Die Geschichte der Zwischennutzungen in Basel als interaktiver Zeitstrahl

Basel hat eine bewegte Geschichte mit Besetzungen, Zwischennutzungen und Umnutzungen. Mit dieser interaktiven Zeitleiste können Sie die Alte Stadtgärtnerei, den Werkraum Schlotterbeck und ein autonomes Jugendzentrum besuchen.

Basel hat eine bewegte Geschichte mit Besetzungen, Zwischennutzungen und Umnutzungen. Mit dieser interaktiven Zeitleiste können Sie die Alte Stadtgärtnerei, den Werkraum Schlotterbeck und ein autonomes Jugendzentrum besuchen.

Mit Jubiläen ist es so eine ­Sache. Es wird eine Zeitspanne zu einem zurückliegenden Ereignis gefeiert mit einer Zahl als Anlass, um zurückzublicken. In diesem Fall sind es 25 Jahre Werkraum Schlotterbeck. Am 22. Oktober 1990 wurde die erste Basler Zwischennutzung, wie wir sie kennen, vertraglich fixiert. Es gibt nun kein Fest und doch genug ­Anlass, dieses wegweisende Projekt zu beleuchten.

Die Tränengasschwaden aus dem Kampf um Freiraum in den Achtzigern ­waren noch nicht ganz verzogen, da erhob sich das Raumschiff Schlotterbeck in das Kultur- und Gesellschaftsleben dieser Stadt. 80 Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen mieteten für drei Jahre ein Stockwerk einer alten Grossgarage aus den 1920er-Jahren und wagten ein bis ­dahin undenkbares Experiment. Für Künstler und Handwerker war es damals schwierig, günstigen Raum zu ­bekommen.

Vielmals überstieg eine markt­übliche Miete die Möglichkeiten der Kreativindustrie, die ­damals noch Kunstgewerbe genannt wurde. Anstelle der Garage Schlotterbeck, wo 60 Jahre lang an Jaguar und Citroën geschraubt wurde, sollte der neue Sitz der Schweizerischen Volksbank errichtet werden. Die Bank ermöglichte für die Zeit bis zum Abbruch eine Zwischennutzung mit der interessierten bunten Nutzerschaft.

Künstler, Designer, Tänzer, ein Clown, eine Kaffeemaschinenwerkstatt, ein Sattler, zwei Schreiner, drei Schlosser und einige Vertreter undefinierter Berufsgattungen schafften nebst ihren eigenen Tätigkeiten in der 3000 Quadratmeter grossen Halle eine soziale Plastik, an der die ganze Stadt teilnehmen konnte.

Herzstück war die Kantine, wo der Austausch unter der Nutzerschaft täglich zelebriert wurde. Partys, Vorführungen aller Art, Designprojekte, Symposien waren an der Tagesordnung. Die Grenze zwischen Mietern und Gästen war sehr fluid und für Besucher nicht ohne Weiteres ersichtlich.

Der Werkraum Schlotterbeck hat der Politik, der Wirtschaft und der kulturellen Öffentlichkeit bewiesen, dass es sich für alle Beteiligten lohnt, Zwischennutzungen und Umnutzungen für brachliegende Flächen zu wagen. So betrachtet war der Werkraum Schlotterbeck ein Wegbereiter für weitere Projekte, die heute noch bestehen (Werkraum Warteck, Unternehmen Mitte, Gundeldingerfeld) oder auch schon Geschichte sind (nt/Areal, @home, Epoque, Bell, Stücki).

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