«Die ganze Sache wird vom Sportamt extrem aufgebauscht»

Neue Vorschriften im Basler Frauenbad sollen Konflikte mit muslimischen Badegästen vorbeugen. Eine Bademeisterin kritisiert das Sportamt dafür scharf: Probleme habe es kaum gegeben.

Harmonischer als von den Behörden dargestellt: das «Fraueli» im Eglisee.

(Bild: zVg)

Neue Vorschriften im Basler Frauenbad sollen Konflikte mit muslimischen Badegästen vorbeugen. Eine Bademeisterin kritisiert das Sportamt dafür scharf: Probleme habe es kaum gegeben.

Im Frauenbad Eglisee muss die Hölle los sein. Oder vielmehr: gewesen sein. Ein ganzes Bündel an neuen Vorschriften soll muslimische Badegäste in der kommenden Saison in die Schranken weisen oder gleich vom Besuch des Bades abhalten: Kinder sind nur noch im Krabbelalter zugelassen, Mädchen unter 16 Jahren gar nicht, Badekleider müssen eng geschnitten sein, Strassenkleider sind selbst auf der Liegewiese nicht mehr erlaubt.

Sportamtleiter Peter Howald lancierte letzten August die Verschärfung mit drastischen Äusserungen auf «Onlinereports». Arianne (Name geändert) arbeitete zur selben Zeit im Frauenbad. Ihre Erfahrungen als Bademeisterin passen nicht ins Bild, welches das Sportamt skizziert:

Haben Sie Konflikte mit muslimischen Frauen miterlebt?

Es gab schon zwei-, dreimal Diskussionen. Aber die entstanden, wenn sich ältere Schweizer Damen an Badegästen mit Kopftuch störten. Ein paarmal beschwerten sich ältere Stammgäste auch über jugendliche Mädchen, die am Planschen waren, weil das spritzende Wasser sie beim Schwimmen störte.

Ein weiteres Problem sollen Knaben sein, die von Musliminnen aus dem Elsass ins Frauenbad mitgebracht werden.

Zunächst möchte ich festhalten, dass es nur an wenigen, sehr heissen Tagen der Fall war, dass eine grosse Anzahl von elsässischen Musliminnen mit dem Bus angereist sind. Zwei Mal mussten wir einen Jungen fragen, ob er über sechs Jahre alt war. Konflikte gab es deswegen nie.

Muslimische Badende sollen Mühe mit männlichem Personal gehabt haben.

Sie hatten es nicht gerne, wenn ein Mann das Becken beaufsichtigte. Sie haben sich dann schnell angezogen und fragten beim Bademeister nach, weshalb in einem Frauenbad Männer arbeiten. Sie sagten, ihre Religion würde es nicht erlauben, von einem Mann beaufsichtigt zu werden.

Und das führte zum Streit?

Nein. Männer werden sehr selten eingeteilt, meist bei Personalmangel oder wenn jemand Pause macht. Ich habe den Musliminnen, die sich gestört fühlten, die Situation erklärt. Sie waren stets freundlich, aber oftmals enttäuscht, dass das Personal nicht nur aus Frauen besteht.

Aber ganz ohne Anlass kann die heftige Kritik nicht sein.

Ich sehe die Konflikte bei einem Missverständnis der Kultur beider Seiten. Das Problem wird aber grösstenteils seitens der Stammkundinnen und des Sportamtes schwarz gemalt. Dazu beigetragen haben unter anderem regelmässige vom Personal des Sportamts verfasste Berichte, wobei diese es vor allem auf die Kleidung der Musliminnen abgesehen hatten, welche akribisch beschrieben wurde.

Angeblich gab es häufig Probleme mit Frauen, die nicht angemessen gekleidet waren, also in Unterwäsche oder Strassenkleidern ins Wasser stiegen. 

Natürlich ist es unhygienisch, wenn jemand mit dem BH ins Wasser steigt. Aber das ist praktisch nie passiert. Wir hatten zwei Fälle von Frauen mit sehr bedeckenden Badekleidern. Wir haben dann nachgefragt und die Regeln erklärt, aber sie konnten aufzeigen, dass es sich dabei um spezielle Badekleider handelte.

In Ihren Augen sind die Massnahmen überflüssig?

Die ganze Sache wird vom Sportamt extrem aufgebauscht. Es braucht keine Regeln, die einzelne Frauen nur wegen ihrer Religion diskriminieren.

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