Vier Planerbüros beschäftigen sich mit der Zukunft des Industrieareals Klybeck. Der Verein «Zukunft.Klybeck» will garantieren, dass auch die Bevölkerung gehört wird. Vereins-Mitgründer Christoph Moerikofer erklärt, wie sich der Verein in den Planungsprozess einbringt.
Die Mitwirkung der Bevölkerung ist ein fester Bestandteil des Planungsprozesses Klybeck plus unter der Ägide der beiden Grundbesitzerinnen BASF und Novartis sowie des Kantons. Warum braucht es die Vereinigung «Zukunft.Klybeck»?
Der Begriff Mitwirkung ist schwammig. Faktisch handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt um eine Anhörung. Die Bevölkerung hatte Ende September 2016 die Möglichkeit, Wünsche zu formulieren; sie wird jetzt noch zweimal die Möglichkeit haben, auf Vorschläge von professionellen Planungsbüros zu reagieren. Aber das ist es dann. Die Bevölkerung hat kein wirkliches Mitsprache- oder Einspracherecht, also nicht die Möglichkeit, mitbestimmen zu können. Das bedauern wir. Die Bevölkerung muss zum partizipativen Teil des Entwicklungsprozesses werden. Aber natürlich ist uns auch klar, dass der ganze Prozess erst am Anfang steht.
Ist es Ihr Anliegen, die Grenzen der Mitsprache zu durchbrechen? Geht das überhaupt?
Rein rechtlich gesehen sind die Grenzen gesetzt. Aber wir können die Menschen vernetzen und eine Bewegung aufbauen, eine emotionale Atmosphäre entwickeln, die klarmacht, dass die Bevölkerung wirklich mitreden möchte. Die Bevölkerung ist da, sie steht bereit und hat Visionen, die sie realisieren lassen möchte oder selber realisieren will. Es sieht ja auch gut aus: Die Planungspartner scheinen tatsächlich interessiert zu sein daran, was die Bevölkerung will. Falls es aber so weit kommen sollte, dass an der Bevölkerung vorbeigeplant wird, wollen wir so stark verankert und so gut vernetzt sein, dass wir nicht sang- und klanglos untergehen, und doch auch etwas verhindern können, was nicht im Sinne der Bevölkerung wäre.
«Im Sinne der Bevölkerung» ist ein schwammiger Begriff. Prallen da nicht die unterschiedlichsten Ansprüche aufeinander?
Das ist wahr. Wir wollen die Ideen bündeln. Deshalb organisieren wir im April den zweieinhalbtägigen Workshop «Hack.Klybeck». Dort kann die Bevölkerung, die natürlich heterogen ist, ihre Ideen und Wünsche ausformulieren und konkretisieren, damit man ein genaueres Bild der Visionen bekommt, die wir dann vertreten können. Es haben sich bereits bei der ersten Beteiligungsveranstaltung Schwerpunkte herauskristallisiert: Gewünscht werden günstiger Wohnraum, eine offene Architektur, die Kommunikation und Austausch ermöglicht, die Verbindung von Wohnen und Arbeit. Möglichst viel Bausubstanz soll erhalten bleiben, es soll genügend Grünflächen geben sowie begrünte Dächer und Brücken zwischen den Dächern. Die Palette der Ideen ist gross.
Gewünscht ist also vor allem Vielfalt und nicht eine städtebauliche Monokultur wie im Erlenmattareal?
Absolut. Aber das steht auch in der Planungsvereinbarung der drei massgeblichen Partner BASF, Novartis und Basel-Stadt explizit so drin. Man will einen intelligenten Nutzungsmix, gefragt sind Mischnutzungen. Hier decken sich unsere Visionen mit denen der offiziellen Planer.
Was sind Ihre ganz persönlichen Visionen?
Wir geben uns Mühe, ergebnisoffen die Ansprüche der Bevölkerung zu vertreten. Wenn Menschen kommen, die Parkplätze für ihr Gewerbe wünschen, dann haben die genauso recht wie andere – auch wenn dies nicht unbedingt meinem persönlichen Anliegen entspricht. Mein persönliches Anliegen liegt in modernen Wohnformen, die durchlässig sind, im Mehrgenerationen-Wohnen. Mir liegt das Prinzip nahe, das wir auch bei unserem Social Muscle Club von nächsten Samstag verfolgen werden: Jeder Mensch hat Wünsche, aber gleichzeitig auch Ressourcen und etwas anzubieten. So liesse sich doch auch ein Quartier denken: im Idealfall ein dynamischer und vernetzter Teil der Stadt mit einer Community, die wirklich zusammenlebt und sich gegenseitig bereichert.
Sie sind Kulturschaffender. Was ist mit kulturellen Angeboten?
Kultur ist ein wichtiger Teil. Es soll auch Raum geben für laute Veranstaltungen. Wenn man die grossartige Chance hat, ein Quartier von Grund auf neu zu entwickeln, dann sollte man von Beginn weg Lösungen suchen, um den verbreiteten Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Nachtruhe und demjenigen, die Nacht eben nicht ruhig verbringen zu wollen, zu vermeiden. Es sind da bereits mehr oder weniger konkrete Ideen vorhanden, etwa die Backsteinhäuser an der Mauerstrasse, wo man sich ein Kulturzentrum vorstellen kann.
Wie geht es jetzt konkret weiter?
Vom 7. bis 9. April laden wir alle Interessierten zum grossen Ideen-Workshop «Hack.Klybeck» ein. Dort wird es unter anderem darum gehen, Wünsche und Ideen zu visualisieren. Bereits am kommenden Samstag organisieren wir als spielerisches Warm-up einen Social Muscle Club zum Thema «Zukunft.Klybeck».