nit waisch)» als Sujettitel angeben.
Zu den weiteren, über ein Dutzend Mal gewählten Themen, gehören Sujets, die sich mit der Fasnacht selber befassen, das Weihnachtstattoo, die BVB/BLT bzw. der Drämmli-Margarethenstich, Kriminalität und diverse Jubiläen. Erstaunlich ist, dass es Eric Weber tatsächlich auf 7 Nennungen geschafft hat (etwas gar allzu viel der Ehre). Und dann gibt es wie alle Jahre besonders bei den Stammcliquen Sujetbeschreibungen, deren Sinn nicht darin zu liegen scheint, im Fasnachtsführer auf nachvollziehbare und verständliche Art aufgeführt zu sein. Auffällig ist überdies, dass die traditionelle Clique Schnooggekerzli im Rädäbäng nur mit ihrer Jungen und Alten Garde aufgeführt sind und der Stamm fehlt.
Weniger Einheiten unterwegs
Insgesamt haben sich 466 «Einheiten» für den Cortège 2014 angemeldet, das sind 21 Formationen weniger als im Vorjahr. Die Reduktion betrifft vor allem Tambouren- und Pfeifergruppen (minus 9) und andere Gruppen (minus 11), während die Zahl der grossen Stammcliquen und Jungen Garden gleich geblieben ist. Ein kleiner Rückgang um 4 «Einheiten» ist überdies bei den Guggemuusige zu verzeichnen, während die Zunahme um 3 Ainzelmasgge nicht sonderlich stark ins Gewicht fallen dürfte. Comité-Obmann Bürgin geht aber dennoch davon aus, dass die Anzahl der aktiven (und beim Comité angemeldeten) Fasnächtlerinnen und Fasnächtler in etwa gleich hoch bleibe.
Aber nach wie vor bereiten Nachwuchsprobleme den Verantwortlichen Sorgen. Deshalb hat das Comité zusammen mit den Stammcliquen den Wirbel auf der Werbetrommel noch einmal verstärkt. So wird die am Wochenende nach der Fasnacht nun bereits zum 25. Mal stattfindende Aktion «Die erschti Lektion» mit einem Monsterumzug der vereinigten Jungen Garden ergänzt. Für diesen Zug, der am Samstag, 15. März um 12 Uhr auf dem Münsterplatz starten wird, hätten sich bereits 700 junge Fasnächtlerinnen und Fasnächtler angemeldet.
Viele Comités rund die Fasnacht
Zahlenmässig eher an der oberen Grenze ist die Anzahl der Comités, die sich neben dem eigentlichen Comité um die Fasnacht kümmern. So berichteten nicht weniger als fünf verschiedene Schnitzelbangg-Gesellschaften über ihre singenden Mitglieder. Das Schnitzelbangg-Comité vereinigt 29 Bängg (27 davon auf der Route, 2 pausierend), d Bängg fir Basel ziehen mit 11 Einheiten durch 15 Baizen, die Basler Schnitzelbangg Gesellschaft schickt 12 Formationen uff d Gass, die Verainigti Schnitzelbangg-Gsellschaft deren 13 und die Bebbi Bängg 7.
Ebenfalls kurz zu Wort kamen schliesslich die Vertreterin der FG Gugge und ihr Kollege der Gugge IG, die 14 bzw. 13 Guggemuusige vertreten (wobei je eine erst am Abend zu den Instrumenten greifen wird). IG-Obmann Markus Vögtli berichtete an der Comité-Medienkonferenz von Schwierigkeiten, die man bei der Planung für den Aufbau der Guggekonzärt-Bühnen am Fasnachts-Dienstag mit der Allmendverwaltung gehabt habe. Da sei doch tatsächlich eine Diskussion entstanden, ob das Verkehrsregime Innenstadt eine Zufahrt der Lastwagen mit den Bühnenelementen zulasse. Angesichts der Tatsache, dass nie geplant war, dieses Verkehrsregime vor oder während der Fasnacht bereits umzusetzen, darf man diese Aussage wohl im Bereich «Für eine Pointe dürfen Tatsachen auch mal etwas verbogen werden» ansiedeln.
So wollen auch wir von der TagesWoche noch eine Pointe wagen, die vielleicht nicht ganz so originell ist, aber den Tatsachen entspricht: Die Fasnachts-Medienkonferenz fand in der Baseldytsche Bihni statt. In einem Bühnenbild, das einen Garten vor einer Fachwerkwand darstellt. Das dazugehörende Stück, es handelt sich um ein Gastspiel des Cercle théâtral alsacien Mulhouse, trägt den Titel «A effentlig Ärgernisserregung», was Comité-Obmann Christoph Bürgin bei seinem Dank für das Gastrecht im schönen Kellertheater aber bewusst oder unbewusst verschwieg.
Wie an der Medienkonferenz des Fasnachts-Comités gesagt wurde, sei das Drummeli, das am Samstag, 22. Ferbruar Premiere haben wird, schon beinahe ausverkauft. Lediglich etwa 50 Plätze seien für die sieben Vorstellungen noch zu haben. «Wer sich vorgenommen hat, erst die Medienberichte abzuwarten, hat dieses Jahr wohl Pech», sagte Comité-Obmann Christoph Bürgin.