Die Industriellen Werke Basel wollen zum Hightech-Unternehmen werden

Wegen gewichtiger Rückstellungen ist der Gewinn der IWB 2014 deutlich geschrumpft, besonders die Wasserkraft bereitet Sorgen. Gleichzeitig feilt der Energieversorger an seiner Neuerfindung.

Die IWB möchten die Voltahalle selbst bespielen, die Post geht weiterhin vis-à-vis ab, im Nordstern. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Wegen gewichtiger Rückstellungen ist der Gewinn der IWB 2014 deutlich geschrumpft, besonders die Wasserkraft bereitet Sorgen. Gleichzeitig feilt das Unternehmen an seiner Neuerfindung.

Das Wasser bereitet den Industriellen Werke Basel (IWB) Kopfzerbrechen. Nicht das Trinkwasser, mit dem sie Basel beliefern. Dieser Absatz stieg im 2014 gegenüber dem Vorjahr sogar: 28,3 Millionen Kubikmeter flossen, vier Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Vielmehr ist es die Wasserkraft, die die IWB zum Grübeln bringen.

Wasserkraft, beschreibt CEO David Thiel, sei gehörig unter Druck, und der Energiestrategie 2050 des Bundes wirft er gar vor, die Rechnung ohne die Wasserkraft zu machen. Die kippte nämlich in den vergangenen zwei Jahren ins Negative, will heissen: Die Produktion von Wasserstrom ist teurer als der Erlös für den Verkauf desselben Stroms. Der deckt immerhin 60 Prozent des Schweizer Bedarfs ab.

Schuld daran sind aus Sicht der IWB die sinkenden Preise für Öl, Erdgas, Kohle und CO2, die anhaltend tiefen Strompreise, die massive Förderung neuer erneuerbarer Energien in der Europäischen Union und die Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses. Thiel fordert Taten und Investitionen. Das Bundesamt für Energie agiere in dieser Hinsicht leider sehr zurückhaltend. «Gemeinsam mit der Politik müssen wir Lösungen finden», sagt der IWB-CEO.

Mehr Gewinn an den Kanton ausgeschüttet

Da wirken die Zahlen des Jahres 2014, die die IWB am Donnerstag präsentierten, fast zweitrangig. Ein Blick darauf lohnt sich trotzdem, denn der Gewinn des Unternehmens schrumpfte immerhin von 90 Millionen Franken im Jahr 2013 auf 37 Millionen im Berichtsjahr.

Allerdings erschreckt diese Zahl nur auf den ersten Blick. Zwar ringt die Erfolgsrechnung mit der milden Witterung, weshalb die Basler rund zehn Prozent weniger Fernwärme und Erdgas bezogen, und auch der Stromabsatz schrumpfte um vier Prozent auf 1313 Gigawattstunden. Aber, wie Thiel zusammenfasst, «die IWB sind solide, gesund und gut aufgestellt». Mit 31 Millionen Franken liegt die Gewinnausschüttung an den Eigentümer, den Kanton Basel-Stadt, sogar geringfügig über jener des Vorjahres.

Ausserordentliche Rückstellungen betragen fast 60 Millionen

Schliesslich kam das im Vergleich zum Vorjahr kleine Jahresergebnis aufgrund einer ausserordentlichen Rückstellung von 50,7 Millionen Franken zustande. Mit ihr will das Unternehmen den anhaltend tiefen Preisen an den europäischen Grosshandelsmärkten begegnen. Weitere 7,9 Millionen Franken stellte die IWB für den Ausbau des Glasfasernetzes zurück. Im Gegensatz zur 50-Millionen-Rückstellung sei diese aber durchaus erfreulicher Natur, sagt Finanzchef Michael Ackermann, denn das Interesse vonseiten Liegenschaftseigentümern und Providern, namentlich der Sunrise, sei sehr gross: «Wir sind im Fahrplan und rechnen auch in Zukunft mit einer hohen Dynamik.»

Das ist die eine Seite der Medaille, quasi das Tagesgeschäft. Doch das wird nach und nach durchsetzt – von der Zukunft, die rasend schnell zur Gegenwart wird. Ein Stromversorger in den Wogen des mannigfaltigen Wandels, das ist an sich nichts Neues. Die IWB aber wollen diesem Wandel nicht nur begegnen; sie wollen ihn mitprägen. Den 2010 beschlossenen Ausbau der Wind-, Solar- und Biomasseanlagen haben sie bereits 2014, ein Jahr vor der Deadline, erreicht.

Ein neuer Name wäre fällig

Geht es nämlich nach den IWB, wird sich das Unternehmen bald einen neuen Namen suchen müssen. Denn als Industrielle Werke Basel passt eigentlich nur noch die Ortsangabe in das Konzept des Energieversorgers, das er mit einem Image-Film auf seiner Website umreisst. Die IWB wollen smart werden, «Smart IWB» lautet ihr Slogan, auferlegt von Grossem Rat und Regierung im Leistungsauftrag 2015 bis 2018.

Das ist auch der Horizont, in dem das Unternehmen vom Infrastrukturunternehmen zum modernen, digitalisierten und integrierten Dienstleister werden will. Die IWB wollen die Netzinfrastrukturkosten mit Big Data senken, so etwa Überkapazitäten abbauen und Erneuerungsintervalle optimieren. Heute noch vorwiegend Netz- und Grosskraftwerkbetreiber, will der Energieversorger künftig selber dezentrale Dienstleistungen anbieten.

Heute noch vorwiegend Netz- und Grosskraftwerkbetreiber, wollen die IWB künftig selbst dezentrale Dienstleistungen anbieten.

«Wir kommen in eine neue Welt ohne Atomstrom», prophezeit David Thiel und definiert die Rolle der IWB neu. Er träumt von Daten-, Strom- und Wärmenetzen im Verbund – und den IWB als Schaltzentrale mittendrin, als Anbieter von smarten Heim- und Optimierungslösungen, vom Bindeglied zwischen zentralem Netz und privaten Kleinkraftwerken. Thiel ist überzeugt: «Es wird auch in Zukunft ein zentrales System brauchen, wenn die dezentralen Speicher leer sind.»

Dieses zentrale System – namentlich das Strom-, aber auch das Trinkwassernetz – wird in den kommenden Jahren Millionen an Investitionen fordern, die Rede ist von 500 Millionen Franken in den kommenden zehn Jahren. Grossanlagen müssen ersetzt werden. Und die ältesten Stromanschlüsse in Basel sind über 90-jährig – bei einer gängigen Halbwertszeit von 40 Jahren.

Nächster Artikel