Die Skuba verlässt den VSS nicht zum ersten Mal

Zu teuer und zu wenig Nutzen: Die Skuba will Geld sparen und verlässt den Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS). Die Beziehung zwischen beiden Seiten ist seit einiger Zeit kompliziert. Sie zu erhalten würde sich trotzdem lohnen.

Im vergangenen Jahr zahlte die verschuldete Skuba rund 54'000 Franken an den VSS. Exakt so viel Geld, wie sie jedes Jahr an die Universität zurückzahlen muss. (Bild: GAETAN BALLY)

Zu teuer und zu wenig Nutzen: Die Skuba will Geld sparen und verlässt den Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS). Die Beziehung zwischen beiden Seiten ist seit einiger Zeit kompliziert. Sie zu erhalten würde sich trotzdem lohnen.

Die studentische Körperschaft der Universität Basel – kurz Skuba – muss kapitulieren. Der Traum einer selbstverwalteten Beiz ist nach kurzer Zeit geplatzt. Die Niederlage mit dem «Caffè Bologna» kostet die Skuba teure 360’000 Franken und zwingt sie, den Gürtel massiv enger zu schnallen.

Die Diät, die sich der Studierendenrat in Basel notgedrungen verschrieben hat, geht an die Substanz. Auf sieben Jahre ist der Sanierungsplan mit der Universität angesetzt, die für die Schulden kurzfristig eingesprungen ist.

Die Skuba muss schmerzhafte Kürzungen und Einsparungen vornehmen, darüber sind sich alle einig. Nebst den Verwaltungskosten, ist die Mitgliedschaft im Verband der Schweizer Studierendenschaften – kurz VSS – einer der grössten Posten im bescheidenen Budget. Im letzten Jahr flossen mehr als 54’000 Franken zum Dachverband nach Bern.

Exakt so viel Geld, wie die Skuba jährlich an die Universität zurückzahlen muss. Die Versuchung die Summe einzusparen, wurde unwiderstehlich. An der Sitzung vom 3. März beschloss der Studierendenrat den Austritt aus dem Verband.

Zu wenig Vertrauen in den VSS

Thibaut Meyer, der im Studierendenrat den Antrag zum Austritt aus dem VSS gestellt hat, begründet seine Entscheidung so: «Der Mehrwert der Mitgliedschaft im VSS hat sich mir und anderen nicht erschlossen. Die geladenen Vertreter des VSS konnten uns nicht überzeugen. Die Problematik, die vom Skuba Vorstand erläutert wurde – lange, nicht zielführende Diskussionen, wenig Akzeptanz für abweichende Meinungen, kurzfristig angesetzte Sitzungen mit wenig Output – konnten nicht entkräftet werden. Die gravierenden finanziellen Probleme der Skuba kamen hinzu.»

Die Mehrheit der anwesenden Rätinnen und Räte teilte an der konstituierenden Sitzung diese Meinung und hat den Austritt per Ende 2015 aus dem VSS beschlossen. Viele von ihnen sind frisch gewählt und hatten noch keine Gelegenheit den VSS persönlich kennenzulernen. Was sie darüber gehört haben, gefiel ihnen nicht.

Der VSS selbst vertritt die Studierenden in nationalen und internationalen Gremien und sorgt sich um ihre Interessen. Die Diskussionsfreude der Mitglieder und die zum Teil harsche interne Kritik deuten darauf hin, dass dies nicht immer nach dem Gusto aller geschieht.

Skuba hadert seit langem

Lea Oberholzer, Geschäftsleitungsmitglied des VSS, erklärt: «Das ist für den VSS typisch und nicht weiter problematisch, den Sektionen ist aber bewusst, dass eine nationale Vertretung der Studierenden grossen Sinn macht.» Der gemeinsame Auftritt ist förderlich, denn die Arbeit des VSS greift weit. Dieses Jahr kommt die 2010 lancierte Stipendieninitiative zur Abstimmung. Solche Projekte verlangen Entschlossenheit und die Mitarbeit aller Beteiligten, trotzdem ist die Exit-Strategie im VSS durchaus geläufig.

Ein Blick in die Archive des fast hundertjährigen Verbands zeigt, dass bereits einige Sektionen aus politischen und finanziellen Gründen den Verband verlassen haben, um später wieder um Einlass zu bitten, weil sie Hilfestellung, Solidarität und die politische Stimme der anderen Sektionen benötigten.

Die Skuba ist eines dieser tänzelnden Mitglieder. Seit der Wiedereinführung der öffentlichen Körperschaft 1995 war der Beziehungsstatus von Skuba und VSS kompliziert.

