Die KV-Betriebe in Basel haben Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen

Die kaufmännischen Lehrbetriebe haben mehr und mehr Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu vergeben. Schweizweit dominiert die Branche, wenn es um freie Lehrstellen für den Sommer 2016 geht. Ein Besuch an der ersten Lehrstellenbörse in Basel bestätigt die schwierige Situation.

KV-Lehrlinge durchlaufen eine anspruchsvolle Ausbildung. Wer dem gewachsen ist, sucht sich allerdings lieber einen anderen Weg in die Berufswelt.

(Bild: KEYSTONE/Gaetan Bally)

Die kaufmännischen Lehrbetriebe haben mehr und mehr Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu vergeben. Schweizweit dominiert die Branche, wenn es um freie Lehrstellen für den Sommer 2016 geht. Ein Besuch an der ersten Lehrstellenbörse in Basel bestätigt die schwierige Situation.

Die kaufmännische Lehre hatte das Image einer soliden Berufsausbildung, die Lehrstellen in diesem Bereich waren dementsprechend begehrt. Neue Zahlen, die der «Blick» kürzlich veröffentlichte, bestätigen den gegenteiligen Trend: Das KV führt die Branchen-Liste mit noch freien Lehrstellen für den Ausbildungsbeginn im Sommer 2016 an. 678 KV-Lehrstellen sind schweizweit noch zu vergeben.

Dass die Situation für die KV-Lehrbetriebe auch in Basel ähnlich schwierig ist, kann im Moment nicht bestätigt werden. Zumindest nicht in Zahlen. René Diesch vom Erziehungsdepartement Basel-Stadt liegen keine branchenspezifische Zahlen über die abgeschlossenen Lehrverträge vor. Er könne nur sagen, dass per Ende März bereits die Hälfte von rund 2000 Lehrstellen in allen Bereichen vergeben sei. Das seien im Vergleich zum Vorjahr gut 100 Stellen mehr, die schon besetzt sind und dementsprechend sei die Lage «durchaus positiv».

Hohe Ansprüche, noch höhere Ziele

Dass sich für die KV-Lehrbetriebe die Suche nach passenden Lehrlingen schwierig gestaltet, bestätigt aber auch Diesch: «Die KV-Lehre gilt nach wie vor als sehr anspruchsvoll.» Darin liege das Problem. Jene, die über ein passendes Profil für die Lehre verfügen würden, streben lieber gleich einen höheren Ausbildungsweg an, erklärt Diesch.

Für den stellvertretenden Leiter der Berufsbildung im ED gibt es aber noch eine weitere Erklärung für das schwindende Interesse an der Branche, aber die sei «mehr Spekulation» als Wissen: Er könne sich vorstellen, dass die Angst vor einer zukünftigen Rationalisierung von KV-Arbeitsstellen das Interesse an einer Lehre in diesem Bereich schmälert. Tatsächlich könnte durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung der Roboter in den nächsten 20 Jahren jeder zweite Job verschwinden, viele davon mit direktem Bezug zur Kaufmännischnen-Branche wie eine Studie im Auftrag von «ECO» darlegt.

An der ersten Lehrstellenbörse in Basel zeigt sich keine andere Situation

Auch an der Lehrstellenbörse Basel, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, bestätigt sich bei einem Besuch die schwierige Situation. In der kleinen Halle auf dem Dreispitz, in der sich Lehrstellensuchende mit ihrem Dossier unterm Arm an den Ständen der Lehrbetriebe präsentieren, finden sich auch einige KV-Betriebe.

Am Stand der Migros Basel, die drei KV-Lehrstellen anbietet, sagt die verantwortliche Ana Gasic: «Wir kämpfen auch.» Bisher seien kaum Bewerbungen eingegangen und alle KV-Stellen noch zu vergeben. In den Vorjahren waren diese Stellen bereits Ende März mit einem passenden Bewerber besetzt, erläutert Gasic. 

Ähnlich tönt es einige Tische weiter bei der Baloise Versicherung. Sie sei nun schon 14 Jahre am Rekrutieren von Lehrlingen, sagt Jaqueline Fuchs dort, und die Suche gestalte sich immer wie schwieriger. Von insgesamt zwölf KV-Lehrstellen sind bei der Baloise bis heute gerade mal drei besetzt. Auch hier liegt der Grund bei den eingehenden Bewerbungen, wie Fuchs sagt: Sie genügen oftmals nicht den hohen Anforderungen.

Die Lehrstellenverantwortliche der Baloise vermutet ähnlich wie René Diesch vom Erziehungsdepartement, dass die passenden Kandidaten «Höheres anstreben» und einen weiteren Schulabschluss der Lehre vorziehen. Dabei liege der Reiz einer KV-Lehre doch gerade darin, sagt Fuchs, dass man mittels Berufsmatur ein Studium in Angriff nehmen könne und nebenbei auf dem erlernten Beruf arbeiten kann.

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Mehr zur Lehrstellenbörse im Bericht des «Regionaljournals Basel/Baselland» vom SRF:

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