Die Papeterie Hug an der Metzerstrasse schliesst nach 35 Jahren

35 Jahre lang haben Elisabeth und Marcel Hug im St. Johann ihre Papeterie geführt. Nun schliessen sie ihren Laden an der Ecke Krayenrain/Metzerstrasse.

Gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Elisabeth und Marcel Hug.

(Bild: Nils Fisch)

35 Jahre lang haben Elisabeth und Marcel Hug im St. Johann ihre Papeterie geführt. Nun schliessen sie ihren Laden an der Ecke Krayenrain/Metzerstrasse – es hat sich kein Nachmieter gefunden.

Zugegeben: Unsereins geht selten in Papeterien. Wer Blätter, Schreibzeug oder sonstwie übliche Papeterieware braucht, der geht kaum noch zum Spezialisten. Kann man alles auch beim Detailhändler haben und direkt zusammen mit dem Wocheneinkauf erledigen. 

Marcel Hug nickt. Er kennt das Problem. Seit 35 Jahren führt seine Frau Elisabeth Hug die Papeterie im unteren St. Johann, er selbst steht seit seiner Pensionierung vor acht Jahren hinter der Kasse und in der Kammer hinter dem geräumigen Verkaufsraum, wo sich – fein säuberlich – die ganzen Büropapiere türmen. Die Kundschaft fehle zwar keinesfalls, betonen beide. Nur würden halt schon vorwiegend dieselben Kunden kommen. «Sehr treue Kunden», sagt Frau Hug und lächelt. Wie die ältere Stammkundin, die kürzlich im Laden angefangen habe zu weinen. Wegen der Schliessung? Frau Hug nickt. «Das ist schon sehr berührend.»



Schon bald steht hier ein Grafikerbüro statt der Papeterie.

Schon bald steht hier ein Grafikerbüro statt der Papeterie. (Bild: Nils Fisch)

In 35 Jahren verändert sich einiges. Frau und Herr Hug haben das St. Johann als altes Quartier in Erinnerung – viele ältere Herrschaften, einige von ihnen haben bis zu ihrem Tod ihre Schreib- und Bastelwaren bei ihnen besorgt. Heute gebe es viel mehr Expats und junge Familien. Die kaufen lieber Büromaterial als Geschenkartikel und Bastelutensilien. Die Druckerpatronen und verschiedenen Stifte verkaufen sich denn auch besser als die gläsernen Kerzenständer und Figürchen.

Blick ins Fotoalbum

Auch der Raum der Papeterie hat sich verändert. «Warten Sie kurz, wir haben bestimmt noch ein paar alte Fotos hinten!», ruft Herr Hug und verschwindet in der Bürokammer. Er sucht kurz, findet sie nicht, aber bringt sie später noch auf der Redaktion vorbei: Ein braunes Fotoalbum mit Aufnahmen, die den Laden vor dem Umbau zeigen, als er noch aus zwei separaten Räumen bestand.



Die Papeterie Hug damals…

Die Papeterie Hug damals… (Bild: Marcel Hug)



…und heute.

…und heute. (Bild: Nils Fisch)

Andere Fotos zeigen Herrn Hug, wie er die Wände neu streicht, Frau Hug wie sie die Regale füllt, Schaufenster mit schönster Saison-Dekoration. «Das hat meine Frau immer alles selber gemacht», sagt Herr Hug stolz und zeigt ein Foto mit seinem Lieblingsfenster drauf: Weihnachten, mit goldenem Lametta.




Ende April wird die schmale Glastür der Papeterie Hug zum letzten Mal geöffnet sein. Nachfolger haben die Hugs keine gefunden. «Die Jungen scheuen sich vor dieser Aufgabe. Oder haben kein Geld.» In die Räumlichkeiten mietet sich eine junge Grafikerin ein.

Nach 35 Jahren verabschieden sich Frau und Herr Hug jetzt also von der Metzerstrasse und fahren erst einmal in die Ferien. Das haben sie früher nie gemacht, abgesehen von den zehn Tagen Skiferien im Januar. Und, kommt da nicht Freude auf? Die beiden schauen sich an. Herr Hug sagt: «Für mich ist es ein ‹endlich!›.» Er zeigt auf seine Frau. «Für sie ein ‹schon›.» Sie lachen. Es ist gut so. 

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Die Papeterie Hug hat zum letzten Mal am Mittwoch, 26. April, geöffnet. Ein kleiner Abschiedsapéro ist geplant.

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