Die Bäckerei ist längst weg. Doch das Schild hängt immer noch beim Rümelinsplatz. Warum eigentlich?
Ein ganzes Jahrhundert lang duftete es in der Grünpfahlgasse nach frisch gebackenem Brot, nach Brezeln und nach Fastenwähen. Diese Zeiten sind vorbei. Die 1897 eröffnete Bäckerei Wullschleger ist längst nicht mehr. 2001 machte Max Wullschleger, der die Bäckerei von seinem Vater übernahm, der sie wiederum von seinem Vater übernommen hatte – vor zwölf Jahren also machte Max Wullschleger den Backofen für immer aus.
Geblieben ist das Signet, die wohl grösste Brezel oder besser gesagt die wohl grösste Fastenwähe der Stadt. «Brezel und Fastenwähe, das ist nicht dasselbe», sagt Max Wullschleger (78). Auch darauf legt er Wert. Und diese Fastenwähe, die kommt nicht von ungefähr. Die Leute standen zur Fastenzeit Schlange für das stadtbekannte Gebäck aus dem Ofen der Wullschlegers. So kam Max Wullschleger die Idee für das Signet.
Kampf um die Bewilligung
Nach Ladenschluss zeichnete der gelernte Bäcker und Konditor die Wähe mit den beiden Backschaufeln und gab die Skizze einem Binninger Goldschmied zur Ausführung. Am Ende hätte ihm die Allmendverwaltung fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Fast ein halbes Jahr lang musste er für die Bewilligung kämpfen. Früher war eben nicht alles besser.
Als Wullschleger die Bäckerei schloss, hätte er das Signet verkaufen können. Doch das brachte er nicht übers Herz. Nicht nur ihn freut das Erinnerungsstück, das bis heute an der Ecke hängt. Auch die Allmendverwaltung kann sich freuen. Wullschlegers Familie zahlt weiterhin Allmendgebühren dafür, obwohl die Fastenwähe mit dem jetzigen Modegeschäft nichts, aber auch gar nichts gemein hat.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 29.11.13