Irgendwann kam jeder von uns an seine Grenze. Bei mir wars der Moment, als Sportredaktor Samuel Waldis kurz vor Ablauf der Zeit meinte, die angespannte Stimmung mit dem Soundtrack von Indiana Jones auflockern zu müssen: «Mach das weg Sämi, das können wir jetzt wirklich nicht brauchen!»
Dem kulturaffinen Dominique Spirgi riss der Geduldsfaden, als wir uns für einen Teamnamen entscheiden mussten und sein Vorschlag «Ronja und die Räubertöchter» der Variante «Mickey Maus» unterlag: «Nein, das find ich dermassen doof!»
Und Praktikantin Rosa Schmitz, zuvor von beeindruckender Coolness und hochkonzentriert, verlor die Fassung, als sie im Schwarzlicht bemerkte, wie viele Fusel sich auf ihrem roten Oberteil angesammelt haben: «Wo kommt denn dieses ganze Zeug jetzt her? Echt! Und warum geht das nicht mehr ab?»
Ein wackerer Haufen
Ein wackerer Haufen aus TagesWoche-Mitarbeitern hat sich dieser Tage in den Untergrund vorgewagt. Wir versuchten uns im Kultur- und Kulinarik-Keller Central Station an der «Escape Station», die neueste Ergänzung im immer grösser werdenden Angebot dieser Live-Abenteuer, bei denen man als Gruppe viele Rätsel lösen muss, um sich aus einem Raum zu befreien.
Die Story geht so: Nach dem Chemieunglück in der Schweizerhalle gibt es im Basler Untergrund eine uralte Pipeline, durch welche noch immer giftiges Zeug fliesst. Die Röhre droht zu platzen, und wir haben 60 Minuten Zeit, uns und die ganze Stadt zu retten. «Ich kann mit diesem Druck nicht umgehen», kichert Volontärin Ronja Beck mit leicht hysterischem Einschlag.
Vom Spiel und den einzelnen Rätseln sei hier nichts verraten. Bis auf zwei Anekdoten:
Unterwegs begegneten wir einer Mäusefamilie. Eine Begegnung, die im Falle von Dominique Spirgi auf Augenhöhe stattfand. Er liess sich im Spielfuror nicht davon abhalten, im feinen Zwirn auf dem Boden rumzukriechen. Und prompt dudelte auf dem Notfall-Smartphone eine SMS-Nachricht von der Spielleitung ein mit der Bemerkung: «Dr Alt isch wiider an der Rööre» – eine Nachricht, die auf wundersame Weise sogleich darauf wieder verschwand.
Ronja Beck stieg im letzten Raum zielstrebig ins Giftbecken, was zur alarmierenden Mahnung führte: «Du vergiftest Dich.» Was Kollege Waldis später aber nicht von seinem Ansinnen abbrachte, im Giftbecken ein paar diffus erkennbare Stufen hochsteigen zu wollen (wovon wir anderen ihn glücklicherweise abhalten konnten).
Kurz: Wir hatten einen Heidenspass und verkrachten uns entgegen aller Erwartungen auch nicht. Mit einer komfortablen Zeitreserve von acht Hundertstelsekunden war das Giftunglück abgewendet.