In den Sitzungsprotokollen lässt sich das jahrelange Hin und Her nachlesen. Auf ein Moratorium der Beiträge bis 1999 folgte im Jahr 2001 die Androhung des Austrittes, weil der VSS auf die Zahlungen bestand.

Die angehäuften 200’000 Franken Schulden waren für die Skuba aber nicht bezahlbar und 2003 erfolgte der definitive Abgang aus dem Dachverband. Der VSS selbst diskutierte juristische Schritte und Betreibung, die am Schluss doch nicht eingeleitet wurden.

Schulden, Austritte und Protest

Vier Jahre später trat die Basler Körperschaft wieder in den VSS ein und bat um Hilfe. An der Universität sollten einige Seminare geschlossen werden und bei den Verhandlungen zum Staatsvertrag beider Basel über die Trägerschaft der Uni drohte der Skuba die Abschaffung. Diese Herausforderungen waren für die junge und wenig erfahrene Studierendenschaft zu gross und der Schulterschluss mit dem VSS notwendig. Die Zusammenarbeit war erfolgreich, die Skuba blieb bestehen und engagierte sich wieder aktiv im VSS.

Aber schon kurze Zeit später, 2008, kam es zum nächsten Eklat. Die Skuba musste den VSS um Geduld bitten, weil sie nach einem Veruntreuungsfall ihre Beiträge nicht begleichen konnte. Die Zahlungen der Basler wurden bis 2010 gestundet und dann teilweise erlassen.

Knapp fünf Jahre später wiederholt sich die Geschichte. Die Skuba hat sich mit dem «Caffè Bologna» übernommen und steckt in der Klemme, der VSS erlässt einen Teil der Beiträge, aber das scheint nicht zu genügen. Kritik lässt nicht auf sich warten.

Viele Studierende an der Uni Basel fühlen sich vom Entscheid der Skuba überrumpelt und protestieren lautstark, die Unterschriftensammlung gegen den beschlossenen Austritt läuft bereits und die Abstimmung könnte wiederholt werden.

Die Skuba bräuchte Unterstützung

Linus Ruegge von der Fachgruppe Geschichte, welche die Sammlung vorantreibt, ist der Meinung, dass die Skuba ihre Prioritäten falsch setzt: «Ich finde, die Skuba sollte sich prioritär der politischen Arbeit widmen und die Interessen von uns Studierenden vertreten. Wenn dann noch Geld und Zeit übrig bleiben, kann die Skuba von mir aus gerne Studentencafés eröffnen und die Skubar quersubventionieren. Aber die Hochschulpolitik geht vor. Und die wird nun einmal zu einem wichtigen Teil auf nationaler Ebene gemacht.»

Der VSS seinerseits hat in den letzten Monaten versucht mit der Skuba zu verhandeln. «Unsere Delegiertenversammlung hat die finanziellen Probleme der Skuba bedauernd zur Kenntnis genommen und war gesprächsbereit. Der Beitrag wurde auf 17’000 Franken gesenkt, was schlussendlich bedeutet, dass einige andere Sektionen den Rest unter sich aufgeteilt haben», sagt Vertreterin Oberholzer.

Auch wenn die finanzielle Belastung auf beiden Seiten gross ist, scheint der Austritt der Skuba weder unausweichlich noch zielführend. Die Studierendenschaft steckt mitten in einer finanziellen Krise und plant gemäss Andreas Pehr, Vorstandsmitglied der Skuba, eine umfangreiche Strukturreform. Zudem hat sie gegen die 2013 in Basel beschlossene Studiengebührenerhöhung juristische Schritte eingeleitet: «Momentan wird unsere Beschwerde von der Rekurskommission geprüft», sagt Pehr. Die Expertise des VSS hat die Skuba bereits erhalten, Lea Oberholzer vom VSS bestätigt, dass die Verbände sehr eng zusammenarbeiten. Es gab mehrere Sitzungen mit dem Vorstand der Skuba.

Würde die Skuba die Klage weiterziehen wollen, wäre die Unterstützung des VSS weiterhin – politisch und finanziell – sicher nützlich und genau dem Zweck einer solchen Organisation entsprechend, wie vergangene Ereignisse zeigen. Ob und wie die Beziehung weitergeführt wird, entscheidet sich nun voraussichtlich an der Studierenden-Urne.

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Romina Loliva war zwischen 2010 und 2012 Vorstandsmitglied des VSS.

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