Der Umbau des Bahnhofs SBB schreitet voran. Der CVP-Grossrat Oswald Inglin kritisiert die Kantonsverwaltung, ihr gleite die Gesamtplanung aus der Hand.
Neben dem Meret Oppenheim-Platz am Bahnhof SBB stehen die Bagger bereit. Die SBB bauen dort ein Hochhaus sowie ein unterirdisches Logistikzentrum. Auf der Ostseite an der Hochstrasse steht die Bewilligung für einen Neubau aus.
Der CVP-Grossrat und Vorsitzende des Vereins neue Gruppe Bahnhof (nGB), Oswald Inglin, übt dabei harsche Kritik am Vorgehen des Kantons. In den nächsten Wochen will er mit der nGB einen Anzug einreichen, der von der Regierung einen neuen Masterplan für den SBB-Umbau fordert.
Herr Inglin, der Umbau des Bahnhofs SBB schreitet voran. Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf?
Nein. Es gibt keine koordinierte Planung. Jeder macht, was er will und wurstelt vor sich hin.
Zum Beispiel?
Die SBB bauen das Logistikzentrum. Damit ist die Personenunterführung und Gestaltung des Meret Oppenheim-Platzes bereits vorgegeben. Die Vorschläge der nGB – beispielsweise einen breiteren Zugang auf der Gundeldinger-Seite zu bauen – können so nicht mehr realisiert werden.
Im Untergrund neben dem Meret Oppenheim-Platz, wo derzeit Velos stehen, wird das neue Logistikzentrum der SBB gebaut. Nebenan entsteht bis 2019 ein neues Hochhaus. (Bild: Jeremias Schulthess)
Das betrifft Ihre Vorschläge, jedoch nicht die Gesamtplanung.
Ein weiteres Beispiel für die Fehlplanung ist der Neubau an der Hochstrasse, wofür nun eine zweite Baupublikation vorliegt.
Der Neubau ist jedoch noch nicht bewilligt.
Wenn dieser Neubau kommt, ist bereits ein weiteres Präjudiz geschaffen. Die Testplanungen, die drei Architekturbüros in den vergangenen Jahren für eine Querung im Bereich der Peter Merian-Brücke ausgearbeitet haben, wären damit verunmöglicht. Diese Testplanungen sahen für die Häuserzeile an der Hochstrasse andere Neubauprojekte vor, die einen attraktiven Zugang zum Gundeldinger-Quartier bilden würden.
Das BVD ist dabei, diese Situation zu prüfen.
Ich habe aber das Gefühl, das Bau- und Verkehrsdepartement plant, ohne die Gesamtsituation zu betrachten. Im Fall der Hochstrasse müsste das BVD in enger Zusammenarbeit mit den SBB Pläne entwickeln. Und das passiert meines Wissens nicht.
Für die Häuserzeile an der Hochstrasse bestehen Neubaupläne. Das Bau- und Gewerbeinspektorat hat den Abriss und Neubau jedoch noch nicht bewilligt. (Bild: Jeremias Schulthess)
Sobald konkrete Pläne erarbeitet sind, soll auch eine öffentliche Debatte darüber stattfinden, schrieb das BVD im November 2015.
Die SBB bauen aber jetzt. Was wollen Sie da später noch planen? Die SBB machen, was sie wollen und die Stadt schaut dabei zu. Dabei müsste die Stadt doch einen Masterplan für den Umbau am Bahnhof SBB vorlegen. Der erste Masterplan stammt aus dem Jahr 1986. Interessanterweise gibt es für die Planungen am Badischen Bahnhof ein Gesamtkonzept, für den Bahnhof SBB jedoch nicht.
Wie würde denn eine sinnvolle Planung aussehen?
Die nGB hat einen Strategieplan vorgestellt, der zum Beispiel eine verlängerte Personenunterführung zwischen Gundeli und Innenstadt vorsieht – was einer alten Forderung des Quartiers entspricht. Ausserdem könnte der Platz vor der Markthalle ausgebaut werden, um den Centralbahnplatz zu entlasten. Solche Projekte müsste der Kanton in seine Planung miteinbeziehen und zusammen mit den SBB abstimmen. Die SBB hat kein Interesse daran, mehr zu bauen, als für den Personenverkehr nötig. Hier müsste die Stadt eine städtebauliche Vision präsentieren und diese vorantreiben.
Oswald Inglin, CVP-Grossrat und Vorsitzender der «neuen Gruppe Bahnhof», bei einer Medienkonferenz im September 2015 anlässlich des SBB-Umbaus. (Bild: Daniela Gschweng)